LOHAS
Das Akronym LOHAS (nach engl. Lifestyles of Health and Sustainability) bezeichnet Personen, die einen Lebensstil pflegen, der von Gesundheitsbewusstsein und -vorsorge sowie der Ausrichtung nach Prinzipien der Nachhaltigkeit geprägt ist. Im Marketing handelt es sich um einen entsprechenden Konsumententyp.
Häufig handelt es sich um Personen mit überdurchschnittlichem Einkommen.[1] LOHAS-Konsumenten sind beispielsweise Natur- und Outdoor-Urlauber, Kunden von Bioläden oder Biosupermärkten. Ihre Motive ähneln denen der Slow-Food-Bewegung.
In den USA wurde das Phänomen im Jahr 2000 erstmals von dem Soziologen Paul Ray in dem Buch The Cultural Creatives: How 50 Million Are Changing The World beschrieben, in Deutschland wurde es durch Eike Wenzel und durch Matthias Horx’ Zukunftsinstitut mit der Studie „Zielgruppe Lohas“ 2007 populär.[2]
Der Begriff LOHAS ist jedoch umstritten, da manchen Kritikern die Verknüpfung von hochwertigem Konsum mit Nachhaltigkeit zweifelhaft erscheint. Einige Vertreter der traditionellen Umweltbewegung sehen darin den Versuch, dem Konsumismus ein neues, zeitgeisttypisches Image zu geben. Andere, wie der Kulturwissenschaftler Nico Stehr, dagegen loben die neue Macht von „Moralisten“. Er sieht einen gut vernetzten, globalen Trend, der durch bewussten Konsum und Verzicht Druck auf die Industrie ausüben könne.
Untergruppen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Tatsächlich handelt es sich bei den LOHAS im Sinne der Wirtschaft um eine äußerst „hybride“ Zielgruppe (siehe „Hybrides Käuferverhalten“ im Abschnitt Verwendung / Wirtschaft im Artikel Hybrid), die nach zahlreichen Studien nicht nur Gesundheitsbewusstsein und Nachhaltigkeitsorientierung vereint, sondern auch Technik- und Naturbezogenheit, Individualität und Gemeinsinn, Genuss, Verantwortung und zahlreiche andere Werteorientierungen. Neuere Entwicklungen gehen deshalb dahin, LOHAS weiter zu segmentieren. Das Sinus-Institut und KarmaKonsum unterschieden in einer gemeinsamen Studie aus dem Jahr 2009 fünf LOHAS-Typen: den verantwortungsbewussten Familienmenschen, den Connaisseur, den Weltenbürger, den Statusorientierten und den wertkonservativen Moralisten.[3]
Bei den LOHAS könnte es sich sogar um Vertreter eines grundlegenden Wertewandels in der Gesellschaft handeln, wenn man eine Verknüpfung der genannten fünf LOHAS-Typen mit traditionellen Sinus-Milieus und dem Entwicklungsmodell Spiral Dynamics vornimmt.[4]
Unter den LOHAS befinden sich auch viele sogenannte Flexitarier, welche ihren Fleischkonsum bewusst einschränken.[5]
PARKOS[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Als eine weitere Untergruppe der LOHAS zeichnen sich die PARKOS (Partizipative Konsumenten) ab. PARKOS sind LOHAS, die aktiv das Internet nutzen.[6]
LOVOS[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In Anlehnung an LOHAS wird der Lebensstil des Einfachen Lebens auch als LOVOS (Lifestyles of Voluntary Simplicity, Lebensstile der freiwilligen Einfachheit bzw. Downshift) bezeichnet. Die Motive überschneiden sich, wobei LOVOS-Vertreter einen bewussten Konsumverzicht anstreben. In den Vereinigten Staaten wird zudem der Begriff Scuppie (Socially conscious upwardly-mobile people, dt. sinngemäß sozial bewusste aufstrebende Menschen) verwendet.
Ähnliche Wortschöpfungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Tanja Busse: Die Einkaufsrevolution – Konsumenten entdecken ihre Macht. Blessing, 2006, ISBN 3-89667-312-2.
- Oliver Geden: Strategischer Konsum statt nachhaltiger Politik? Ohnmacht und Selbstüberschätzung des „klimabewussten“ Verbrauchers. (PDF; 51 kB) In: Transit – Europäische Revue. Heft 36, Winter 2008/2009.
- Alexandra Glöckner et al.: Die LOHAS im Kontext der Sinus-Milieus. In: Marketing Review St. Gallen. Vol. 27, Nr. 5, 2010, S. 36–41, doi:10.1007/s11621-010-0076-8.
- Peter Unfried: Al Gore, der neue Kühlschrank und ich. Dumont 2008, ISBN 978-3-8321-8063-8.
- Kathrin Hartmann: Ende der Märchenstunde – Wie die Industrie die Lohas und Lifestyle-Ökos vereinnahmt. Blessing, 2009, ISBN 978-3-89667-413-5.
- Eike Wenzel, Christian Rauch, Anja Kirig: Zielgruppe LOHAS: Wie der grüne Lifestyle die Märkte erobert. 2007, ISBN 978-3-938284-25-4.
- Angelika Ploeger, Gunther Hirschfelder, Gesa Schönberger (Hrsg.): Die Zukunft auf dem Tisch: Analysen, Trends und Perspektiven der Ernährung von morgen. VS, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-531-17643-7, S. 36–41.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Grünkern und Gucci. In: Spiegel special, Nr. 5/2005, Seite 80
- Wunderbare Welt der LOHAS. In: taz.de, 22. September 2007
- Grün = teuer in Spiegel Online, 22. April 2008
- Neo-Ökos: Die Guten mit dem Geld in Stern.de vom 16. Juni 2008
- kritische Betrachtung von LOHAS bei tier-im-fokus.ch
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Fit For Fun 1/2008, S. 131
- ↑ spiegel.de: Die neue Öko-Bewegung will mit reinem Gewissen konsumieren. In: Kultur SPIEGEL. Nr. 2/2008, Seite 18.
- ↑ Sinus Sociovision und KarmaKonsum: LOHAS – Mehr als Green-Glamour, 2009.
- ↑ Ralf Rossnagel: Lifestyles of Health and Sustainability – Typologien und Entwicklungsebenen Eine integrale Betrachtung der Zielgruppe LOHAS. (Memento des Originals vom 5. Januar 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: integrale perspektiven 20 11/2011, S. 20–24.
- ↑ Gesellschaft für Konsumforschung: Immer schön flexibel bleiben – Consumer Index 03/2016., S. 1–2.
- ↑ utopia.de, 5. Mai 2009: Der Markt bewegt sich: Auf Lohas folgte Parkos