Archiv für September 2014

Heinrich Wandt

Dienstag, 30. September 2014

Die Turmuhr schlug zwölf Uhr mittags. High Noon, die „Duftenden Doppelpunkte“ schritten zur Verlosung und schafften diese auch ohne Unterstützung von Grace Kelly und Gary Cooper. ;-)

178 Mails waren in den letzten 4 Wochen eingetroffen. Die Namen der TeilnehmerInnen kamen in ein Sackerl, wurden durchgeschüttelt und voilà, in diesem Beitrag stellen wir die verlosten Bücher und deren GewinnerInnen vor.

Wir freuen uns über das große Interesse an der literarischen Spurensuche anlässlich des Gedenkens an 100. Jahre Erster Weltkrieg und wünschen Ihnen für die weiteren Quizrunden eine interessante Lektüre und viel Glück.

Gesucht wurde diesmal nach Heinrich Wandt. Hier die Fragen und Antworten:

  • Wie heißt der Autor? Heinrich Wandt
  • Wie lautet der Titel seines 1920 erstmals veröffentlichten und mit dem Untertitel „Streiflichter zum Zusammenbruch“ versehenen Buches? Etappe Gent
  • Zusatzfrage: Unter welchem Titel wurde 1928 der Folgeband veröffentlicht und wer war der Schöpfer des Buchcovers, dessen Gestaltung zur sofortigen Beschlagnahmung des Werkes führte? Titel: Erotik und Spionage in der Etappe Gent. Buchcover: John Heartfield

Nähere Infos über Heinrich Wandt finden Sie im seiner Person gewidmeten Rätsel auf der Seite „Erster Weltkrieg – Literaturquiz Teil 1″.

Das nächste Quiz wird am Mittwoch, dem 01. Oktober 2014 veröffentlicht. Zur Beantwortung der Fragen haben Sie bis Freitag, dem 31. Oktober 2014 um 12:00 Uhr Zeit.

Erinnerung: Gerne erinnern wir Sie an die jeweilig aktuelle Runde. Senden Sie uns bitte einfach ein leeres Mail mit dem Betreff „Literaturquiz Erinnerung“.

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Ein herzliches Dankeschön senden wir dem Karl Dietz Verlag in Berlin und dem Gmeiner Verlag in Meßkirch, die für diese Quizrunde die Preise zur Verfügung gestellt haben.

Heinrich Wandt, Erotik und Spionage in der Etappe Gent. Karl Dietz Verlag, 368 Seiten, Broschur geht an Frau Claudia W.

Heinrich Wandt Erotik und Spionage in der Etappe Gent „‚Etappe Gent‘ (1920) war das erste Antikriegsbuch, das in der Weimarer Republik erschien. Es löste einen der größten Skandale dieser Zeit aus, denn in ihm wurde die deutsche Besatzungspolitik in Belgien während des Ersten Weltkrieges schonungslos offengelegt.
Der Autor des Buches, Heinrich Wandt, wurde 1923 auf Befehl der Reichswehrführung nach Potsdam entführt und in einem Militär-Geheimprozeß zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. 1925 bekam der ehemalige KPD-Vorsitzende Paul Levi Wind von diesem Skandal und machte ihn im Reichstag öffentlich; 1926 mußte Wandt entlassen werden.
Wandts folgendes Buch, ‚Erotik und Spionage in der Etappe Gent‘ (AGIS Verlag Berlin-Wien), wurde wegen seines provokanten Umschlags – den John Heartfield gestaltet hatte – sofort verboten und bis auf wenige Exemplare vernichtet. Hier wird erstmals der Umschlag unzensiert vorgelegt. Ergänzt wird der Text um einige Abschnitte aus ‚Etappe Gent‘, die das Verständnis erleichtern.“
Via Karl Dietz Verlag

Horst Bosetzky: Fahnenflucht. Kriminalroman. Gmeiner Verlag, 271 Seiten, Paperback geht an Silke E.

Buchcover Horst Bosetzky, Fahnenflucht „Berlin im Jahre 1917. Es gibt Massenstreiks gegen den Krieg und Hunger, auf den Märkten werden Stände geplündert, Schwarzhändler erzielen Höchstpreise. Um nicht an der Front verheizt zu werden, desertiert der junge Friseur Louis Maleike, verkleidet sich als Frau und lebt als Louise Schulz in einem kriegsbedingt geschlossenen Herrenfrisiersalon. Als ein Mord geschieht, gerät Louise alias Louis unter Verdacht und muss untertauchen. Kommissar Fokko v. Falkenrhede heftet sich an seine Fersen …“

„Der Autor ist emeritierter Professor für Soziologie und veröffentlichte neben wissenschaftlichen Arbeiten zahlreiche, zum Teil verfilmte und preisgekrönte Kriminalromane.“ Via Gmeiner Verlag

Eva-Maria Bast: Mondjahre. Ein historischer Roman vom Bodensee. Gmeiner Verlag, 466 Seiten, Paperback geht an Annemarie M.

