Archiv für Januar 2010

Die Kinder vom Maison d’Izieu

Dienstag, 12. Januar 2010

Die Fotoausstellung zeigt die Kinder und ErzieherInnen in der Zeit ihres Aufenthaltes in Izieu, Frankreich, von Mai 1943 bis kurz vor ihrer Deportation und Ermordung im April 1944. Mit der Ausstellung soll aller Opfer des Holocaust gedacht werden, insbesondere jedoch der Kinder. Sie steht allen BesucherInnen bei freiem Eintritt offen. Konzipiert und kuratiert von der Gedenkstätte Maison d´Izieu (Frankreich).

Die Ausstellung in Wien:
28. 01. – 18. 02. Berufsschule f. Industrie, Finanzen und Transport, 1120, Längenfeldg. 13-15
22. 02. – 15. 03. Berufsschule f. Verwaltungsberufe, 1050, Castellig. 9
18. 03. – 09. 04. Berufsschule für Gartenbau und Floristik, 1220, Donizettiweg 31

Sie wird anschließend in Berufsschulen im Burgenland, Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark, Kärnten, Tirol und Vorarlberg gezeigt.

Nähere Infos finden Sie auf der Seite „Termine“ von Milli Segal.

Sie sind eingeladen, gemeinsam mit Milli Segal und der Kultur- und Wissenschaftsinitiative „Der Duft des Doppelpunktes“ die Ausstellung am Mittwoch, 10. Februar, um 17.30 Uhr zu besuchen. Genauere Hinweise finden Sie im Beitrag „Einladung zum Besuch der Fotoaustellung ‚Die Kinder vom Maison d’Izieu‘“.

Ein Katalog und Arbeitsblätter für den Unterricht sind vorgesehen, in dem auf die Geschichte der sieben österreichischen Kinder, die im Maison d’Izieu lebten, besonders eingegangen wird.

Die Geschichte des Hauses und die Geschichte Frankreichs in der Zeit der Shoah werden dort ebenfalls thematisiert. ZeitzeugInnen werden berichten und es wird die Filmdokumentation „La Mémoire des enfants“ von Hannes Gellner und den Film „Die Hetzjagd“ mit Franka Potente als Beate Klarsfeld zu sehen sein. Die Zusammenarbeit mit den Schulen wird durch die Kooperation mit erinnern.at gewährleistet.

Weitere Informationen zu den Ausstellungsorten und Terminen in den Bundesländern, Filmvorführungen und Bildmaterial: Agentur Milli Segal, Tel.: 01 9687266, Email: milli.segal@chello.at

Der Ausstellungskatalog kann als pdf-Format kostenlos heruntergeladen werden.

Das Kinderheim Maison d’Izieu

Izieu ist ein kleiner, idyllischer Ort am Fuße der französischen Alpen zwischen Lyon und Grenoble.
1943, auf dem Höhepunkt der Verfolgung der jüdischen Bevölkerung in Frankreich, beschließt Sabine Zlatin, möglichst viele jüdische Kinder aus den französischen Sammel- und Internierungslagern vor den Nationalsozialisten in Sicherheit zu bringen. Izieu bietet sich hinsichtlich der geografischen Lage gut an, der Krieg scheint weit weg zu sein. Zwischen Mai 1943 und April 1944 leben etwa 120 Kinder mit dem Wissen und der Unterstützung einer Reihe von Einzelpersonen und Familien aus der Umgebung im Kinderheim. Einige der Kinder können in die nahe Schweiz gebracht werden, andere werden von der einheimischen Bevölkerung versteckt und geschützt.

Coverfoto Kinder vom maison d'Izieu

Coverfoto Kinder vom maison d'Izieu

Im April 1944 wohnen 44 Kinder mit ihren Erzieherinnen und Erziehern im Ferienheim. Durch Verrat wird der Gestapo (Geheime Staatspolizei) das Versteck bekannt gemacht. Am Morgen des 6. April werden auf Befehl von Klaus Barbie, dem Leiter der Lyoner Gestapo, alle Kinder mit ihren BetreuerInen deportiert. Die Kinder und fünf Erwachsene werden ermordet. Vier Mädchen und drei Buben waren aus Österreich.

Reinhard Mey: Die Kinder von Izieu

Im Anschluss an den Prozess von Klaus Barbie (1987) bildet sich die Vereinigung „Musée mémorial des enfants d’Izieu“. 1990 erwirbt sie das unter dem Namen „Maison d’Izieu“ bekannte Kinderheim. Am 24. April 1994 weiht der damalige Staatspräsident François Mitterrand die Gedenkstätte „Musée mémorial des enfants d’Izieu“ ein.

