Zu Hause fremd

by Satzhüterin Pia

Die Welt ist in man­cher Hin­sicht heut­zu­tage zusam­men­ge­rück­ter als sie es jemals war. Jeden­falls dann, wenn man sich die mul­ti­kul­tu­rel­len Men­schen­mas­sen in grö­ße­ren Städ­ten so ansieht. In Groß­städ­ten wie Bre­men oder Ham­burg tref­fen Deut­sche, Tür­ken und Afri­ka­ner auf zahl­rei­che andere Natio­na­li­tä­ten – und das an jeder Ecke. Sicher­lich ist auch der eine oder andere Per­ser dabei. Wie zum Bei­spiel Mah­mood Falaki, der seit 1986 in Ham­burg lebt. „Ich bin Aus­län­der und das ist auch gut so“ heißt eines sei­ner Werke, das 2013 in dem Bre­mer Sujet Ver­lag erschien.

Es sind Kurz­ge­schich­ten, mit denen der als Flücht­ling nach Deutsch­land gekom­mene Ira­ner schil­dert, wie es ist, in einem Land zu Hause und doch fremd zu sein. Gut poin­tierte Moment­auf­nah­men, die auf eine sehr tro­ckene und humor­volle Art von Begeg­nun­gen mit Men­schen ver­schie­de­ner Kul­tu­ren erzäh­len. Moment­auf­nah­men kurz nach der Ankunft in Deutsch­land. Moment­auf­nah­men der ers­ten Arbeit in Deutsch­land. Moment­auf­nah­men eines voll­ends inte­grier­ten Aus­län­ders in Deutschland.
Man fährt mit dem Prot­ago­nis­ten U‑Bahn und beob­ach­tet Men­schen, hört Gesprä­che oder führt sel­ber wel­che. Man geht mit ihm durch die Innen­stadt oder durch die eigene Woh­nung und erfährt, wie es im Kopf eines aus­län­di­schen Mit­bür­gers aus­se­hen kann. Komi­sche Dia­loge, Miss­ver­ständ­nisse und inter­es­sante oder auch furcht­bar lang­wei­lige Begeg­nun­gen wer­den geführt und beschrie­ben. Kurz, man lernt ein mög­li­ches, all­täg­li­ches Leben eines Aus­län­ders in Deutsch­land kennen.
Neben all den komi­schen Momen­ten ver­geht dem Leser das eine oder andere Mal aber auch das Schmun­zeln. Der Blick­win­kel wei­tet sich, wenn man liest, wie man­che Men­schen, egal wel­cher Natio­na­li­tät, auf (andere) aus­län­di­sche Mit­bür­ger reagie­ren, wie sie mit ihnen reden oder sie behan­deln. Nicht nur ein Mal ent­steht beim Lesen ein Gefühl des Fremd­schä­mens. Die Erzäh­lun­gen regen zum Nach­den­ken und Reflek­tie­ren an, zum Über­den­ken ein­ge­fah­re­ner Sicht­wei­sen, Vor­ur­tei­len und Haltungen.

„Ich bin Aus­län­der und das ist auch gut so“ macht Spaß zu lesen. Kurz­wei­lig und aus dem Leben gegrif­fen sind die 157 Sei­ten schnell durch­ge­blät­tert und las­sen einen mit einem Gefühl zurück, etwas gelernt zu haben. Und ganz beson­ders in der heu­ti­gen Situa­tion mit Flüch­ten­den tut ein Blick hin­ter die Kulis­sen – und wenn es nur ein kur­zer und flüch­ti­ger ist – durch­aus gut.

Pia

Ich bin Aus­län­der und das ist auch gut so: Kurzgeschichten
Mah­mood Falaki, Sujet Ver­lag, 2014

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