Archiv für Dezember 2008

Geraubte Bücher

Freitag, 19. Dezember 2008

geraubt und genutzt. Bücher von verfolgten und ermordeten Juden in Berliner Bibliotheken. Eine Ausstellung der Zentral- und Landesbibliothek und des Centrum Judaicum im Repräsentantensaal der Neuen Synagoge Berlin. 10. Mai bis 25. August 2013

Das netbib weblog weist in seinem Beitrag „Geraubte Bücher“ auf zwei Ausstellungen zum Thema NS-Raubgut in Bibliotheken hin.

Die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg stellt im Rahmen einer Präsentation die Ergebnisse ihrer Provenienzrecherchen vor. Die Berliner Stadtbibliothek ZLB zeigt unter dem Titel „Geraubt. Die Bücher der Berliner Juden“ ebenfalls eine Ausstellung zum Thema.

NS-Raubgut in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg (8. 11. 2008 – 1. 2. 2009)

NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut in der Stabi

Boersenblatt – Geraubt – Die Bücher der Berliner Juden

Spiegel – Stumme Zeugen

In deutschen Bibliotheken stehen geschätzt eine Million Bücher, die in der Nazi-Zeit geraubt wurden. Während manche Bibliothekare wie Detektive nach ihnen suchen, interessieren sich viele nicht für das schwierige Erbe in ihren Beständen.

Geschichte der Universitätsbibliothek Graz 1938-1945 (Dissertationsprojekt)

Nach dem generell in Österreich vorherrschenden jahrzehntelangen Verdrängen der eigenen nationalsozialistischen Vergangenheit stellt sich nun auch die Universitätsbibliothek Graz einer umfassenden Aufarbeitung ihrer Geschichte. Ihr vorangegangen sind bereits einige andere große Bibliotheken Österreichs wie etwa die Österreichische Nationalbibliothek, die Wienbibliothek im Rathaus und die Universitätsbibliothek Wien, die sich in den letzten Jahren eingehend mit den Vorkommnissen während der NS-Zeit beschäftigt haben. Ein zentraler Schwerpunkt ist hierbei die Provenienzforschung (Herkunftsforschung) und die damit verbundene, allfällige Rückgabe geraubter Bücher, mit der in Österreich umfangreich erst rund 50 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg begonnen wurde.

Literatur: Christian Fleck: Vorwort. In: Grenzfeste Deutscher Wissenschaft. Über Faschismus und Vergangenheitsbewältigung an der Universität Graz. Hrsg. von der Steirischen Gesellschaft für Kulturpolitik. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1985, S. 1.
Kontakt: Mag. Katharina Bergmann, E-Mail: Katharinabergmann@gmx.at
Nähere Infos: Newsletter Nr. 4/2008 der Universitätsbibliothek Graz

Siehe auch folgende Beiträge im Duftenden Doppelpunkt:

Geraubte Bücher und ihr Schicksaal (31.03. 2008)

Bibliotheken in der NS-Zeit – Provenienzforschung in Österreich (06.03.2008)

Adventkalender – Die heiligen drei Könige von Klabund

Freitag, 19. Dezember 2008

Wir sind die drei Weisen aus dem Morgenland,
Die Sonne, die hat uns so schwarz gebrannt.
Unsere Haut ist schwarz, unsere Seel ist klar,
Doch unser Hemd ist besch… ganz und gar.
Kyrieeleis.

Der erste, der trägt eine lederne Hos‘,
Der zweite ist gar am A… bloß,
Der dritte hat einen spitzigen Hut,
Auf dem ein Stern sich drehen tut.
Kyrieeleis.

Der erste, der hat den Kopf voll Grind,
Der zweite ist ein unehlich‘ Kind.
Der dritte nicht Vater, nicht Mutter preist,
Ihn zeugte höchstselbst der heilige Geist.
Kyrieeleis.

Der erste hat einen Pfennig gespart,
Der zweite hat Läuse in seinem Bart,
Der dritte hat noch weniger als nichts,
Er steht im Strahl des göttlichen Lichts.
Kyrieeleis.

Wir sind die heiligen drei Könige,
Wir haben Wünsche nicht wenige.
Den ersten hungert, den zweiten dürst‘,
Der dritte wünscht sich gebratene Würst.
Kyrieeleis.

