András Schiff

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András Schiff im Leipziger Gewandhaus (2016)

András Schiff [ˈɒndraːʃ ʃif] (* 21. Dezember 1953 in Budapest) ist ein österreichischer und britischer Pianist und Dirigent ungarischer Herkunft.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

András Schiff, Zeitgenosse von Zoltán Kocsis und Dezső Ránki, war Sohn eines Gynäkologen und wuchs als Einzelkind in einer musikalisch interessierten Familie auf. Schiff begann mit fünf Jahren Klavier zu spielen. Er lernte zunächst bei Elisabeth Vadász und nahm mit 14 Jahren sein Studium an der Franz-Liszt-Musikakademie in Budapest auf, unter anderem bei Ferenc Rados, Pál Kadosa und György Kurtág. Er verbrachte mehrfach seine Sommerferien in England bei Verwandten. Dort schloss er Freundschaft mit dem rund 40 Jahre älteren Dirigenten und Cembalisten George Malcolm (1917–1997), mit dem er zusammen musizierte und der in ihm Verständnis für die Musik Bachs weckte. Schiff erhielt 1987 die österreichische Staatsbürgerschaft und 2001 die britische Staatsbürgerschaft. 2014 wurde er geadelt und in den englischen Ritterstand erhoben („Knight Bachelor“ mit dem Prädikat „Sir“).

Schiff tritt international auf, sowohl als Solist als auch zusammen mit bekannten Orchestern, beispielsweise dem Chicago Symphony Orchestra, den Wiener Philharmonikern und den Berliner Philharmonikern. Schiff ist seit 1999 Gründer und Dirigent des international auftretenden Kammerorchesters Cappella Andrea Barca.

Von 1989 bis 1998 leitete Schiff das Mondsee-Festival in der Nähe von Salzburg. Gemeinsam mit Heinz Holliger gründete er 1995 die „Ittinger Pfingstkonzerte“ in der Kartause Ittingen.

Im Jahr 2000 sagte Schiff seine Teilnahme bei der Schubertiade in Feldkirch ab und drückte so seinen Protest gegen die Beteiligung der rechtsgerichteten FPÖ an der österreichischen Bundesregierung aus.[1] Gegen das ungarische Mediengesetz und die Einmischung der Politik in die Kultur unter der Orbán-Regierung verfasste Schiff im Januar 2011 mit mehreren Künstlern eine Resolution. In Interviews teilte er mit, dass er nicht mehr in Ungarn konzertieren werde, weil er dort Persona non grata sei[2] und er von antisemitischer Hetze persönlich bedroht werde.[3][4] Er sei „sehr verärgert“ über Ungarn und ärgere sich auch über das Verhalten der jüdischen Gemeinde in Ungarn, die nicht öffentlich gegen diese Entwicklungen Stellung beziehe.[5]

Schiff ist mit der Violinistin Yuuko Shiokawa verheiratet. Er hat Wohnsitze in London und Florenz.[6]

Auszeichnungen – Preise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

András Schiff 2013 in Salzburg

Repertoire[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schiff ist ein renommierter Interpret der Musik von Mozart, Beethoven, Schubert und besonders des Klavierwerks seines Landsmannes Béla Bartók. Daneben widmet er sich intensiv dem Werk von Johann Sebastian Bach, wobei er nicht der historischen Aufführungspraxis folgt, sondern die Musik Bachs üblicherweise auf modernen Flügeln verschiedener Bauart (Bösendorfer, Steinway) darbietet.

Aufnahmen und Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Schiff liegen Einspielungen sämtlicher Sonaten von Mozart, Beethoven und Schubert sowie der Klavierkonzerte Mozarts vor, außerdem aller großen Solo-Klavierwerke Johann Sebastian Bachs. Zusammen mit Peter Schreier hat er Lieder von Beethoven, Schubert und Schumann aufgenommen, mit Robert Holl Lieder von Brahms und Schumann. Er musizierte 1991 und 1992 mit Dietrich Fischer-Dieskau Schuberts „Die schöne Müllerin“, bei TDK ist eine DVD-Aufnahme des denkwürdigen Konzertes von der Schubertiade in Feldkirch 1991 erschienen.

2002 erschien eine Doppel-CD mit Werken von Schumann beim Label ECM, basierend auf einem Livekonzert Schiffs in Zürich.[9] cpo veröffentlichte 2007 eine Box mit 6 CDs (Klavier solo).[10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Beethovens Klaviersonaten und ihre Deutung. „Für jeden Ton die Sprache finden ...“ András Schiff im Gespräch mit Martin Meyer. Verlag Beethoven-Haus Bonn / Carus-Verlag 2007. ISBN 978-3-88188-107-4
  • Thomas Steinfeld: Gerechtigkeit für jeden Ton. Da capo al fine: András Schiffs großartige Einspielung der Goldberg-Variationen. In: Süddeutsche Zeitung, 6. Oktober 2003, S. 30.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 Commons: András Schiff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Informationen über Schiff (Memento vom 24. Dezember 2013 im Internet Archive) auf der Website des NDR (Abruf am 9. Dezember 2012).
  2. news.de: András Schiff will nicht mehr in Ungarn auftreten
  3. Interview mit Alex Rühle: Wo man Europas Werte mit Füßen tritt, Süddeutsche Zeitung, 8. April 2011
  4. Interview mit Peter Laudenbach: Europa muss endlich Druck machen, Der Tagesspiegel, 14. Januar 2012
  5. אינטרמצו עם אריק - בסגנון הונגרי András Schiff -- Hungarian style. Abgerufen am 15. März 2016 (englisch, Auszug aus einem YouTube Video, Interview mit Andras Schiff).
  6. The Telegraph, 19. November 2012
  7. Schumann-Preis für András Schiff. In: Saarbrücker Zeitung (Kultur) vom 9. Februar 2011, S. B4
  8. Orden Pour le Mérite: Mitglied Sir András Schiff
  9. András Schiff In Concert – Robert Schumann: 2 CDs ECM Records
  10. Andras Schiff – Solo Piano Music: 6 CDs jpc.de