[Arbeitswohnung, 10.07 Uhr
Sofia Gubailulina, Violakonzert]
(Nicht egal).
Jedenfalls habe ich vor der Vernissage gestern noch einen kleinen Textauftrag fertiggestellt, mich dann wieder mit den Unterlagen der Contessa beschäftigt: Exzerpte, hin- und hergehende Whatsappnachrichten, Überlegungen zur Hauptfigur. Ich muß im Roman ja alles vermeiden, was mit Düsseldorf und was mit der griechischen Insel zu tun hat, aber Entsprechungen finden, auch lebensgeschichtliche Analogien. Es geht, um es paradox auszudrücken, um Erkenntbarkeiten, die deutlich, aber unerkennbar sind. Am besten alles weit fortrücken, etwa nach Südamerika, das „bloß“ den Nachteil hat, daß ich es nicht kenne. Denn selbst in meinen „phantastischsten“ Erzählungen bin ich auf konkrete, tatsächliche Orte angewiesen, immer angewiesen geblieben: ich muß sie schmecken, ihre Düfte in der Nase haben, damit ich die mir eigene literarische Sinnlichkeit herstellen kann.
Sinfonie in zwölf Sätzen (1986)]
Es ist ein unkapitalistischer Ansatz: Wir stehen nicht einfach so „frei“ im Raum. Den Roman-selbst zu schreiben, nachher, ist meist nur handwerkliche Ausführung und geht in aller Regel schnell – sofern nicht die Grundkonstruktion allzu komplex ist. Zu ihr gehört zudem das Bewußtsein geschichtlicher (historischer) Abläufe usw. Genau deshalb nehmen Vorarbeiten den weitaus meisten Raum beim Romaneschreiben ein; übrigens auch dann, wenn wir Autor:inn:en es nicht merken. Am >>>> Traumschiff habe ich drei Jahre lang herumlaboriert, ohne eine einzige Zeile zu Papier zu bringen. Als es dann so weit war und ich mich >>>> in Amelia hingesetzt habe, lief alles, als müßt es nur noch ausgegossen werden.
Lebensgeschichten. Ein 1:1 ist, übrigens, sowieso nicht möglich, schon der Versuch wäre Verfälschung. Also muß die Verfälschung wirkendes Element der Konstruktion sein: ihr Wahrheitsgenerator. Le mentir vrai.
Und packen muß ich heute auch noch. Mein Flug morgen hebt um 14.20 Uhr ab, geplante Ankunft an Fiumicino um 16.25 Uhr. Dann noch den Regionale nach Orte, wo mit dem Auto mich der Freund um 20.10 Uhr abholen wird.
Wir saßen gestern, ich schrieb es eingangs schon, nachts noch lange. Mein Schädel, liebste Freundin, summt.
Das Tripluseinumvirat. Vor der Galerie Nord, Moabit.
ANH – Broßmann – Aikmaier – Schütte
(Fotografie: >>>> Phyllis Kiehl)
Ein sehr schönes Erinnerungsfoto.