80 Jahre Bücherverbrennung – Literaturquiz Teil 1
Den ersten Teil des Literaturquizes der „Duftenden Doppelpunkte“ anlässlich der Bücherverbrennung von 1933 widmen wir einer Kinder- und Jugendbuchautorin.
Es folgen im Abstand von jeweils 14 Tagen weitere 22 AutorInnen. Auf der Seite „Literaturquiz zur Bücherverbrennung 1933“ finden Sie immer den Link zur gerade aktuellen Quizfrage.
Diesmal möchten wir von Ihnen wissen:
- Wie heißt die gesuchte Autorin?
- Unter welchem Pseudonym hat sie publiziert?
- Wie lautet der Titel ihres Debütromanes?
Bitte senden Sie Ihre Antworten per Mail an: info@literaturblog-duftender-doppelpunkt.at
Einsendeschluss: 12. Februar 2013, 12.00 Uhr
Dank der Buchspenden von bisher über dreißig Verlagen können Sie diesmal folgende Bücher gewinnen:
- Stefan Zweig, Marie Antoinette. Fischer Taschenbuch Verlag
- Ingeborg Bachmann, Kriegstagebuch. Mit Briefen von Jack Hamesh. Suhrkamp
- Mali Fritz, Hermine Jursa, Es lebe das Leben. Tage nach Ravensbrück. Milena Verlag
Alle Beiträge zum Thema Bücherverbrennung / Exilliteratur im „Duftenden Doppelpunkt“ finden Sie in der Kategorie Exil.
In Petra Öllingers Bibliothek finden Sie eine Liste mit über 200 AutorInnen, Hinweise auf Sekundärliteratur und weiterführende Links.
Wer verbirgt sich hinter den folgenden Informationen?
1905 in Salzburg geboren, verlässt sie schon früh ihr Elternhaus und lebt als Übersetzerin in Innsbruck. 1925 folgt Sie ihrer Schwester nach Berlin. Den Lebensunterhalt verdient sie sich als Stenotypistin, Buchhändlerin und Journalistin.
Im legendären Malik-Verlag ihres Schwagers Wieland Herzfelde – der Verlag wurde nach einem Roman von Else Lasker-Schüler, „Der Malik“, benannt – lernt sie ihren Mann, einen in Prag geborenen Schriftsteller, kennen.
Ihren Debütroman veröffentlicht sie 1931 unter einem Pseudonym, mit dem sie auf zwei, für die Berliner ArbeiterInnenschaft bedeutungsvolle Orte Bezug nimmt. Der dabei gewählte Vorname verleitet dazu, einen Mann als Autor zu vermuten.
Der Roman beruht auf den Erlebnissen des Sinti Mädchens Erna Lauenburger. Er schildert die Freundschaft zweier Kinder im Berlin der 1920er Jahre. Eine Geschichte über Solidarität, die Infragestellung konservativ-autoritärer Familienverhältnisse und über Mädchen, die sich durchzusetzen verstehen.
Erna wird 1943 als „Zigeunermischling“ nach Auschwitz deportiert und ermordet. Von den elf namentlich erwähnten Sinti, die in dem Buch vorkommen, überlebt nur eines der Kinder die Jahre bis 1945.
„Angesichts unserer vom Kriege bedrohten Welt, angesichts der Todesgefahr, die über unseren Kindern schwebt, haben wir, die wir mit dem künstlerischen Wort Denken und Fühlen von Millionen beeinflussen können, eine besonders große Verantwortung. Es gilt, um eine Ordnung des Friedens und der Menschlichkeit zu kämpfen. In Wort und Tat. Auch mit humanistischen, künstlerisch wertvollen Kinderbüchern.“
Die Autorin ist 28, als ihr zwei Jahre zuvor im Malik-Verlag erschienener „Erstling“ im Zuge der „Aktion wider den undeutschen Geist“, neben den Werken von mehr als hundert anderen AutorInnen am 10. Mai 1933 am Opernplatz in Berlin, dem heutigen Bebelplatz, in Flammen aufgeht.
Schon zuvor, gleich nach dem Reichstagsbrand Ende Februar 1933, flüchtet sie mit ihrem Mann nach Prag. Er arbeitete dort als Chefredakteur der „Arbeiter Illustrierten Zeitung“ (AIZ), in der auch sie Erzählungen veröffentlicht und die Kinderseite gestaltet.
