Vor ein paar Tagen, während des Urlaubs in der Heimat, war ein Tag eingeplant der dem Einkaufen oder neudeutsch Shoppen verschrieben war. An Bücher wurde dabei vorerst im zweiten Rang gedacht. Doch als wir beim einmarschieren in das Dresdner Shoppingparadies an einem altehrwürdigen Buchladen am Altmarkt vorbeikamen, war es vorbei mit der Konzentration auf andere Dinge. Doch man(n) beherrschte sich und es ging erst einmal in die Läden, in denen es Anziehsachen und anderes Zeug, was man so zum Leben braucht, zu besorgen galt.
Nach unzähligen Geschäften und einem stärkendem Mittagessen war es dann endlich soweit und der Buchladen, der am Anfang des Einkaufens schon ins Auge gefasst wurde, konnte gestürmt werden. Eigentlich rannte uns die Zeit davon, doch um sich ein gutes Buch zu gönnen ist immer Zeit. Man geht also mit einem festen Plan in diesen Buchladen sich nur die Bücher zu kaufen, die man sich auch vorgenommen hat, übertritt die Schwelle und hält erst einmal einen Augenblick inne und schließt die Augen. Man zieht diesen sonderbaren Duft in die Nase, den nur solche Buchläden zu entwickeln scheinen, denn in einer Thalia-, Hugendubbel- oder sonstwas für einer großen Kette ist mir dieser eigentümliche Geruch, den Bücher, massenhaft in Holzregalen untergebracht, verströmen, noch nicht untergekommen. Sofort ist man in einer anderen, in einer besonderen Welt. Das Draußen und das Jetzt ist ab dem Augenblick, in dem man den Laden betritt, in einer großen Blase verschlossen, die erst platzt, wenn man über die Schwelle wieder nach draußen tritt. Mit dem Unterschied, dass man einen kleinen Teil der wunderbaren Welt in einer Tüte bei sich führt.
Alle Pläne, die man sich vorher im Kopf zurechtgelegt hat, in denen man sich vornimmt nur dieses oder jenes Buch zu kaufen, sind ab dem Zeitpunkt, in dem man den Laden betritt, obsolet. Schon das erste Regal zieht meine Blicke auf sich und ich sehe auf einen Schlag 5-10 Bücher, die ich allesamt durch begeisterte Besprechungen, die mir in den letzten Monaten in diversen Blogs untergekommen sind, im Gedächtnis habe. Ich würde sie gerne alle kaufen, doch letztendlich blieb es bei einem Spontankauf („Schluckspecht“ von Peter Wawerzinek, auf das ich durch eine Besprechung auf Literaturen aufmerksam wurde, welche ich einige Tage vorher gelesen hatte – siehe hier) und ein Kauf nach Plan (der Klassiker der Antikriegsliteratur „Im Westen nichts neues“). Als ich damit fertig war und meiner Frau beim Aussuchen für diverse Kinderbücher unterstützt habe (an diesen Regalen kann man aber ebenso schwach werden wie bei der Belletristik für Erwachsene) wollte ich mich schon langsam bereit machen, den Laden wieder zu verlassen, als ich meinen Hals in die Regalreihen schwenkte, die ein Stockwerk oberhalb vorhanden waren und es war um mich geschehen. Wie von einem magischen, unsichtbaren Faden gezogen ging ich die Treppen empor und zu dem Regal hin, welches mit einem seltsamen Zeichen gekennzeichnet und mit der Bezeichnung Büchergilde überschrieben war. Dieses Zeichen war für mich ein Ausdruck davon, dass nur ganz ausgewählte in diesen Büchern stöbern dürfen und Außenstehende etwas belämmert daneben stehen, ohne einen Blick in die Bücher werfen zu können. Eine Welt für sich. Ich sah auf einmal Bücher mit vertrauten Titeln, aber die Cover wollten nicht dazu passen. Fasziniert ging ich das Regal durch und hätte hier genauso spontan mehr als 10 Bücher einstecken können, so schön und so anders gegenüber den Originalausgaben sah das alles aus. Plötzlich wurde ich von einer Stimme aus dem Hintergrund mit den Worten „Sind sie Mitglied in der Büchergilde?“ erschreckt. Als ich mich umdrehte, sah ich die Verkäuferin hinter mir die Treppen hochsteigen und ich konnte ihr diese Frage nur verneinen. Sie erklärte mir freundlich, sie kann die Bücher nur an Mitglieder der Büchergilde verkaufen und es entspann sich ein kurzes Gespräch über die wunderbar gestalteten Bücher und wie das mit der Büchergilde im Allgemeinen funktioniert. Enttäuscht stellte ich das Buch, welches ich gerade in der Hand hielt und schon fast zu kaufen bereit war, wieder in das Regal zurück und schreckte kurz auf, als ich das Wörtchen „Kaufzwang“ vernahm. Das war erst einmal Anlass für mich, nicht sofort eine Mitgliedschaft abzuschließen (ich hatte kurz überlegt) und mir das in Ruhe zu Hause zu überlegen. Ich ließ mir den Katalog mitgeben, um mir die Voraussetzungen noch einmal durchzulesen. Man will ja nicht gleich etwas abschließen oder irgendwo Mitglied werden, wenn man nicht direkt weiß, was genau das im Endeffekt bedeutet. Lange Rede, um euch eine schöne Erfahrung aus einem Buchladen (take this amazon) zu überbringen, kurzer Sinn: Ich habe mir die Bedingungen zu Hause noch einmal in Ruhe angeschaut, im Katalog geblättert und auch den Gesamtkatalog im Internet durchforstet und halte für mich fest, dass jeder, der gerne Bücher liest und auch ins Regal stellt, mit einer Mitgliedschaft in der Büchergilde nichts falsch macht. Es ist unkompliziert, kostet keinen Monatsbeitrag und die einzige Verpflichtung ist der Kauf eines! Artikels aus dem Sortiment im Quartal. Das war für mich, neben den liebevoll gestalteten Büchern, dass Hauptargument der Gilde (hach, das klingt so schön nach verschworener Gemeinschaft) beizutreten. Ab sofort bin ich nun offzielles Mitglied in der Büchergilde und zwei Bücher darf ich schon mein Eigen nennen, die auch diesen Beitrag zieren.
