„Wenn ich will, passt die ganze Welt hinein“

by Zeichensetzerin Alexa

Häu­ser und Höh­len zu bauen ist eine span­nende Tätig­keit – nicht nur für Erwach­sene, son­dern auch für Kin­der: Da wird aus einem Tisch mit einer gro­ßen Decke dar­über eine eigene Höhle, und auch ein gro­ßer Papp­kar­ton erfüllt sei­nen Zweck. Han­nes, der Prot­ago­nist aus Maria Stal­ders Bil­der­buch, geht die Sache noch etwas expe­ri­men­tel­ler an, indem er beschließt: „Mein Ruck­sack ist mein Haus“. - Von Zei­chen­set­ze­rin Alexa

Wie soll denn das gehen?, fragt sich die Mut­ter. Und auch Han­nes‘ Ver­such, mög­lichst viele sei­ner Gegen­stände aus dem Kin­der­zim­mer mit­zu­neh­men, ist reich­lich komisch. „Der Ruck­sack ist zu klein“, behaup­tet die Mut­ter. Dar­auf ant­wor­tet Han­nes so über­zeugt, dass er einem gleich sym­pa­thisch ist: „Doch, das geht. […] Wenn ich will, geht das ganze Zim­mer hin­ein. Mein Ruck­sack ist mein Haus.“ Was sich als kleine Spie­le­rei anhört, ist für Han­nes purer Ernst. Er hat näm­lich tat­säch­lich vor, „in die Welt hin­ein“ zu gehen. Und so packt er, wäh­rend die Mut­ter tele­fo­niert, ein wenig Pro­vi­ant ein, ver­ab­schie­det sich leise von ihr, ohne dass sie es merkt, und zieht los.

Das Aben­teuer beginnt und nimmt einen ver­rück­ten Ver­lauf, bei dem man gar nicht weiß, was wirk­lich pas­siert und was sich der Junge in sei­ner leb­haf­ten Fan­ta­sie nur vor­stellt. Eines ist aber gewiss: Ohne sei­nen Ruck­sack sähe das Aben­teuer dann doch recht aus­weg­los aus. Und dass da mehr Platz ist, als man denkt, beweist Han­nes immer wie­der aufs Neue.

„Mein Ruck­sack ist mein Haus“ über­zeugt vor allem auf der Erzähl­ebene. Die Kom­mu­ni­ka­tion zwi­schen den Eltern und dem Kind sowie des­sen Selbst­be­wusst­sein, brin­gen einen immer wie­der zum Schmun­zeln. Auf eine unauf­dring­li­che Weise zeigt die­ses Buch, dass Kin­der ernst genom­men wer­den wol­len – und dass auch sie Recht haben können.

Der Text ist leicht ver­ständ­lich und kurz, auf den Sei­ten domi­nie­ren die Bil­der, auch wenn sie über­wie­gend ein­fach wir­ken. Teils erin­nern die Bil­der an Col­la­gen. Im Gesamt­bild erschei­nen Text und Illus­tra­tion ergän­zend zuein­an­der. Bei­des ist so schlicht gestal­tet, dass die Art, wie diese Geschichte erzählt wird, weni­ger im Vor­der­grund steht als die Aus­sage. „Wenn ich will, passt die ganze Welt hin­ein“ mag auf den ers­ten Blick naiv und kind­lich wir­ken, aber viel­leicht steckt tat­säch­lich mehr dahinter?

Wer auf der Suche nach einem Bil­der­buch ist, das Rea­li­tät und Fan­ta­sie ver­bin­det und Spaß macht, der ist bei „Mein Ruck­sack ist mein Haus“ genau richtig.

Mein Ruck­sack ist mein Haus. Maria Stal­der. Atlan­tis. 2015. www​.maria​stal​der​.ch

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