Daniel Pearl

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Daniel Pearl (* 10. Oktober 1963 in Princeton, New Jersey; † um den 29. Januar 2002 in Karatschi, Pakistan) war ein US-amerikanisch-israelischer Journalist, der für das Wall Street Journal arbeitete. Er wurde am 23. Januar 2002 in den Außenbezirken der Stadt Karatschi (Pakistan) durch eine bis dahin unbekannte „Nationale Bewegung zur Wiederherstellung der pakistanischen Souveränität“ entführt und ca. eine Woche später durch Enthauptung ermordet.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Daniel Pearl war Sohn jüdischer Immigranten aus Israel und hatte die doppelte Staatsbürgerschaft (USA und Israel). Sein Vater ist der Informatiker Judea Pearl.

Seit 1990 beim Wall Street Journal angestellt, arbeitete Pearl zunächst in dessen Büro in Atlanta und ab 1993 im Büro in Washington, D.C. 1996 wechselte er ins Londoner Büro und wurde Korrespondent für den Nahen Osten. Nachdem er 1998 seine spätere Frau Mariane kennengelernt hatte, zog er nach Paris; sie heirateten 1999. Seine Frau ist Tochter einer Kubanerin und eines jüdischen Niederländers, der vor den Nationalsozialisten nach Frankreich flüchtete. Ab August 2000 war Pearl Chef des Südasienbüros des Wall Street Journals und zog mit seiner Frau nach Mumbai. Von dort aus recherchierte er im Januar 2002 unter anderem in Pakistan den Fall des Attentäters Richard Reid.

Entführung und Ermordung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während eines Aufenthaltes in Pakistan wurde Pearl entführt. Über seinen Verbleib war nichts bekannt, bis am 21. Februar 2002 ein von den Attentätern zugespieltes Video, das seine Ermordung zeigte, an die Öffentlichkeit gelangte. Am 15. Juli 2002 wurde der Agent Omar Said Sheikh des pakistanischen Geheimdienstes Inter-Services Intelligence (ISI) von einem pakistanischen Gericht wegen der Ermordung Daniel Pearls zum Tode verurteilt und befindet sich seitdem im Gefängnis. Omar Said Sheikh hat die Tat zu Beginn der Verhandlung gestanden. Nach Angaben der Times of India hat Omar Said Sheikh außerdem im Auftrag des pakistanischen ISI-Chefs General Mahmoud Ahmad in den Wochen vor dem 11. September 2001 100.000 Dollar an Mohammed Atta, einen der Attentäter der Terroranschläge am 11. September 2001, überwiesen.[1]

Inzwischen hat außerdem Chalid Scheich Mohammed gestanden, mit seiner „gesegneten rechten Hand […] den Kopf des amerikanischen Juden Daniel Pearl in Karachi abgeschlagen“ zu haben.[2] Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Geständnisse von Chalid Scheich Mohammed von einer Anhörung im allgemein umstrittenen Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba stammen und aufgrund der dort angewandten Foltermethoden und harten Behandlung der Gefangenen die Aussagen Mohammeds anzweifelbar sind.

Eine Studie der Georgetown University im Januar 2011 kommt zu dem Schluss, dass Chalid Scheich Mohammed der Mörder von Pearl ist. Durch einen Abgleich der Hände des Mörders mit jenen von Chalid Scheich Mohammed kam sie anhand der Venen zu dem Schluss, dass es sich um dieselbe Person handeln muss. Der Untersuchung zufolge waren sich die ursprünglichen Entführer nicht einig, was sie mit Pearl machen werden. Zeitweise hätten sie über eine Freilassung nachgedacht. Dabei schaltete sich den Erkenntnissen zufolge die al-Qaida-Spitze ein. Chalid Scheich Mohammed und zwei weitere Mitglieder hätten den Entführungsfall geleitet, wie mehrere Zeugenaussagen berichteten. Mohammed schnitt Pearl die Kehle durch. Durch einen Fehler seines Komplizen bei der Bedienung der Kamera konnte kein Propagandafilm erstellt werden. Um doch noch an eine Aufnahme zu kommen, stellte Mohammed der Untersuchung zufolge den Mord nach und schnitt dabei Pearl den Kopf ab. Gemäß der Georgetown University waren 27 Menschen in die Entführung und den Tod von Pearl involviert, 14 von ihnen sind bis heute auf freiem Fuß.[3][4]

Im April 2020 hob ein pakistanisches Gericht das Todesurteil gegen den gebürtigen Briten Omar Said Sheikh auf. Das Gericht in der Provinz Sindh kam zu dem Schluss, dass die Verurteilung wegen Mordes auf fehlerhaften Beweisen beruhte.[5]

Musikalisches Denkmal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2006 schrieb der US-amerikanische Komponist Steve Reich sein Stück Daniel Variations.[6] In dem viersätzigen Werk werden im zweiten und vierten Satz Worte von Daniel Pearl verwendet: “My name is Daniel Pearl” und “I sure hope Gabriel likes my music when my day is done”. Im ersten und dritten Satz werden Verse aus dem biblischen Buch Daniel verwendet.

Die Daniel Variations wurden von Daniels Vater, Judea Pearl, und der Daniel Pearl Foundation in Auftrag gegeben, zusammen mit dem Barbican Centre, wo das Werk 2006 uraufgeführt wurde.

Roman und Verfilmung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mariane Pearl war zum Zeitpunkt der Entführung ihres Mannes mit ihrem ersten Kind im fünften Monat schwanger und brachte am 27. Mai 2002 in Paris den gemeinsamen Sohn Adam Pearl zur Welt. Sie lebt heute in New York City und veröffentlichte 2003 das Buch Ein mutiges Herz: Leben und Tod des Journalisten Daniel Pearl. Das US-Schauspielerpaar Brad Pitt und Angelina Jolie verwirklichte einen Film zu diesem Buch. Dabei spielte Jolie Mariane Pearl, während Pitt den Film produzierte. Die Regie führte Michael Winterbottom. Der Schauspieler und Drehbuchautor Dan Futterman (Capote) verkörperte den ermordeten Journalisten. Der Film unter dem Titel Ein mutiger Weg ging am 22. Juni 2007 in den USA in die Kinos und lief am 13. September 2007 in Deutschland an.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Daniel Pearl, Helene Cooper: At home in the world: collected writings from the Wall Street Journal. Simon and Schuster, New York (NY) 2002, ISBN 0-7432-4415-X, S. 300.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. India helped FBI trace ISI-terrorist links – The Times of India, 8.Okt 2001. Abgerufen am 24. Juli 2010.
  2. Basler Zeitung: Scheich Mohammed gesteht Mord an US-Journalist Pearl (Memento vom 2. Juli 2007 im Internet Archive) 15. März 2007
  3. Untersuchung bestätigt Mord durch Qaida-Führer in: Spiegel Online vom 20. Januar 2011
  4. Hände entlarven Mörder von Daniel Pearl in: 20 Minuten vom 20. Januar 2011
  5. Pakistan: Todesurteil im Mordfall Pearl aufgehoben, ORF, 2. April 2020.
  6. Boosey & Hawkes Composers, Classical Music and Jazz Repertoire. Abgerufen am 30. März 2018 (englisch).