Dieses Haus wird ein Ort des Lebens sein, eine Art Herausforderung an die schrecklichen Ereignisse, die sich hier abgespielt haben. Es wird Schulklassen und Gruppen Platz bieten, die hier zum Arbeiten, zur Auseinandersetzung mit der Geschichte und zur Begegnung zusammenkommen. Es werden Kinder und Jugendliche verschiedener Herkunft, Bildung und Religionszugehörigkeit sein.“ (Auszug aus der Rede des Staatspräsidenten vom 24. April 1994)

Schrifstellerin Eugenie Kain verstorben

Dienstag, 12. Januar 2010

Die in Linz geborene Eugenie Kain ist am vergangen Freitag an ihrer schweren Erkrankung mit nur 49 Jahren verstorben. Damit hat die österreichische Literatur“szene“ nicht nur eine Schriftstellerin, die „nüchtern im Blick, poetisch in der Sprache“ verloren, sondern auch einen Frau, die „den Menschen verpflichtet“ gewesen ist.

Neben ihren schriftstellerischen „Einsätzen“, zeigte sie immer wieder soziale Einsätze – mit Worten, aber auch sehr tatkräftig; unter anderem bei der Konzeption und Begründung der Linzer Strassenzeitung „Kupfermuckn“ oder im Bereich Training und Coaching.

Eugenie Kain auf Wikipedia
Artikel in „Der Standard“
Beitrag auf ORF Oberösterreich

Günter Wallraff – Stadtgespräch 12

Montag, 11. Januar 2010

Peter Huemer im Gespräch mit Günter Wallraff über Ausbeutung, Bespitzelung und Arbeitgebermobbing.

Wann: Mittwoch, 20. Jänner 2010, 19 Uhr
Wo: Großer Saal im Bildungszentrum der AK Wien, Theresianumg. 16-18, 1040 Wien

Videoaufzeichnungen des Wiener Stadtgespräches sind auf DVD in der AK Bibliothek erhältlich, wo Sie auch die Bücher der bisherigen Gäste in der Freihandaufstellung finden.

1977 arbeitete Günter Wallraff als Hans Esser undercover in der Redaktion der BILD-Zeitung und machte die Praktiken des Boulevardblattes einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Später erlebte er als Ali den Alltag eines türkischen Gastarbeiters, viele weitere Reportagen folgten. Die Schweden schufen für seine Recherchemethode sogar einen eigenen Begriff: Wallraffa.

Zuletzt recherchierte er in Callcenters, arbeitete als Niedriglöhner in einer Fabrik, die für Lidl Brötchen bäckt, verbrachte als Obdachloser die kältesten Tage des Winters auf der Straße und erkundete als Afrikaner die Lebensbedingungen in Deutschland.

Diese Erfahrungen fanden ihren Niederschlag in dem Buch von Günter Wallraff „Aus der schönen neuen Welt. Expeditionen ins Landesinnere“, erschienen im Verlag Kiepenheuer und Witsch (KiWi Paperback, 2009) bzw. in dem 86-minütigen Film „Günter Wallraff: Schwarz auf Weiß“ von Pagonis Pagonakis, Susanne Jäger, Gerhard Schmidt und Günther Wallraff.

Für seine Rolle als Flüchtling Kwami Ogonno aus Somalia, er hatte sich von einer Maskenbildnerin zu dunkler Hautfarbe verhelfen lassen, erhielt er nicht nur Anerkennung. Beispielsweise meinte die schwarze Autorin Noah Sow zu seinem Auftreten als Schwarzer unter anderem: „Er äfft unterdrückte Minderheiten nach und erntet damit Geld, Aufmerksamkeit und sogar Respekt“, und weiter, als „angemalter Weißer“ könne man schwarze Erfahrungen nicht machen.

Ob man Rassismus erfolgreich entgegentreten bzw. ihn bekämpfen kann, in dem man einen Antirassiten, mit dessen Ansichten man nicht übereinstimmt, öffentlich schlechtredet? Oder handelt es sich bei einer solchen Herangehensweise schlicht und einfach um ein weiteres „Gurkerl ins Knie der Antirassismusbewegung“?