Als die Deutsche Wehrmacht im März 1939 die Hauptstadt des Tschechoslowakischen Republik besetzt, führt sie ihre Flucht gemeinsam mit ihrem Mann weiter nach Frankreich. Wenige Monate später, die beiden befinden sich anlässlich eines Schriftstellerkongresses in den USA, beginnt mit dem Überfall des Deutschen Reichs auf Polen am 1. September 1939 der 2. Weltkrieg. An eine Rückkehr nach Europa ist vorerst nicht mehr zu denken.
Nach dem Ende des Krieges kehrt sie mit ihrem Mann nach Prag zurück. Er vertritt die Tschechoslowakei in den nächsten Jahren in Washington, Stockholm und in Peking auf dem „diplomatischen Parkett“.
Die Erkenntnis, dass es nach den Jahren des Faschismus unmöglich ist, als deutschsprachige/r SchriftstellerIn in der Tschechoslowakei zu wirken, ist einer der Gründe, der das Ehepaar 1953 wieder nach Berlin führt.
Über all die Jahre bleibt sie ihrem Metier treu und schreibt eine Vielzahl von Kinder- und Jugendbüchern.
„Als einen der anziehendsten und liebenswertesten Charakterzüge am Menschen schätze ich die Kindlichkeit. Ich liebe sie bei Erwachsenen, und ich liebe sie bei jenen, die sie im höchsten Maß besitzen: bei den Kindern. Deshalb wählte ich gerade sie zu meinen Lesern. Ich wollte ihren Gefühlen, ihren naiven und ernsten Erlebnissen, ihren Wünschen und Wunschträumen, denen sie selbst noch nicht Ausdruck verleihen können, Form geben. Ich wollte ihnen ein wahres Bild des Lebens vermitteln und sie lehren, für die beste Sache der Welt, für den Fortschritt, Partei zu ergreifen. Meinen Entschluß, für Kinder und Jugendliche – für unsere Zukunft zu schreiben, habe ich nie bereut.“
Nach dem Tod ihres Mannes 1955 widmet sie sich neben dem eigenen Schaffen auch der Herausgabe seiner Werke.
Sie stirbt 1966 und findet neben ihrem Mann auf dem Friedhof Berlin-Friedrichsfelde die letzte Ruhe.
2005 wird ihr Romanerstling anlässlich ihres 100. Geburtstages wieder neu aufgelegt.
Zurzeit sind alle ihre Bücher, beispielsweise „Das Eismeer ruft“ oder „Das eiserne Büffelchen“ vergriffen und nur antiquarisch erhältlich.
8 comments for “80 Jahre Bücherverbrennung – Literaturquiz Teil 1”
Danke für den Hinweis auf das Crowdfunding-Projekt. Natürlich freut uns auch der Links auf unser Literaturquiz! ;-)
Danke Robert!
… hauptsache, sie haben die dritte frage nicht dauerhaft übersehen und ihren „fehler“ ausgebessert. :-) danke für den link http://buecherverbrennung.wordpress.com/blog/ – in der zwischenzeit ist ihr hinweis auf das blog bereits auf der seite „bücherverbrennung – exilliteratur“ von petra öllinger eingearbeitet.
… und wir freuen uns, dass Sie wieder beim Knacken der Rätselnüsse mitmachen! :-)
Ich freue mich sehr, dass wieder ein neues Quiz zur Literaturrecherche anregt. Der Spaß beim Suchen und Finden ist das eine, das andere ist, der Zwang sich mit den Gefundenen auseinander zu setzen. Bin gespannt auf die nächste Frage.
Wer lesen kann, ist klar im Vorteil – in meiner Mail mit der Lösung habe ich einen Aspekt übersehen; nu ja.
Ich finde die Ideee gut und bin gespannt auf weitere Autorinnen und Autoren. Wer weiß, vielleicht kenne ich ja den einen oder anderen Namen, schließlich befasse ich mich selber mit dem Thema: Verbrannte Bücher ist eins meienr Lesungs- und Vortragsthemen.
Und dann gibt es da noch das blog bücherverbrennung von Dr. Birgit Ebbert: http://buecherverbrennung.wordpress.com/blog/ , in dem einzelne Autoren und die Verbrennungsereignisse einzelner Städte aufgeführt sind.