Weihnachten in der Dieffe

by Worteweberin Annika

Die Geschich­ten um den „tief­be­gab­ten“ Rico und den hoch­be­gab­ten Oskar gehö­ren längst zu den moder­nen Klas­si­kern der Kin­der­li­te­ra­tur. Worte­we­be­rin Annika hat mit dem neuen Band von Andreas Stein­hö­fel, „Rico, Oskar und das Vom­him­mel­hoch“, einen tur­bu­len­ten Hei­lig­abend in der Kreuz­ber­ger Dieffe 93 verbracht.

Im Mehr­fa­mi­li­en­haus in Kreuz­berg brut­zelt es in den Töp­fen und Pfan­nen, Bäume wer­den auf­ge­stellt und Rico und Oskar müs­sen schnell noch letzte Weih­nachts­be­sor­gun­gen machen, wäh­rend sich drau­ßen schon ein Schnee­sturm ankün­digt. Noch dazu wird es für Rico das erste Weih­nachts­fest mit sei­nem neuen Papa, dem Bühl, von dem seine Mama ein zwei­tes Kind erwar­tet. Es geht hoch her am Heiligabend!

Neue Freunde

Nach­dem Rico und Oskar in meh­re­ren Lach­ge­schich­ten der „Sen­dung mit der Maus“ zusam­men mit neuen Freun­den auf­ge­tre­ten sind, wird nun in „Rico, Oskar und das Vom­him­mel­hoch“ erzählt, wie die Kin­der sich ken­nen­ge­lernt haben. Dies geschieht in drei Rück­bli­cken auf den Som­mer, die wegen der unter­schied­li­chen Jah­res­zeit aber auch von Kin­dern gut von der Rah­men­er­zäh­lung am Hei­lig­abend getrennt wer­den können.

Im Som­mer näm­lich war Oskar mit sei­nem Vater im Urlaub in Däne­mark, wäh­rend Rico zufäl­lig über einen Hin­ter­hof mit spie­len­den Kin­dern stol­pert. Hier lernt er den tür­kisch­stäm­mi­gen, manch­mal prol­li­gen Nuri, seine stumme Schwes­ter Samira und den einige Jahre älte­ren Che­cker ken­nen, außer­dem Sarah, die rie­sige Krei­de­bil­der auf den gan­zen Hof malt und Soo Min, ein eben­falls hoch­be­gab­tes asia­ti­sches Mäd­chen. Nach dem Urlaub stößt auch Oskar dazu, außer­dem Ricos Klas­sen­ka­me­rad aus dem För­der­zen­trum, Lawottny. Zusam­men ver­brin­gen die Kin­der lange Som­mer­tage im Hin­ter­hof mit Ball­spie­len, Krei­de­ma­len und ande­ren Aben­teu­ern. Nach einem Streit sieht es aber so aus, als könnte die Freund­schaft nicht län­ger hal­ten als der Som­mer. Bis plötz­lich am Hei­lig­abend der Che­cker und Soo Min vor der Haus­tür stehen:

„Der Som­mer war wie­der leben­dig gewor­den. Der Tag, an dem ich meine neuen Freunde ver­lo­ren hatte.“

Fort­set­zung mit Köpfchen

Auch wenn in den ande­ren Bän­den um Rico und Oskar immer neben­bei noch ein Kri­mi­nal­fall zu lösen ist, steht doch auch schon dort beson­ders das Leben der bei­den Prot­ago­nis­ten, ihre Freund­schaft und auch ihr sozia­les Umfeld im Fokus. In „Rico, Oskar und das Vom­him­mel­hoch“ gibt es jetzt so gut wie kei­nen Fall zu lösen – ohne dass es feh­len würde. Die Che­mie zwi­schen den Jun­gen stimmt auch so, und für Span­nung ist eben­falls gesorgt. Durch den feh­len­den Detek­tiv-Anteil gibt es deut­lich weni­ger Bezüge auf die Filme um „Miss Marple“ oder andere Kri­mis. Die inter­tex­tu­elle Ebene, die die vor­he­ri­gen „Rico, Oskar …“-Bände aus­zeich­net, bleibt aber wei­ter erhalten.

Die Cha­rak­tere sor­gen auch in die­sem Band wie­der für reich­lich Spaß. Wie immer dür­fen Ricos absurd-ein­fa­chen Wör­ter­buch­ein­träge nicht feh­len, die seine Tief­be­ga­bung sym­pa­thisch auf die Schippe neh­men, ohne Rico dumm daste­hen zu las­sen. Auch die neuen Figu­ren sind sehr sym­pa­thisch, zum Bei­spiel Nuri, der manch­mal zum Spaß einen Akzent und Macho­ge­habe auf­fährt, eigent­lich aber Hoch­deutsch spricht und ein „ganz nor­ma­ler“ Junge ist. Stein­hö­fel regt dazu an, Kli­schees zu hin­ter­fra­gen und auf die Gründe für bestimm­tes Ver­hal­ten zu schauen. Auch sonst wer­den ernste The­men in die­sem meist lus­ti­gen Kin­der­buch nicht aus­ge­spart: Es geht zum Bei­spiel auch um das Leben bei getrennt­le­ben­den Eltern, Leis­tungs­druck und Obdach­lo­sig­keit. Es gelingt Stein­hö­fel wun­der­bar, diese The­men kind­ge­recht auf­zu­neh­men, ohne sie dadurch weni­ger kom­plex zu machen.

Die Illus­tra­tio­nen von Peter Schös­sow ergän­zen auch die­sen Band um Rico und Oskar um einen Hin­gu­cker. Sie fan­gen wun­der­bar die Stim­mung des Romans ein und stel­len gleich­zei­tig auch den Bezug zu den Fern­seh­bil­dern her, die eben­falls von Peter Schös­sow gezeich­net wur­den. Zur Ori­en­tie­rung dürf­ten die klei­nen Bil­der zur Ein­lei­tung jedes Rück­blicks hilf­reich sein, ins­be­son­dere auch für unge­üb­tere Leser.

„Rico, Oskar und das Vom­him­mel­hoch“ ist ein tol­les Kin­der­buch auch für Erwach­sene und ein tol­les Weih­nachts­buch auch für den Som­mer – ein gro­ßer Spaß!

Rico, Oskar und das Vom­him­mel­hoch. Andreas Stein­hö­fel. Mit Bil­dern von Peter Schös­sow. Carl­sen. 2017.

Im Kampf gegen Herzgebreche

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2 comments

Adventskalender 2017: Türchen 10 – Bücherstadt Kurier 17. Dezember 2017 - 23:33

[…] und ge­winnt mit et­was Glück ein Ex­em­plar des Bu­ches „Rico, Os­kar und das Vom­him­mel­hoch” von Andreas […]

Reply
Katze und Hund – Bücherstadt Kurier 13. November 2019 - 11:53

[…] stam­men von Peter Schös­sow, der zum Bei­spiel auch Andreas Stein­hö­fels „Rico und Oskar“-Reihe wun­der­bar bebil­dert hat. Den Tie­ren in „Sam­son und Roberto“ ver­leiht er […]

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