Buchcover Eva Maria Bast, Mondjahre „Deutsches Reich 1914. Johanna, Sophie und Luise sind drei mutige, starke und schöne junge Frauen, die Zukunft liegt verheißungsvoll vor ihnen. Doch dann bricht der Krieg aus und sie lernen das Leben von seiner finstersten Seite kennen. Sophie erwartet ein Kind von einem Franzosen, der jetzt Feind ist, Luise und Johanna geraten in russische Gefangenschaft. Der Krieg verlangt ihnen alles ab. Aber er macht sie auch stärker.“

„Eva-Maria Bast initiierte und schrieb die Buchreihe ‚Geheimnisse der Heimat‘, die 2011 in der edition Südkurier startete, und mit dem deutschen Lokaljournalistenpreis der Konrad Adenauer Stiftung (Kategorie Geschichte) ausgezeichnet wurde. 2012 begann sie sich auch der Belletristik zu widmen.“ Via Gmeiner Verlag

Heiger Ostertag: Potsdamer Affäre. Kriminalroman. Gmeyner Verlag, 344 Seiten, Paperback geht an Sandra R.-R.

Buchcover Heiger Buchcovr Ostertag Potsdamer Affäre „Kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Hinter den Kulissen der europäischen Großmächte wird längst gekämpft, der Krieg der Geheimdienste hat begonnen. Der 23-jährige Oberleutnant Wedigo von Wedel aus dem 1. Garderegiment in Potsdam wird nach Berlin abkommandiert. Die Abteilung III b, die Geheimdienstabteilung des Deutschen Generalstabs, hat ihn angefordert, um feindliche Agenten aufzuspüren. Von Wedel stürzt sich in die glitzernde Halbwelt des künstlerischen Berlins, wo neben zwielichtigen Gestalten eine verführerische Gräfin auf ihn wartet.“

„Heiger Ostertag war Luftwaffenoffizier und studierte anschließend Germanistik, Geschichte und Nordgermanische Philologie. Nach Milieuromanen und Kriminalgeschichten schreibt Ostertag primär Romane mit historischem Hintergrund.“ Via Gmeiner Verlag

Kaffee in Wien – das Weltkulturerbe im Häferl

Donnerstag, 11. September 2014

Eine kleine Hommage des Holzbaum Verlages an den Kaffee in Wien

Kaffee in Wien Holzbaum Verlag Wenn man sein Wiener Stammcafé hat, dann hat man’s. Und will gar kein anderes kennenlernen, denn nirgendwo sonst gibt es einen, wie den Herrn Hans. Oder eine wie die Frau Isolde. Die brauchen nicht mehr zu fragen: „Was darf‘s sein?“ Weil man doch seit Jahr und Tag den kleinen Braunen trinkt. Oder den Verlängerten. Oder den Doppelmokka.
Dann schielt man doch ins Büchlein „Kaffee in Wien“, bleibt fürs Erste skeptisch und fragt sich: „Steht da überhaupt auch was über Kaffeemaschinen?“ Man blättert darin und findet einen kurzen Abriss darüber. Sogar der Filterkaffee hat einen Auftritt. Man nimmt einen Schluck vom kleinen Braunen. Oder vom Verlängerten. Oder vom Doppelmokka. Und liest über die verschiedenen Röstungen. Jaja. Aber über die Mehlspeisen? Steht auch was drinnen. Man bestellt im Stammcafé einen warmen Apfelstrudel. Oder einen Milchrahmstrudel. Oder ein Paar Sacherwürschtel. Nun gut. Aber über die neuen, jungen Kaffeesieder/inn/en? Ja, steht auch was drinnen. Und die Röstereien in Wien? Ha! Schon reibt man sich schadenfroh die Hände. Zu früh! Naber und Co. – alle da.
Man blättert im Register und linst nach dem Stammcafé. Steht da etwas darin? Hätte man es nicht ahnen können? Man gibt sich geschlagen. Auch wenn es einem bei Schlagsahne oder bei lecker in einem Büchlein über Wiener Caféhäuser ein bisschen flau wird. Aber schon eilt der Herr Hans, oder die Frau Isolde, herbei und serviert einen zweiten kleinen Braunen. Oder Verlängerten. Oder Doppelmokka. Danach geht’s wieder besser.
Doch nun ist man schon der Versuchung erlegen. Man leert ein bisschen schneller als sonst die Tasse. Schnappt sich das Büchlein, stromert durch die Stadt. Vielleicht findet man doch einen weiteren Ort mit einem Herrn Hans. Oder einer Frau Isolde.
Ein zweites Stammcafé – warum nicht?
Oder ein drittes …