Ach, schenkt den armen drei Königen was.
Ein Schöpflöffel aus dem Heringsfass -
Verschimmelt Brot, verfaulter Fisch,
Da setzen sie sich noch fröhlich zu Tisch.
Kyrieeleis.

Wir singen einen süßen Gesang
Den Weibern auf der Ofenbank.
Wir lassen an einem jeglichen Ort
Einen kleinen heiligen König zum Andenken dort.
Kyrieeleis.

Wir geben euch unseren Segen drein,
Gemischt aus Kuhdreck und Rosmarein.
Wir danken für Schnaps, wir danken für Bier.
Anders Jahr um die Zeit sind wir wieder hier.
Kyrieeleis.

Klabund (1890-1928)

Gedanken zum Jahreswechsel

Donnerstag, 18. Dezember 2008

Lasset es knallen und Funken sprühen

Der Großteil der in Österreich „verheizten“ Feuerwerkskörper wird in Ländern wie Indien und China hergestellt – mitunter auch von Kinderhand. Durch Explosionen und giftige Inhaltsstoffe tragen die ArbeiterInnen oft Krankheiten davon, werden verstümmelt oder sogar getötet.

China produziert rund 75% des weltweiten Bedarfs an Feuerwerkskörpern. Allein in der Provinz Jiangxi in China arbeiten 200.000 Menschen in der boomenden Feuerwerksindustrie.
In Indien sollen bis zu 70.000 Kinder in der Feuerwerkproduktion beschäftigt sein.
Schätzungen zufolge sind über die Hälfte davon jünger als 12 Jahre. Sie arbeiten bis zu 7 Tage die Woche, für einen Hungerlohn und unter höchst gesundheitsgefährdenden Bedingungen. Der tägliche Kontakt mit Chemikalien verursacht Atemwegserkrankungen und oft Explosionen, bei denen die ArbeiterInnen schwer verletzt oder getötet werden.
Obwohl in beiden Ländern Kinderarbeit verboten ist, umgehen größere Unternehmen das Gesetz, indem sie die erwachsenen ArbeiterInnen dazu drängen, auch daheim zu arbeiten. Aufgrund der extrem niedrigen Löhne in dieser Industrie müssen dann auch die Kinder zum Familieneinkommen beitragen.
In China werden manchmal sogar in Schulen Feuerwerkskörper produziert. Für Kinder aus armen Familien ist das oft die einzige Möglichkeit, für das Schulgeld aufzukommen. Im März 2001 kamen bei einer Explosion einer Grundschule sogar 60 Kinder und LehrerInnen ums Leben.
Obwohl die Regierung immer schärfer kontrolliert, sterben offiziellen Angaben zufolge rund 500 Menschen allein in China an den Folgen von Unfällen in oft illegal betriebenen Feuerwerkfabriken. Die Dunkelziffer könnte sehr viel höher liegen.

Wer auf sein Feuerwerk dennoch nicht verzichten will, sollte sich im Handel nach Feuerwerkskörpern „Made in Österreich“ oder in anderen EU-Ländern erkundigen.
Aber auch ein Jahreswechsel ohne Feuerwerk kann Spass machen und mit dem gesparten Geld lässt sich sicher gut feiern.

Via FAIRKAUF – Newsletter

Auf der Site „Stimmen für die Stille“ finden Sie unter dem Titel „Wenn’s vor Weihnachten kracht und knallt“ einen Auszug aus dem Pyrotechnikgesetz (Österreich) und Hinweise wie man Menschen und Haustiere vor der Knallerei schützen kann.

Adventkalender – Das Weihnachtsbäumlein von Christian Morgenstern

Donnerstag, 18. Dezember 2008

Es war einmal ein Tännelein
mit braunen Kuchenherzlein
und Glitzergold und Äpflein fein
und vielen bunten Kerzlein:
Das war am Weihnachtsfest so grün
als fing es eben an zu blühn.
Doch nach nicht gar zu langer Zeit,
da stands im Garten unten,
und seine ganze Herrlichkeit
war, ach, dahingeschwunden.
Die grünen Nadeln war‘n verdorrt,
die Herzlein und die Kerzlein fort.
Bis eines Tags der Gärtner kam,
den fror zu Haus im Dunkeln,
und es in seinen Ofen nahm -
Hei! Tat`s da sprühn und funkeln!
Und flammte jubelnd himmelwärts
in hundert Flämmlein an Gottes Herz.

