Wunderbare Möglichkeiten, Kinder ernst zu nehmen

by Zeichensetzerin Alexa

wunderbare-moeglichkeitenMan­fred Mai bie­tet in sei­nem neuen Roman „Wun­der­bare Mög­lich­kei­ten“ eine Geschichte für Kin­der, die gern über das Leben nach­den­ken. Erwach­se­nen sei die Lek­türe ebenso erlaubt, vor­aus­ge­setzt, sie neh­men Kin­der und ihre Gedan­ken ernst. Zei­chen­set­ze­rin Alexa hat sich auf das Werk eingelassen.

Was soll das eigent­lich? Die­ses „Du bist noch viel zu klein für Dies und Jenes“, die­ses „Das ver­stehst du erst, wenn du groß bist“ oder „Das kannst du noch nicht machen, weil du zu jung bist“. Der Trug­schluss, dass Erwach­sene immer alles bes­ser wis­sen, ergibt sich aus der Ein­stel­lung her­aus, Kin­der seien noch „unfer­tig“ und nicht in der Lage, die rich­ti­gen Ent­schei­dun­gen zu tref­fen. Als ob Erwach­sene das bes­ser könnten.
Maxi­mi­lian, der Prot­ago­nist der Geschichte, äußert seine Gedan­ken offen und stellt Fra­gen, sobald ihm wel­che ein­fal­len. Seine Neu­gier ist jedoch nicht erwünscht: In der Schule wird er von sei­nen Leh­rern unter­bro­chen, zum Schwei­gen gebracht und nicht ernst genom­men. Schließ­lich ist er noch zu jung, um das Leben zu ver­ste­hen. Außer­dem gibt es neben dem Lehr­plan keine Zeit, sich wei­ter mit ihm und sei­nen Gedan­ken aus­ein­an­der­zu­set­zen. Auch zu Hause stößt er auf Des­in­ter­esse. Nur seine Schwes­ter scheint sich wirk­lich für ihn zu inter­es­sie­ren. Über das Leben phi­lo­so­phie­ren – das gefällt Maxi­mi­lian. Und dann ist da auch noch die­ses eine Mäd­chen, an das er immerzu den­ken muss…

„Aber ist es über­haupt mög­lich, nur auf sich zu hören und nur zu tun, wozu die innere Stimme einem rät? Gibt es in unse­rer Welt nicht viel zu viele Abhän­gig­kei­ten, die es not­wen­dig machen, das zu tun, was andere von einem ver­lan­gen?“ (S. 115)

Im Roman wer­den Maxi­mi­li­ans Gedan­ken kur­siv dar­ge­stellt, sodass eine direkte Unter­schei­dung von Innen- und Außen­sicht erfol­gen kann. Die kur­zen Kapi­tel erleich­tern das Lesen, zumal sie sich inhalt­lich einem bestimm­ten Thema wid­men. Aller­dings stol­pert man durch­gän­gig über die sti­lis­ti­sche Umset­zung. Recht holp­rig wirkt die Spra­che und sehr umgangs­sprach lesen sich die Dia­loge. Wenn man über die sprach­li­che Umset­zung hin­weg­se­hen kann, bie­tet der Roman eine nette Unter­hal­tung für zwischendurch.
Die Stärke die­ses Werks liegt in der Cha­rak­ter­zeich­nung: Maxi­mi­lian ist greif­bar und ver­mit­telt all das, was man als Kind selbst ein­mal gedacht hat. Wie viel ist schluss­end­lich von all die­sen Gedan­ken geblie­ben? Als Kin­der neh­men wir uns vor, es bes­ser als die Erwach­se­nen zu machen, und sobald wir erwach­sen sind, ver­ges­sen wir, was uns einst wich­tig war.

„Wun­der­bare Mög­lich­kei­ten“ wird bei Kin­dern ab 10 Jah­ren auf viel Zustim­mung sto­ßen und Erwach­sene an die eigene Kind­heit erin­nern. Wer sich auf den Stil ein­las­sen kann, wird einem lesens­wer­ten Gedan­ken­werk begegnen.

Wun­der­bare Mög­lich­kei­ten. Man­fred Mai. Fabu­lus Ver­lag. 2016. www​.man​fred​-mai​.de

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1 comment

Wunder herbei lesen – Bücherstadt Kurier 19. Juni 2017 - 15:48

[…] „Wun­der­ba­re Mög­lich­kei­ten“ folgt ein wei­te­rer Kin­der­ro­man von Man­fred Mai: „Lena liest ums Le­ben“ ist […]

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