Anni Bürkl: Schwarztee

Ein Salzkammergut-Krimi

Anni Bürkl, geb 1970, lebt in Wien. Seit Abschluss ihres Studiums (Publizistik im Hauptfach, ergänzt durch eine Fächerkombination aus Tschechisch, Geschichte und Soziologie) arbeitet sie als Autorin, Journalistin, Ghostwriter und Lektorin. Man kann bei ihr auch Schreibworkshops besuchen.
Bisher veröffentlichte die Autorin in Anthologien, außerdem den Krimi „arbeits/los“ sowie die Sachbücher „Böhmisches Wien“ und „Karriere bei den Nachbarn“.

Inhalt:
Berenike, Mitte 30, hat in Altaussee im Salzkammergut einen Literatur- und Teesalon eröffnet. Früher war sie erfolgreiche Eventmanagerin, aber nach einem traumatischen Erlebnis samt Burn-Out hat sie ihrem Leben in Wien den Rücken gekehrt und widmet sich nun der Esoterik und dem Tee.
Bei einer Lesung des skandalumwitterten Autors Sieghard Lahn wird der Journalist Robert Rabenstein ermordet. Berenike wird dadurch völlig aus der Bahn geworfen, gerät auch unter Mordverdacht.
Kurz darauf stirbt der Rechtsanwalt Donner gewaltsam, für Berenike kein Unbekannter. Sie entschließt sich, selbst den Mörder zu finden, und fährt deswegen nach Wien. Auch dort kommt es zu einem Mord.
Berenike schafft es tatsächlich, die Zusammenhänge zu erkennen. Rabenstein recherchierte im Esoterikmilieu, und er stocherte in der nationalsozialistischen Vergangenheit herum, was vielen nicht passte. Eine Vergangenheit, die für Berenike wegen ihres jüdischen Vaters, der diese Zeit im Keller versteckt verbrachte, noch immer präsent ist.

Meinung:
Die Autorin hat viele Themen in diesen Krimi gepackt: Esoterik, Tee, Nationalsozialismus, Burn-Out und jede Menge berufliche Probleme, auch eine kleine Liebesgeschichte.
Berenike liebt das Teetrinken, viele Kapitel sind mit Teesorten überschrieben oder es steht ein Tee-Zitat am Anfang. Im Anhang gibt es ein kleines Teebrevier wo zB die Herstellung von Lavendel-Holler-Eistee erklärt wird.

Berenike ist leider auch eine verhuschte Eso-Tussi. Ihr exzessiver Umgang mit sämtlichen esoterischen Praktiken hat mich ziemlich genervt. (Ob diese übertriebene Darstellung wohl satirisch gemeint ist?) Ihre Lebensgeschichte mag diese Hinwendung zur „Spiritualität“ erklären, seltsam fand ich allerdings, dass die Protagonistin sich zwar der Nähe mancher Esoteriker zur „braunen Szene“ bewusst wird, ebenso dessen, dass ihre Mittelchen nichts nützen, aber dennoch nichts ändert.

Meiner Ansicht nach ist die Geschichte mit dieser Themenvielfalt überladen. Einzuräumen ist, dass keines dieser Elemente sinnlos ist, sondern alle ihre Funktion haben. Dennoch – ich hätte mir hier gewünscht, dass etwas weggelassen worden wäre. Vielleicht die Familiengeschichte Berenikes?

Erzählt wird von einem auktorialen Erzähler mit Konzentration auf Berenike. Was Berenike nicht weiß, weiß auch der Erzähler nicht, wobei ihre chaotische Art dazu führt, dass sie Menschen nicht ausreden lässt und Details übersieht. Das war irritierend: die Protagonistin ist auf der Suche nach einem Mörder, und dann hört sie einfach nicht zu wenn sie die Chance hätte, mehr zu erfahren.
Ganz glaubt man es als Leser nicht, dass diese unkonzentrierte, chaotische und esoterische Hauptperson jemals erfolgreiche Eventmanagerin war. Das passt einfach nicht zusammen und lässt sich auch nicht durch den Zusammenbruch erklären.
Störend ist außerdem, dass man von Anfang an Hinweise bekommt, dass Berenikes Abkehr von ihrem früheren Leben sehr dramatisch verlaufen sein muss, aber erst gegen Mitte des Buches erfährt, was wirklich passiert ist. So lange nur Andeutungen – das ist nicht Spannung, das nervt.
Den Stil fand ich angenehm lesbar. Ab und zu sind englische Vokabel eingestreut, auch hier war mir die Funktion nicht klar. Als Charakterisierung von Berenike? Aber mit Englisch hat sie nichts zu tun.

Fazit: Ganz überzeugt hat mich dieser Krimi nicht. Spannend genug, dass ich ihn an einem Tag ausgelesen habe, war er aber.

Anni Bürkl schickt das erste Exemplar des Buches, das sie selbst erhalten hat, auf Reisen (ähnlich einem Bookcrossing Book-Ring).
Die „offizielle“ Buchpräsentation findet am 28. Juli um 19:30 in Lhotzkys Literaturbuffet statt. Tee wird es dort natürlich auch geben.

Homepage der Autorin
Texteundtee Blog (Blog der Autorin)
Gmeiner-Verlag
hallo-buch.de

2 Gedanken zu “Anni Bürkl: Schwarztee

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