Christian Morgenstern (1871-1914)

Weiterführende Infos:
Digitales-Christian-Morgenstern-Archiv
Deutsche Liebeslyrik – Christian Morgenstern

Tötungsanstalt Hartheim – Euthanasieprogramm der Nazis

Mittwoch, 17. Dezember 2008

Das von Brigitte Kepplinger, Gerhart Marckhgott und Hartmut Reese in Neuauflage herausgegebene Buch „Tötungsanstalt Hartheim“ über die Euthanasieanstalt in der oberösterreichischen Gemeinde schließt eine Forschungslücke. Eine Buchvorstellung.

Via Bizeps Info

Siehe auch den Beitrag „In den Fängen der NS-Fürsorgepolitik im „Duftenden Doppelpunkt“

Oskar Werner

Mittwoch, 17. Dezember 2008

Man kann schwelgen in Oskar Werners Kunst, in seiner selbstzerstörerischen Begabung,aber ich fürchte, man muß verstummen vor seiner Schönheit und seiner Stimme. Sein berühmtes Lächeln ist das eine, seine unendlich traurigen Augen das andere, was man festhalten möchte im Gedächntnis. Sie schimmerten so, als wären sie ständig zum Weinen bereit, nur klug genug, es nicht immer zu tun. Man hätte ihn so gern umarmt und gesagt: Komm halt dich fest, es wird schon wieder gut, und er hätte es sicher nicht gewollt.


„Prometheus“ von Goethe, gelesen von Oskar Werner
als Video auf YouToube zugänglich gemacht. Ein Erlebnis der Sonderklasse!

Via Topos OnLine – Newsletter

Auf YouToube finden Sie viele weitere Videos mit Oskar Werner, beispielsweise:

die dinge singen hör‘ ich so gern – Rilke

Weinheber – Gang in den Frühling

Oskar Werner

Adventkalender – Christabend von Hugo Salus

Mittwoch, 17. Dezember 2008

Christabend war’s. Ich träumte durch die Gassen,
vom Weihnachtsglanz mein Herz durchglüh‘n zu lassen.
Mein Herz war fromm, als ob durch jede Flocke
das Bluten einer wunden Seele stockt.

„Frieden auf Erden und den Menschen allen
Glückseligkeit und stilles Wohlgefallen!“
Da, wie ich ging, zerstörte meine Träume
ein Haufen unverkaufter Weihnachtsbäume.

Sie lagen auf dem Pflaster da, vergessen
und schneebedeckt, als wär ihr Grün vermessen,
als schämten sie sich ihrer hellen Farben,
die doch so gern, um heut zu leuchten, starben.

Gleich einer Gauklerschar, im Wald erfroren,
die tief im Schnee den Weg ins Dorf verloren,
so lagen sie und sah‘n aus ihrem Dunkel
rings in den Fenstern strahlendes Gefunkel.

Sie lagen da wie unerfülltes Sehnen,
erträumter Schimmer, ausgelöscht durch Tränen,
wie Leid, das wirr um die Erlösung betet,
wie Kinderjauchzen, das der Hunger tötet.

Sie lagen da, verschüchtert und verbittert,
vom Frost des Elends bis in Mark durchzittert,
den Glanz verfluchend, gleich Millionen Seelen,
in denen heut die Friedenslichter fehlen.

Hugo Salus (1866-1929)

Weiterführende Infos:
Bibliotheca Augustana – Hugo Salus

Integration als Thema der Kinder- und Jugendliteratur

Dienstag, 16. Dezember 2008

Einander fremd?

Die Stube stellt in einer 35 Seiten umfassenden Broschüre empfehlenswerte Titel für alle Altersstufen aus dem Bereich der Kinder- und Jugendliteratur vor. Die Literatur setzt sich mit dem Thema in höchst unterschiedlicher Art und Weise auseinander. Insgesamt werden 62 Titel vorgestellt und nach folgenden sechs Kapiteln gruppiert und geordnet:

Leben in Vielfalt – Miteinander leben – Leben mit Behinderung – Das Leben der Anderen – Angst und Vorurteile erleben – Vielfalt religiösen Lebens.

Die Broschüre kann zum Preis von € 5,00 bei der STUBE bestellt werden.

Katalogisate und Rezensionen zu den vorgestellten Büchern finden Sie auf biblio.at.