Jules und Jim

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Film
Deutscher TitelJules und Jim
OriginaltitelJules et Jim
Produktionsland Frankreich
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 1962
Länge 105 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie François Truffaut
Drehbuch Henri-Pierre Roché (Roman)
François Truffaut
Jean Gruault
Produktion Marcel Berbert
Musik Georges Delerue
Kamera Raoul Coutard
Schnitt Claudine Bouché
Besetzung
Synchronisation

Jules und Jim (französischer Originaltitel: Jules et Jim) ist ein französischer Liebesfilm des Regisseurs François Truffaut, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Henri-Pierre Roché, und gilt als Klassiker der französischen Nouvelle Vague.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Geschichte beginnt im Jahr 1912, als sich der Franzose Jim und der Österreicher Jules im Paris der Belle Époque kennenlernen. Die beiden Freunde teilen nicht nur ihr Interesse für Literatur, sondern vor allem auch für Frauen. Als sie gemeinsam nach Griechenland in den Urlaub fahren, finden sie in einem kleinen Freilichtmuseum eine alte Statue mit einem archaischen Lächeln, das beide gleichermaßen fasziniert. Nach ihrer Rückkehr lernen sie die Französin Catherine kennen, die ebendieses Lächeln besitzt. Jules verliebt sich in sie und macht Jim gegenüber deutlich, dass er dieses Mal Anspruch auf Ausschließlichkeit erhebt. Die beiden heiraten, bekommen eine Tochter und ziehen kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges in ein Haus im Schwarzwald.

Während der Kriegsjahre bricht der Kontakt zwischen den Freunden ab, und als Jim das Ehepaar nach Ende des Krieges besucht, muss er feststellen, dass die Ehe der beiden am Ende ist. Zwischen Jim und Catherine entwickelt sich eine Liebe, die Jules ohne Eifersucht akzeptiert. Die Beziehung von Jim und Catherine ist jedoch gekennzeichnet von Machtkämpfen und Racheaktionen und wird zusätzlich von ihrem unerfüllt bleibenden Kinderwunsch überschattet. Als Jim Catherine dann eröffnet, er wolle seine Pariser Langzeitgeliebte Gilberte heiraten und mit ihr Kinder bekommen, eskaliert die Situation, und Catherine droht ihm, ihn zu töten. Der Kontakt bricht erneut ab. Erst 1933 treffen sich Jules, Jim und Catherine zufällig wieder. Bei einem gemeinsamen Ausflug stürzt sich Catherine dann – Jim mit sich reißend – in den Tod, und Jules bleibt alleine zurück.

Hintergründe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Basis des Romans Jules et Jim (1953) bilden wahre Begebenheiten: Henri-Pierre Roché lebte mit dem Ehepaar Helen und Franz Hessel in einer Dreiecksbeziehung,[1] deren Ereignisse er in seinen Tagebüchern, carnets, genau festgehalten hatte. Der deutsche Schriftsteller Manfred Flügge schrieb über Roché und das Ehepaar Hessel einen Tatsachenroman mit dem Titel Gesprungene Liebe. Die wahre Geschichte zu „Jules und Jim“, der 1993 erschienen ist.

Rochés zweiter Roman Les deux anglaises et le continent (1956) wurde ebenfalls von Truffaut unter dem Titel Zwei Mädchen aus Wales und die Liebe zum Kontinent verfilmt.

Der Film bedeutete die erste Zusammenarbeit zwischen Truffaut und dem Drehbuchautor Jean Gruault. Bis in die 1970er Jahre folgten mehrere gemeinsame Produktionen.[2]

Der Kinostart des Films in der Bundesrepublik Deutschland war am 23. Februar 1962, die Fernseh-Erstausstrahlung am 8. Mai 1974 in der ARD.[3]

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Lexikon des internationalen Films: "Die tödlich endende Geschichte ihrer Liebe zu dritt schildert Truffauts Film mit eminentem Fingerspitzengefühl für die Zwischentöne des Menschlich-Seelischen ebenso wie des Filmisch-Optischen. Zum ästhetischen Genuss tragen auch die sensible Kameraführung und der fließende Schnitt bei."
  • Prisma Online: "Ein Meisterwerk der Filmgeschichte, von Star-Regisseur François Truffaut inszeniert und mit historischen Aufnahmen des Pariser Stadtlebens vor dem Zweiten Weltkrieg garniert."
  • Frankfurter Rundschau, Frankfurt am Main: "Ein intelligenter Film, (...) der in keine Schablone passt."
  • Süddeutsche Zeitung, München: "Vielfältig gebrochene, von naiver Ausgelassenheit bis zu düster elegischen Tönen reichende Poesie."
  • Evangelischer Filmbeobachter, München (Kritik Nr. 126/1962): "Die Begriffe Ehe, Liebe und Verantwortung gegenüber dem eigenen Kind sind in diesem Werk der französischen «Neuen Welle» so pervertiert, daß man trotz seiner künstlerischen Werte - verdichtende Bildsprache, parodistische und karikierende Züge - nur ein klares Nein zu ihm sagen kann."

Preise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jeanne Moreau wurde 1963 von der britischen Filmakademie als beste ausländische Schauspielerin nominiert, erhielt den Preis jedoch nicht. In Frankreich erhielt der Film 1962 den Étoile de Cristal als bester französischer Film und für diese Darstellerin. In Dänemark erhielt er 1963 den Bodil als bester europäischer Film des Jahres.

Filmmusik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jules et Jim. Bande originale du film. Philips, medium 432.728 BE, 1962.
  • Jules et Jim & La Cloche Thibétaine. Bande originale du film. Prometheus, Mechelen 1989, PCD 103 – Originalaufnahmen unter Leitung von Georges Delerue

Synchronisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die deutsche Synchronfassung entstand bei der Berliner Synchron GmbH, die Dialoge schrieb Heinz Giese, Dialogregie hatte Klaus von Wahl.[4]

Rolle Darsteller Synchronsprecher
Catherine Jeanne Moreau Eva Katharina Schultz
Jules Oskar Werner Michael Chevalier
Jim Henri Serre Lothar Blumhagen
Thérèse Marie Dubois Renate Küster
Gilberte Vanna Urbino Marion Degler
Albert Serge Rezvani Herbert Stass
Erzähler Wilhelm Borchert

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Henri-Pierre Roché: Jules und Jim. Aufbau, Berlin 2000, ISBN 3-7466-1466-X.
  • Manfred Flügge: Gesprungene Liebe. Die wahre Geschichte zu „Jules und Jim“. Aufbau, Berlin 1996, ISBN 3-7466-1333-7.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Charlotte Wolff: Augenblicke verändern uns mehr als die Zeit. Eine Autobiographie (Originaltitel Hindsight, übersetzt von Michaela Huber). Beltz, Weinheim / Basel 1982, S. 124, ISBN 3-407-39003-3.
  2. theguardian.com, abgerufen am 13. Januar 2016
  3. Filmdienst.de und Spiegel.de.
  4. Jules und Jim. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 7. April 2020.