Noah Sow: Deutschland Schwarz Weiß. Der alltägliche Rassismus. C. Bertelsmann, 2008

So hat sich Günter Wallraff in den Augen mancher Menschen zum Affen gemacht. Er trägt es mit Würde, deckt auf, macht bewußt und exponiert sich. Durch seine Arbeit werden unakzeptable Zustände oft greifbarer und er selbst wird angreifbar. Als Kwami Ogonno lenkt er den Blick auf den Alltagsrassismus in Deutschland. Vielleicht bereitet er den Boden auf, damit Schwarze in Deutschland bzw. im deutschsprachigen Raum in Zukunft öffentlichkeitswirksamer als bisher für sich selbst sprechen können.

Solange die weiße Mehrheitsgesellschaft „dumm genug ist“ einen Weißen in der Maske eines Schwarzen nicht als solchen zu erkennen, kann man schwarze Erfahrungen machen. Wünschenswert wären viele Menschen die bereit sind eine Zeit lang in die Haut eines Kwami Ogonno zu schlüpfen. Sie wären danach voraussichtlich die besten MultiplikatorInnen im Einsatz gegen den (Alltags-)Rassismus in unserer Gesellschaft.

Die Diskussion am 20. Jänner 2010 um 19 Uhr im Bildungszentrum der AK-Wien verspricht jedenfalls eine spannende zu werden.

Homepage von Günter Wallraff

Die Zeit (Oktober 2009): In fremder Haut, von Günter Wallraff

Spiegel online vom 21.10.2009: Kritik an neuem Wallraff-Film „Einfach nur der Fremde“, von Hannah Pilarczyk

sueddeutsche vom 29.10.2009: Ein Mann will gehasst werden. Günter Wallraff: Schwarz auf Weiß, von Andrian Kreye

Welt online 22. Oktober 2009: Schwarzer Wallraff ist geschmacklos und perfide, von Eckhard Fuhr

Zwei VorgängerInnen von Günther Wallraff aus den USA – John Howard Griffin und Grace Halsell:

Einestages -Zeitgeschichte auf Spiegel online: Rassentrennung im Selbstversuch. Vor 50 Jahren „verwandelte sich“ der US-Schriftsteller John Howard Griffin mit Tabletten und Ultraviolett-Bestrahlung in einen „Schwarzen“. Seine Erfahrungen beschrieb er im späteren Bestseller „Black Like Me“ (New York 1960).

Griffin, John Howard: Reise durch das Dunkel, 230 Seiten. Verlag Desch, 1962.

Grace Halsell hatte Jahre später die Idee, auch eine Frau müßte sich in eine „Schwarze“ verwandeln. Als sie mit Hilfe von Tabletten, Sonne und Creme schwarz genug war, ging sie 1968 nach Harlem und später in den Süden der USA, um dort als “Schwarze” zu arbeiten. Das Buch mit ihren Erfahrungen – „Soul Sister. The Journal of a White Woman Who Turned Herself Black and Went to Live and Work in Harlem and Mississippi“ – erschien 1969/70

Halsell, Grace: Ich war eine Schwarze, 240 S. Verlag: Hoffmann u. Campe, 1971.

Original Linzer Worte

Donnerstag, 7. Januar 2010

Linzer Worte, Poetry Slam in der nunmals verjährten Kulturhauptstadt 09, ohne Aufzeigen und ohne Zensur, aber mit reizvollem Gewinnangebot. Wie immer gibt es auch dieses Mal die Original-Linzer-Worte-Tombola „‚Potpourri an Glumpert“. Für den Gegenwert einer ganzen Hypo-Alpe-Adria warten zahllose Lach- und Sachpreise auf euch. Wertlos, dafür schuldenfrei. Und garantiert nicht aus Kärnten.“

Frau Minkasia und MitarbeiterInnen laden am Donnerstag, den 14. Jänner 2010 – und zwar „sharpissimo“ um 20 Uhr! – zu literarisch öffentlichen Kundtaten zum Thema „Die Tiere in und um uns“. Wo dies alles? Im literarisch historischen Hinterstübchen des beliebten Ausfluglokals „Grandhotel zum Rothen Krebsen“, Obere Donaulände 11, 4020 Linz.

50. Todestag von Albert Camus

Montag, 4. Januar 2010

Die Wahrheit ist keine Tugend, sondern eine Leidenschaft. Deshalb ist sie niemals barmherzig.

Deutschlandfunk – Camus-Rezeption in Frankreich am 50. Todestag (podcast)

Ö1 Inforadio: Albert Camus‘ 50. Todestag

Albert Camus – Bibliographie

Nobelpreis für Literatur 1957 – Albert Camus

Romanistik im Internet – Albert Camus: Infos und Links

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