Archiv für Dezember 2015

Frohe Weihnachten 2015

Donnerstag, 24. Dezember 2015

Die „Duftenden Doppelpunkte“ wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute für das kommende Jahr 2016.

Frohe Weihnachten Postkarte mit Schneeballschlacht

Herr Leopold bekommt gewaltigen Ärger

Dienstag, 22. Dezember 2015

Aufzeichnungen und Notizen aus Wien-Mariahilf

Herr Leopold Portraet17. August

Theophilus äußerte heute die Bitte, noch etwas länger bleiben zu dürfen. Zwar sei das Leben auf dem Land oft aufregend, aber all das sei kein Vergleich mit Mirabella, dem Höllenwald, dem Foltermuseum oder dem Käseparadies.
„Wenn du mir versprichst, keinen Unsinn mehr zu machen, werde ich deine Eltern fragen.“
Theophilus nickte und seine Augen strahlten.
Ich hätte seine Eltern sowieso gefragt …

Am Abend telefonierte ich mit meinem Bruder. Er gab seine Zustimmung. „Ende August muss er allerdings nach Hause, da beginnen wir mit den Vorbereitungen für den Winter und die Schule beginnt. Und er soll keinen Unsinn machen.“ Sein Walrosslachen dröhnte durch den Hörer.

18. August

Theophilus zeigt sich sehr verwundert, dass wir Mäuse hier in der Stadt keine Vorbereitungen für den Winter treffen.

Porträt von Theophiuls MakadamiaBericht und Ergänzung von Theophilus: Worin er sich wundert und ebenfalls mit einer Form von Mirabellas aufwarten kann.

Ich war tatsächlich erstaunt, dass die Mäuse in Onkel Leopolds Nachbarschaft keine Anzeichen von Wintervorbereitungen zeigten. Ich sah keine einzige Maus Vorräte nach Hause tragen, alle gingen ihrem gewohnten Alltag nach.
Bei uns zuhause beginnen bereits Mitte August die Arbeiten für die kalte Jahreszeit. Früher, also ganz, ganz, ganz, ganz, ganz früher, als die Menschen das Getreide noch mit der Hand schnitten, da konnten die Landmäuse die Getreidekörner direkt vor Ort einsammeln. Heutzutage müssten wir uns damit begnügen, was die Erntemaschinen übrig lassen. Das ist nicht viel, und die Konkurrenz schläft nicht. Außerdem haben wir auch eine Art Mirabelle-Bande: Feldhamster. Nicht kleine flauschige goldige Genossen sind das, sondern riesige Kerle, die einem hinter Kukuruzstängeln auflauern oder einen ins Lupiniengewirr locken.1 Die Arbeit ist mühsam und gefährlich. Letztes Jahr wäre der Cousin 2 der Urgroßmutter meiner Mutter fast in den Messerbalken eines Mähdreschers geraten. Zum Glück ging die Sache glimpflich aus und er verlor lediglich zwei Schnurrbarthaare – vor Schreck.
Hier in Mariahilf hingegen – Onkel Leopold meinte, das sei in der gesamten Stadt so – gibt es Geschäfte, in denen Mäuse das ganze Jahr über einkaufen können. Sie müssen sich keinen Vorrat anlegen, der für Monate reicht. Und Winterruhe? Die kennen die in der Stadt gar nicht! „Dafür ist keine Zeit“, sagte Onkel Leopold. „Wir sind das ganze Jahr über aktiv. Außerdem ist der Winter hier gar kein richtiger Winter. Meistens besteht der nur aus Hochnebel, Nieselregen und hin und wieder gibt es Schnee. Der verwandelt sich rasch in eine schwarz-graue Masse, gespickt mit Rollsplitt, Hundekack und den Spuren von Autoabgasen; falls er nicht vorher vom Streusalz weggefressen wird.“ Außerdem, setzte er fort, lege in der Stadt kaum eine Maus Wert auf alte Gewohnheiten und konservative Haltungen, darum halten die wenigsten eine Winterruhe; eigentlich nur die, die es sich leisten können 3. „Ich selbst merke immer häufiger, dass mir ein bisschen Ruhe gut täte. Wollen wir sehen, was der kommende Winter bringt.“


