Wir feiern die Vielfalt

by Wortklauberin Erika

In Papua-Neu­gui­nea spricht man 824 Spra­chen. Elf davon sind Natio­nal­spra­chen. Wort­klau­be­rin Erika ist ganz fas­zi­niert davon und blickt sich um in der span­nende Welt der Sprachen.

Am 26. Sep­tem­ber ist der euro­päi­sche Tag der Spra­chen. Damit wird die Diver­si­tät der Spra­chen in Europa im Beson­de­ren, aber auch auf der Welt gene­rell, gefei­ert. Auch wenn Eng­lisch sich als Kom­mu­ni­ka­ti­ons­spra­che welt­weit bereits stark durch­ge­setzt hat, ist lokale Spra­chen­viel­falt in allen Regio­nen von gro­ßer Bedeu­tung. Darum ist es umso wich­ti­ger, auch kleine Spra­chen, die nur mehr von Min­der­hei­ten gespro­chen wer­den, zu schützen.

Um die­sem Schutz eine recht­li­che Grund­lage zu geben, wurde des­halb im Jahr 1996 die All­ge­meine Erklä­rung der Spra­chen­rechte in Bar­ce­lona unter­zeich­net. Sie lehnt sich an die All­ge­meine Erklä­rung der Men­schen­rechte an und sieht unter ande­rem vor, dass jedem und jeder erlaubt sein soll, seine / ihre Mut­ter­spra­che zu sprechen.

Min­der­hei­ten und ihre Sprachen

Wenn­gleich es häu­fig einen lan­gen Pro­zess und viele Ver­hand­lun­gen braucht, um die Rechte einer Min­der­hei­ten­spra­che durch­zu­set­zen, fin­det sich eine ganze Reihe von Stra­te­gien, wie man die Frage nach den Rech­ten der Min­der­hei­ten­spra­chen lösen könnte. So ist die Min­der­hei­ten­spra­che Miran­dés auf dem Hoch­pla­teau in Miranda de Douro seit 1999 die zweite Natio­nal­spra­che Por­tu­gals. Die ita­lie­ni­schen Pro­vin­zen Aos­ta­tal, Süd­ti­rol-Tren­tino, Sar­di­nien und Sizi­lien sind auto­nom, das heißt, zum Teil selbst ver­wal­tet. In Süd­ti­rol macht dies den Erhalt der bei­den Min­der­hei­ten­spra­chen Deutsch und Ladi­nisch mög­lich. In Wales wird an Grund­schu­len und im Kin­der­gar­ten Wali­sisch gespro­chen – Zuzie­hende müs­sen spe­zi­elle Wali­sisch-Kurse besu­chen, um dem Unter­richt und den Gesprä­chen fol­gen zu können.

Auch im klei­nen, fami­liä­ren Raum, kann man viel bewir­ken: Eine Ange­hö­rige der Inari-Saami hat begon­nen, das fast aus­ge­stor­bene Inari-Saami mit ihren Enkeln zu spre­chen, um die Spra­che vor dem Aus­ster­ben zu ret­ten. Doch neben die­sen vie­len Erfolgs­ge­schich­ten lässt sich das Aus­ster­ben von Spra­chen kaum ver­hin­dern: So haben einige der Saami-Spra­chen in Skan­di­na­vien nur noch wenige Spre­che­rin­nen und Spre­cher, und die Spra­chen der Roma und Sinti sind von natio­na­len Gesetz­ge­bun­gen abhängig.

Staa­ten, Spra­chen und ihre Anerkennung

Jeder Staat hat eigene Stra­te­gien im Umgang mit den Min­der­hei­ten, die dort leben, und sie sind nicht immer pro­duk­tiv für den Erhalt die­ser Spra­chen. So wer­den bis heute welt­weit einige sprach­li­che Min­der­hei­ten unter­drückt und ihre Spra­che ver­bo­ten – dies tritt häu­fig als Begleit­erschei­nung tota­li­tä­rer Regimes auf, wie der Fall der Sowjet­union beweist, in der Rus­sisch als ein­zige Spra­che durch­zu­set­zen ver­sucht wurde.

Die All­ge­meine Erklä­rung der Spra­chen­rechte ist zwar nicht offi­zi­ell von der UNESCO aner­kannt, das macht sie jedoch nicht weni­ger bedeu­tend. Wäh­rend Eng­lisch zuneh­mend zu einer all­ge­mei­nen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­spra­che wird, ist es von gro­ßer Bedeu­tung, auch die klei­nen und bedroh­ten Spra­chen zu erhal­ten. Dabei ist es auch wich­tig, die Dis­kus­sion, ab wann eine Spra­che als Spra­che zählt, wei­ter­zu­füh­ren. Varie­tä­ten und Dia­lekte wer­den nur sel­ten in der Dis­kus­sion um Min­der­hei­ten­spra­chen beach­tet – dabei ist auch das Platt­deut­sche ein wich­ti­ges Kul­tur­erbe, das erhal­ten wer­den sollte!

Zum Wei­ter­le­sen:

  • Assem­bleia da repú­b­lica. 29/01/1999. Recon­he­ci­mento ofi­cial de direi­tos lin­guí­sti­cos da comu­ni­dade miran­desa. Diá­rio da Repú­b­lica N°24. (Die­ses Doku­ment aus dem Jahr 1999 erklärt Miran­dés zu einer offi­zi­el­len Amts­spra­che Portugals.)
  • Kugel, Seth. 17/01/2012. In Por­tu­gal, Miran­dese Spo­ken Here – and Only Here. Fru­gal Tra­ve­ler. NewYork­Ti­mes Blog.
  • Galdu​.org/​J​o​h​a​n​sen, Harry. Sámi­giella – an Arc­tic nature lan­guage – the Sami lan­guage. Galdu​.org Resource Centre for the Rights of Indi­ge­nous Peo­p­les. (Diese kurze Doku­men­ta­tion setzt sich mit den Saami-Spra­chen aus­ein­an­der und zeigt Mög­lich­kei­ten auf, wie sie erhal­ten wer­den können.)
  • Kivelä, Suvi (dir.). 2012. Reborn. (Eine Groß­mutter beginnt, die Inary (Aanaar) Sami-Spra­che wie­der­zu­be­le­ben, indem sie mit ihren Enkeln ihre Mut­ter­spra­che zu spre­chen beginnt.)
  • Morys, Sio­ned (prod.). 2015. Make me Welsh. BBC. (Diese Doku­men­ta­tion erklärt, wie Wali­sisch erhal­ten bleibt.)
  • All­ge­meine Erklä­rung über die Spra­chen­rechte (Eng­lisch), 1996, Barcelona.
  • Infor­ma­ti­ons­seite der Euro­päi­schen Kom­mis­sion zum Euro­päi­schen Tag der Sprachen.

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