Von Geschichte zu Geschichte fliegen

by Zeichensetzerin Alexa

Rocio Bonilla erzählt in „Der höchste Bücher­berg der Welt“ von einem Jun­gen, der das Flie­gen lernt – aber anders, als man zunächst anneh­men könnte. Zei­chen­set­ze­rin Alexa hat ihn bei sei­nen Aben­teu­ern begleitet.

Lukas wünscht sich nichts sehn­li­cher, als flie­gen zu kön­nen. Er bas­telt unter­schied­li­che Flü­gel: „große, kleine, mit Federn, aus Papier oder Pappe“, aber es funk­tio­niert nicht. Da beschließt er, dem Weih­nachts­mann einen Brief zu schrei­ben: „Bitte, bitte, bitte bring mir Flü­gel, mit denen ich wirk­lich flie­gen kann!“ Aber er bekommt wie­der nur Spiel­zeug-Flü­gel, mit denen er nichts anfan­gen kann.

Wenn Gedan­ken fliegen

Irgend­wann gibt ihm seine Mut­ter ein Buch und behaup­tet, man könne „auch anders flie­gen“. Was will sie damit sagen? Schon bald fin­det Lukas es her­aus: Er beginnt, das Buch zu lesen – und kann von da an nicht mehr damit auf­hö­ren. Vol­ler Aben­teuer, neuer Ent­de­ckun­gen und Fan­ta­sie sind die Wel­ten zwi­schen den Buchdeckeln.

„Mit jeder Erzäh­lung reiste er in andere Län­der, ent­deckte über­ra­schende Dinge aus der Ver­gan­gen­heit, lernte neue Per­sön­lich­kei­ten ken­nen oder stellte sich Wel­ten vor, die es in Wirk­lich­keit gar nicht gibt.“

Als er alle Bücher, die er zu Hause fin­den konnte, gele­sen hat, will er mehr. Die Nach­barn brin­gen ihm Bücher, die Musik­leh­re­rin, der Bäcker, sein Groß­va­ter … Der Berg an gele­se­nen Büchern wächst und wächst und wächst. Der Bücher­berg wird zu einer Sehens­wür­dig­keit und Men­schen aus der gan­zen Welt rei­sen an, um den Berg aus nächs­ter Nähe zu betrach­ten. Schließ­lich ver­steht Lukas, was seine Mut­ter meinte, und möchte es ihr direkt mit­tei­len. Aber wie soll er bloß wie­der von die­sem Bücher­berg her­un­ter kommen?

Die Geschich­ten in der Geschichte

Wäh­rend der Text aus­schließ­lich von Lukas erzählt, zei­gen die mit Was­ser­far­ben gestal­te­ten Illus­tra­tio­nen einige der Wel­ten, die er beim Lesen ent­deckt. So fin­det sich Lukas bei­spiels­weise auf einem Pla­ne­ten, wo er dem klei­nen Prin­zen begeg­net. Dann in einem Dschun­gel, der mit den dar­ge­stell­ten Tie­ren an „Das Dschun­gel­buch“ erin­nert. Und spä­ter, als der Bücher­berg so hoch wie ein Wol­ken­krat­zer ist, sieht man King Kong, der die­sen hinaufklettert.

Die Illus­tra­tio­nen sind dabei so gestal­tet, dass ein­zelne Bild­ele­mente wei­tere Infor­ma­tio­nen geben, kleine Geschich­ten erzäh­len und so zu wei­te­ren Ideen und Über­le­gun­gen anre­gen. Unklare, ver­mischte Farb­töne ver­lei­hen den Bil­dern Tiefe und ver­deut­li­chen die Viel­falt, die aus Lukas‘ Geschichte hervorgeht.

Rocio Bonil­las „Der höchste Bücher­berg der Welt“ ist eine fan­tas­ti­sche Geschichte über die Kraft der Gedan­ken und die Mög­lich­keit, mit­hilfe von Büchern in andere Wel­ten flie­gen zu kön­nen. Auch wenn jün­gere Kin­der in den Bil­dern die Ver­weise auf andere Geschich­ten ver­mut­lich noch nicht erken­nen kön­nen – die Aus­sage des Bil­der­bu­ches wird durch den ein­fach gehal­te­nen Text sehr deut­lich. Daher eig­net sich das Buch bereits für Kin­der ab 3 Jahren.

Der höchste Bücher­berg der Welt. Rocio Bonilla. Über­set­zung: Renate Loew. Jumbo Ver­lag. 2018.

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