1: Oder mit Kartoffeln schmeißen. Es gehen Gerüchte um, wonach Feldhamster sogar mit Zuckerrüben um sich werfen. Wie gesagt, Gerüchte …
2: Dieser Cousin ist der Pechvogel der Familie. So löste er einen Kurzschluss aus, als er die Kabel seines Elektrobaukastens (ein Geburtstagsgeschenk!) zusammensteckte. Beim Versuch, eine Kuhflade zu überspringen, verstauchte er sich die linke Hinterpfote. Will er sich im Teich erfrischen, formieren sich die Enten garantiert zu einem Angriffskommando. Und wenn irgendwo Mäusefallen herumstehen, …
3: An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass Erwin zu eben jenen gehört, die es sich leisten können – oder es sich leisten wollen. Wo genau er seine Winterruhe verbringt? Am Wienfluss? Laut Erwin zu feucht. In den Mauernischen der Brücken, die Mariahilf mit Margareten verbinden – Margaretengürtel-, Wackenroder-, Neville-, Reinprechtsdorfer-, Pilgrambrücke? Laut Erwin zu belebt. Im Kanalsystem? Laut Erwin speziell im Winter total überfüllt. In Kellerabteilen? Auf Dachböden? Hinter Biotonnen? Die Antwort muss wohl Spekulation bleiben, denn Erwin weigert sich standhaft, Auskunft über seinen Winterruheplatz zu erteilen. Seine Begründung: „Ich hab keine Lust, dass neugierige Menschen mich aus dem Schlaf reißen. Mich dann fotografieren und so.“ Ob Menschen allerdings beim Anblick einer Ratte tatsächlich eine Kamera zücken würden?

Fortsetzung am Dienstag, 5. Jänner 2016.

Alle bisherigen Abenteuer finden Sie hier.

Nachrichten aus der Normopathie

Donnerstag, 3. Dezember 2015

„Der Titel ‚Nachrichten aus der Normopathie‘ bezieht sich auf einen Essay Lutz Holzingers, der im Sommer 2007 im Augustin erschien.

Die bestehenden sozialen Instanzen (Familie, Freundeskreis, Firmenleitung, Arbeit- und Sozialamt, Hausverwaltung, Exekutive, Verein, Partei usw.), mit denen man fortwährend zu tun hat und mit denen die Welt gepflastert zu sein scheint, fühlen sich berufen, Menschen ständig zu wiegen und häufig für zu leicht zu befinden.

Mit der Unterstellung, jemand agiere pathologisch oder lege abweichendes Verhalten an den Tag oder sei schlicht nicht normal, wird geradezu herumgeworfen. Dieses Netz wird vom eingespielten Kontroll- und Herrschaftssystem so geschickt ausgeworfen, dass die Anpassung der meisten ZeitgenossInnen an die bestehenden Normen mehr oder weniger unbewusst vor sich geht bzw. hinter ihrem Rücken abläuft, obwohl diese Domestizierung erzwungen wird. …

Im Wiener Volksmund wird eine milde Abart dieses Menschentypus als Zwangler bezeichnet: ZeitgenossInnen, die in Fragen der Moral, Sauberkeit, Konformität usw. ein Übermaß an Anpassung an den Tag legen und so etwas wie vorauseilenden Gehorsam walten lassen. Diese Haltung ist meist mit übergroßer Vorsicht verknüpft und läuft im praktischen Lebensvollzug darauf hinaus, nur zu tun, was ausdrücklich erlaubt ist.

Es liegt auf der Hand, dass derartige zwanghaft agierende Personen als Untertanen der Obrigkeit gerade recht sind. Um frei entscheidende Individuen, die ihr Tun und Lassen nach ihrer eigenen Überzeugung steuern und die als grundlegend für das Funktionieren entwickelter Demokratien und lebendiger Bürgergesellschaft betrachtet werden, handelt es sich nicht. Das krankhafte Streben nach Normalität ist nicht auf Menschen beschränkt, die über jeden Verdacht erhaben sind.

Lutz Holzinger: Nachrichten aus der Normopathie, Essays zum Zeitgeschehen, 189 Seiten, 18 Euro, Bestellungen an tarantel-wien@gmx.at

Bücherbasar – teuflisch gute Bücher

Dienstag, 1. Dezember 2015

Buecherbasar Plakat Teuflisch gute Bücher (Romane, Krimis, Sachbücher, Bildbände, Kinder- und Jugendbücher) zu himmlischen Preisen in der Buchhandlung des „Wiener Bücherschmaus“.

Bei uns finden Sie Nahrung für Körper und Geist!

Glühwein, Lebkuchen und viele Bücher erwarten Sie am Freitag, 04. Dezember von 10-20 Uhr und am Samstag, 05. Dezember von 10-16 Uhr.

„Ihr Kinder, sperrt die Näschen auf,
Es riecht nach Weihnachtstorten;
Knecht Ruprecht steht am Himmelsherd
Und bäckt die feinsten Sorten.“

Aus „Weihnachtsschnee“ von Paula Dehmel (1862 – 1918)

Falls Sie Ihre literarischen Weihnachtswünsche unter den Büchern des „Wiener Bücherschmaus“ nicht finden, besorgen wir diese gerne für Sie.

Wiener Bücherschmaus: Garberg. 13/Ecke Mittelg./Oskar-Werner-Platz, 1060 Wien. T: 0677 / 612 659 11.