Petra Öllinger

Holzbaum Verlag: Kaffee in Wien. Wien, 2014. 128 Seiten. Euro 9,90

SOL-Kalender 2015

Dienstag, 9. September 2014

Ein Wandkalender der besonderen Art

Sol-Wandkalender 2015

Sol-Kalender 2015

Heuer entsteht bereits zum zwölften Mal der überkonfessionelle SOL-Wandkalender, dieses Mal mit inspirierenden Bildern und Texten rund ums Thema „Träume“. Herausgegeben wird der Kalender vom Verein SOL (Menschen für Solidarität, Ökologie und Nachhaltigkeit) in Zusammenarbeit mit VertreterInnen unterschiedlicher Glaubensgemeinschaften. So vereint dieser Kalender Texte und Feiertage der Bahá‘í, der buddhistischen, christlichen, islamischen und jüdischen Tradition sowie Weisheiten großer DichterInnen und PhilosophInnen .

Frage dich, was dich lebendig macht, und dann mach genau das. Denn das ist, was die Welt braucht: Menschen, die lebendig geworden sind. Howard Thurman, 1899–1981, afroamerikanischer Autor, Philosoph und Theologe

Als pdf kann der Kalender in digitaler Form angesehen werden.

Der Subskriptionspreis gilt für Bestellungen bis zum 21. September 2014 und beträgt wohlfeile 10,- Euro.
Danach kostet der Kalender um 2.- € mehr. Er wird Mitte Oktober allen BestellerInnen zugeschickt.

Bestellungen und Anfragen an: sol@nachhaltig.at oder telefonisch an 0043/(0)1/876 79 24.

Der Verkaufserlös wird für die Unterstützung von SOL-Projekten verwendet.

Erster Weltkrieg – Literaturquiz Teil 1

Montag, 1. September 2014

Unser diesjähriges Literaturquiz widmen wir jenen AutorInnen, die den Ersten Weltkrieg erlebt und durchlitten haben, sei es an der Front, in der Etappe, als Kriegs- bzw. Zivilgefangene oder an der „Heimatfront“, und uns in ihrem Schreiben das Grauen des Krieges überliefert haben.
Ab 1933 wurden viele dieser SchriftstellerInnen im „Deutschen Reich“ verfemt, verfolgt und letztlich vergessen.

Neben der Herausforderung des Knobelns, der Anregung, Wohlbekanntes wiederzulesen oder sich auf Neues einzulassen, können Sie in jeder Quizrunde einige Bücher gewinnen.

Unter allen richtigen Einsendungen wird diesmal Literatur aus dem Dietz Verlag und dem Gmeiner Verlag verlost.

ANTWORTEN bitte bis zum 30. September 2014 um 12:00 Uhr an: Literaturquiz Duftender Doppelpunkt oder direkt via Kontaktseite des „Duftenden Doppelpunktes“. Am Abend des 30. September werden die Rätselfragen aufgelöst und die GewinnerInnen der Buchpreise bekanntgegeben.

Die Quizfragen

  • Wie heißt der im folgenden Rätsel gesuchte Autor?
  • Wie lautet der Titel seines 1920 erstmals veröffentlichten und mit dem Untertitel „Streiflichter zum Zusammenbruch“ versehenen Buches?
  • Zusatzfrage: Ihre Beantwortung ist für die erfolgreiche Teilnahme am Quiz nicht erforderlich: Unter welchem Titel wurde 1928 der Folgeband veröffentlicht und wer war der Schöpfer des Buchcovers, dessen Gestaltung zur sofortigen Beschlagnahmung des Werkes führte? Einen ersten Anhaltspunkt bietet das in diesem Beitrag abgebildete Foto.

ERINNERUNG: Wenn Sie an die jeweils aktuelle Quizrunde erinnert werden möchten, senden Sie uns bitte einfach ein leeres Mail mit dem Betreff „Literaturquiz Erinnerung“.