Wer noch mehr über die Büchergilde erfahren und auch ein Interview mit dem Geschäftsführer lesen möchte, sollte mal auf der Seite von Vera der Bücherliebhaberin vorbeischauen, die ein kleines Spezial zur Büchergilde aufbereitet hat und dieses sicher noch erweitert (siehe hier).
Habt ihr auch schöne Erfahrungen mit einem Einkauf in Buchläden? Oder seit ihr auch Mitglied in einem Buchclub und wie seid ihr darauf gestoßen? Ich würde mich freuen, wenn ihr eure Gedanken mitteilen wollt.
Link zur Seite der Büchergilde
Link zum Webshop der Buchhandlung Ungelenk in Dresden (Partnerbuchhandlung der Büchergilde) – diesen Laden kann ich jedem empfehlen, der mal zu Besuch in Dresden ist
Lieber Marc,
einfach sehr schön zu lesen und herzlich willkommen bei der Büchergilde. Du wirst es sicher nie bereuen!
Ganz liebe Grüße von der Bücherliebhaberin
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Hallo Vera,
vielen Dank für das Lob und danke fürs willkommen sein. Ich bin gespannt, was mir der Beitritt so alles bietet. Ich habe schon so einige Bücher im Auge, die nach und nach geholt werden.
Liebe Grüße
Marc
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Ich bin seit dem Frühjahr Mitglied in der Büchergilde, und dies wiederum dank der hervorragenden Beiträge auf glasperlenspiel13. Gerade erst am Wochenende habe ich mir die bezaubernde Ausgabe von Sasa Stanisic‘ Vor dem Fest geholt, die allein schon optisch und haptisch ein Fest ist. Ich bin ganz vernarrt in die Gilde! Ebenso wie in die Buchhandlung hier in Frankfurt, die ein Händchen für ganz besondere Bücher, auch jenseits des eigenen Programms, hat.
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Hallo Caterina,
ich bin ja eher zufällig über die Gilde gestolpert (hätte es aber spätestens bei Vera gesehen) und bin einfach nur hin und weg ob der ganzen Vielfalt, die von der Gilde angeboten wird. Vor dem Fest steht auch schon auf meiner Warteliste und, wie ich finde, macht das Cover und die Gestaltung der Gildeversion sogar mehr Sinn und steht enger im Zusammenhang zur Geschichte. Oder lieg ich da falsch?
Liebe Grüße
Marc
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Lieber Marc,
so richtig kann ich dir die Frage leider nicht beantworten, da ich den Roman ja noch nicht gelesen habe. Aber dass der Einstieg »Wir sind traurig. Wir haben keinen Fährmann mehr. (…)« nun das Cover säumt, und zwar in Gestalt einer Glocke, ist sicherlich folgerichtig, wurde der doch vielerorts so hervorgehoben. Aber ganz unabhängig vom Zusammenhang zwischen Form und Inhalt halte ich die Büchergilde-Aufmachung im Vergleich zu der von Luchterhand schlichtweg für die ästhetischere und hochwertigere (der Schriftzug ist geprägt, ebenso auf dem Leineneinband, auf dem er sich wiederholt).
Dir jedenfalls noch viel Freude bei der Entdeckung des Programms. Ich selbst bin ja auch noch ganz am Anfang …
Lieben Gruß,
caterina
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Willkommen im Club, bzw. in der “Gilde”!
In Mainz gibt es auch einen solchen Laden. Ich schenke es mir einige Male im Jahr, dorthin zu gehen, eine Weile zu stöbern und den vorher gut überlegten Quartalskauf zu machen. Eine Art Lebensgewinn, den es für mich schon seit fast 40 Jahren gibt- und für Sie nun neu ist. Schön!
Gruß von Sonja
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Hallo Sonja
vielen Dank für die Glückwünsche. Ich bin an meinem Wohnort, sogar mit zwei solchen Läden gesegnet (einmal in Nürnberg und einmal in Erlangen), somit ein gutes Angebot für meine Nachfrage :-)
Ich denke mal, so in etwa (sofern die Zeit es erlaubt), werde ich das wohl auch so machen, wie du und einmal im Quartal mit meinem Wunschzettel in eine der beiden Buchhandlungen einmarschieren und mir ein paar Gilde- Exemplare zu besorgen. Natürlich ist das gleich die beste Gelegenheit noch ein paar andere Bücher abzustauben :D
Gruß
Marc
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