Archiv für Dezember 2008

Adventkalender – Weihnachtsschnee von Paula Dehmel

Mittwoch, 3. Dezember 2008

Ihr Kinder, sperrt die Näschen auf,
Es riecht nach Weihnachtstorten;
Knecht Ruprecht steht am Himmelsherd
Und bäckt die feinsten Sorten.

Ihr Kinder, sperrt die Augen auf,
Sonst nehmt den Operngucker:
Die große Himmelsbüchse, seht,
Tut Ruprecht ganz voll Zucker.

Er streut – die Kuchen sind schon voll -
Er streut – na, das wird munter:
Er schüttelt die Büchse und streut und streut
Den ganzen Zucker runter.

Ihr Kinder sperrt die Mäulchen auf,
Schnell! Zucker schneit es heute;
Fangt auf, holt Schüßeln – ihr glaubt es nicht?
Ihr seid ungläubige Leute!

Paula Dehmel (1862 – 1918)

Weiterführende Infos:
Richard Dehmel – Paula Dehmel
Wikipedia – Paula Dehmel

Adventkalender – Tannennadeln von Wladimir Majakowski

Dienstag, 2. Dezember 2008

Nein, bitte nicht, laßt!
Keine Weihnachtstanne
Nein, schickt den Vater nicht
in den Wald!
Mißtraut dem Wald
und dem bösen Manne,
der hinterm Wald Granatfäuste ballt.

Nein, es geht nicht.
Den Putz in blitzblanken Flittern
wollen wir heut
nicht in Watte betten.
Weil sonst Getroffne,
von tödlichen Splittern
Verwundete, dort keine Watte hätten.

Nein, keine Kerzen
Entsagt den Lichtern.
Am Welthimmel kreisen
die eisernen Drachen,
drin lauern Menschen
mit bösen Gesichtern,
ob Lichtlein in unsern Fenstern wachen,

Nein, sagt nicht,
der Weihnachtsmann solle kommen
mit seinem Sack
voll prächtiger Sachen.
Die Fabrik hat den Mann
in Beschlag genommen,
die Fabrik, wo sie Pulver und Kugeln machen.

Nein, keine Musik
wird diesmal erschallen.
Wie soll denn der armlose Musiker
fiedeln?
Und der Flötist
ist im Felde gefallen,
so mußt`er ins Himmelreich übersiedeln.

Nicht weinen, was hilft’s denn?
Verzieht nicht das Mündchen!
Bald wird die dunkle Welt
sich entschleiern.
Bald muß alles anders werden,
ihr Kindchen.
Dann werdet ihr fröhliche Weihnachten feiern.

Ein Tannenbäumchen wird dastehn,
ein mächtiges,
behängt mit Schmuckzeug
im Überfluß.
Das wird ein Fest sein,
ein wunderprächtiges,
ergötzlich – fast bis zum Überdruß.

Wladimir Majakowski (1893 – 1930)

Weiterführende Infos:
Illeguan – Vladimir Majakovskij
Wikipedia – Wladimir Wladimirowitsch Majakowski

Adventkalender

Montag, 1. Dezember 2008

Wir freuen uns, Ihnen in der vorweihnachtlichen Zeit neben dem Adventkalender im Literaturblog „Duftender Doppelpunkt“ einen zweiten literarischen Adventkalender bieten zu können. Diesen finden Sie auf unserer Site „Stimmen für die Stille“ – Initiative zur Erhaltung des Ruhe- und Therapieparks Mariahilf. Mit seiner Hilfe können Sie sich in der oftmals gar nicht so ruhigen Adventzeit mit Gedichten und Aphorismen von Joseph von Eichendorff, Rainer Maria Rilke, Georg Trakl, Conrad Ferdinand Meyer, Kurt Tucholsky, Clemens Brentano, Christian Morgenstern, Heinrich Heine, Franz Janowitz und vielen anderen eine Prise Ruhe und Entspannung verschaffen.

Vielleicht finden Sie darüber hinaus einen Moment Zeit, um die Initiative „Stimmen für die Stille“ mit Ihrer Unterschrift zu unterstützen oder Sie kommen zu unserem nächsten Treffen am 12. Jänner 2009 oder Sie besuchen den Park oder Sie schicken uns Ihre Ideen …

Adventkalender – Offizielles Weihnachtsgeschenk 1841 von Heinrich Hoffmann von Fallersleben

Montag, 1. Dezember 2008

Freut euch alle, freut euch alle,
Lobet Gott mit jubelschalle,
Der noch immer Wunder tut.
Das Zensuredikte das neue
Will, daß alle Welt sich freue -
Ach, wie ist es mild und gut.

Wie ein Stern aus finstrer Wolke
Kam es her zu unserm Volke
und erschien als heil’ger Christ.
Freut euch, Kinder, Fraun und Greise!
Freut euch, Fromme, Klug und Weise!
Seht wie gut und mild es ist.

Wollt ihr ferner euch beschweren?
Könnet ihr noch mehr begehren?
Querulanten, schweiget still!
Ja, wir dürfen alles sagen,
Alles wünschen, hoffen, klagen,
Alles – wenn’s der Zensor will.

Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 – 1874)

Weiterführende Infos:
Fallersleben-Archiv
Wikipedia – August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

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