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Das literarische Rätsel

Es ist nicht viel, was über den 1890 in Stuttgart geborenen Autor und Journalisten in öffentlich zugänglichen Materialien nachzulesen ist. Nicht zuletzt ist er, „… ein begabter Erzähler, der seine Geschichte dem jeweiligen Empfänger ‚anpasste‘“. Alleine aus den Jahren 1912 bis 1927 sind fünf Variationen seiner Lebensgeschichte überliefert.

Foto: Karl Dietz Verlag, Berlin.

Foto: Karl Dietz Verlag, Berlin.

1912 eingezogen, desertiert er wenige Monate später und lebt in Paris. Heimgekehrt ins Deutsche Kaiserreich meldet er sich im Februar 1914 freiwillig im Arresthaus seiner Garnison als Fahnenflüchtiger. Trotz seiner Schrift „Geschichte eines deutschen Fahnenflüchtigen“, sie wird in der „Württemberger Zeitung“ in Fortsetzungen veröffentlicht und endet mit dem Aufruf „Werdet nicht fahnenflüchtig!“, erhält er acht Monate Militärgefängnis. Im November desselben Jahres wird er an die Front geschickt und verbleibt nach einem Lazarettaufenthalt in der Etappe im belgischen Gent. Dort arbeitet er als Schreiber und in den letzten Kriegsmonaten als Redakteur der „Kriegszeitung der 4. Armee“.

Als er im August 1919 in der „Weser-Zeitung“ unter dem Titel „Belgische Briefe“ seine Sichtweise über den Ersten Weltkrieg veröffentlicht, vertritt er durchaus noch als vaterländisch zu bezeichnende Gedanken.
In seinem zweibändigen Bestseller, der erste Band wird 1920 veröffentlicht und trägt den Untertitel „Streiflichter zum Zusammenbruch“, kann man ganz anderes lesen. Faktenreich setzt er sich darin mit dem deutschen Besatzungsterror in Belgien auseinander und dekonstruiert so erzählend, exakt und realistisch den 1. Weltkrieg.

Von 1921 an wird er mehrmals verhaftet, im Jänner 1923 aus dem damals von Frankreich besetzten Düsseldorf entführt und nach Leipzig gebracht. Dort kommt es wegen eines mit illegalen Mitteln aus dem Reichsarchiv beschafften Dokuments aus dem Jahre 1918 zur Anklage. In dem Verfahren, es wird auch als „deutscher Dreyfus-Prozess“ bezeichnet, wird er zu sechs Jahren Zuchthaus („Schweigehaft“) verurteilt.

Im Frühjahr 1925 thematisiert Paul Levi den Prozess in einer Reichstagsrede. Er sorgt dadurch im Ausland, insbesondere in Belgien, für Aufmerksamkeit und in der deutschen Justiz für Verunsicherung. Der Fall wird wieder aufgenommen und im Februar 1926 stimmt der Reichspräsident Hindenburg der Begnadigung des Häftlings zu.

Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten wird er abermals festgenommen. Er kommt allerdings rasch wieder frei und bleibt danach bis zum Ende des Nationalsozialismus weitestgehend unbehelligt. Finanziell hält er sich mehr schlecht als recht, unter anderem als Redakteur der „Deutschen-Destillateur-Zeitung“, über Wasser. Seine sämtlichen Werke befinden sich allerdings auf der „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“.

Nach dem Krieg wird er von der amerikanischen Besatzung als Pressereferent der Verwaltung von Berlin-Schöneberg eingesetzt: „Ein dickköpfiger Schwabe, direkt aus ‚Schtuagert‘. Saust gewöhnlich in seiner ganzen stattlichen Kürze durch die Gegend. (…) und blickt im allgemeinen ganz sauertöpfisch in die Welt, weil jedermann etwas über sich in der Zeitung gebracht haben will und keiner mit ihm zufrieden ist. Allen Angriffen weiß er allerdings mit jener Ruhe zu begegnen, mit der er ehedem die langen Jahre absaß, die ihm unsere Militaristen wegen seiner ‚Etappe Gent‘ verordnet haben.“ (Aus: Schöneberg tanzt wieder. 23. Dezember 1945, S. 19)

Aus der städtischen Verwaltung scheidet er 1948 aus und arbeitet wieder journalistisch, zuletzt in der B.Z. („Berliner Zeitung“).
Der in den 1920er Jahren vielgelesene Autor stirbt 1965 verarmt und vergessen in Berlin.

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Weitere Informationen über einschlägige Literatur, Ausstellungen und Themenportale finden sie im Duftenden Doppelpuntkt auf folgenden Seiten.