Archiv für die Kategorie 'Adventkalender'

Advent

Montag, 8. Dezember 2008

Es treibt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt
und manche Tanne ahnt wie balde
sie fromm und lichterheilig wird;
und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin – bereit
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.

Rainer Maria Rilke (1875 – 1926)

Weiterführende Infos:
Die Gedichte von Rainer Maria Rilke
Wikipedia – Rainer Maria Rilke

Adventkalender – Heinrich Hoffmann und Anna Ritter

Sonntag, 7. Dezember 2008

Georg Schober liest: Anna Ritter – Vom Christkind

Musikvideo: Adobe Flash Player (Version 9 oder höher) wird benötigt um dieses Musikvideo abzuspielen. Die aktuellste Version steht hier zum herunterladen bereit. Außerdem muss JavaScript in Ihrem Browser aktiviert sein.

Musik: Frederic Chopin, Walzer in F-Dur, Op. 34, Nr. 34, interpretiert von Paul Pitman
Dauer: 1:41
Dateigröße: 796 KB

Anna Ritter – Vom Christkind

Denkt euch, ich habe das Christkind gesehen!
Es kam aus dem Walde, das Mützchen voll Schnee,
mit rotgefrorenem Näschen.
Die kleinen Hände taten ihm weh,
denn es trug einen Sack, der war gar schwer,
schleppte und polterte hinter ihm her.

Was drin war, möchtet ihr wißen?
Ihre Naseweise, ihr Schelmenpack -
denkt ihr, er wäre offen der Sack?
Zugebunden bis oben hin!
Doch war gewiß etwas Schönes drin!
Es roch so nach Äpfeln und Nüßen!

Anna Ritter (1865 – 1921)

Weiterführende Infos:
Wortblume – Anna Ritter
Die Deutsche Gedichtebibliothek

Petra Öllinger liest: Dr. Heinrich Hoffmann – Der Struwwelpeter

Musikvideo: Adobe Flash Player (Version 9 oder höher) wird benötigt um dieses Musikvideo abzuspielen. Die aktuellste Version steht hier zum herunterladen bereit. Außerdem muss JavaScript in Ihrem Browser aktiviert sein.

Musik: Johann Sebastian Bach, Partitur Nummer 3 in E-Dur, Bach Werk Verzeichnis 1006 – 1. Preludio, interpretiert von Gordon Rowland.
Dauer: 1:29
Dateigröße: 702 KB

Heinrich Hoffmann – Der Struwwelpeter

Wenn die Kinder artig sind,
Kommt zu ihnen das Christkind;
Wenn sie ihre Suppe essen
Und das Brot auch nicht vergessen,
Wenn sie, ohne Lärm zu machen,
Still sind bei den Siebensachen,
Beim Spazierengehn auf den Gassen
Von Mama sich führen lassen,
Bringt es ihnen Gut’s genug
Und ein schönes Bilderbuch

Heinrich Hoffmann (1809 – 1894)

Weiterführende Infos:
Wikipedia – Struwwelpeter
Struwwelpetermuseum – Wer war Heinrich Hoffmann?

Adventkalender – Sankt Niklas` Auszug von Paula Dehmel

Samstag, 6. Dezember 2008

Sankt Niklas zieht den Schlafrock aus,
klopft seine lange Pfeife aus
und sagt zur heiligen Kathrein:
Öl mir die Wasserstiefel ein,
bitte hol auch den Knotenstock
vom Boden und den Fuchspelzrock,
die Mütze lege oben drauf,
und schütte dem Esel tüchtig auf,
halt auch sein Sattelzeug bereit;
wir reisen, es ist Weihnachtszeit.
Und dass ich`s nicht vergeß, ein Loch
ist vorn im Sack, das stopfe noch!
Ich geh derweil zu Gottes Sohn
und hol mir meine Instruktion.

Die heilige Käthe, sanft und still,
tut alles, was Sankt Niklas will.
Der klopft indes beim Herrgott an,
Sankt Peter hat ihm aufgetan
und fragt: Grüß Gott! wie schaut`s denn aus?
und führt ihn ins himmlische Werkstättenhaus.

Da sitzen die Englein an langen Tischen,
ab und zu Feen dazwischen,
die den kleinsten zeigen, wie`s zu machen,
und weben und kleben die niedlichsten Sachen,
hämmern und häkeln, schnitzen und schneidern,
fälteln die Stoffe zu zierlichen Kleidern,
packen die Schachteln, binden sie zu
und haben so glühende Bäckchen wie Du.
Herr Jesus sitzt an einem Pult
und schreibt mit Liebe und Geduld
eine lange Liste. Potz Element,
wie viel artige Kinder Herr Jesus kennt!
Die sollen die schönen Engelsgaben
zu Weihnachten haben.

Was fertig ist, wird eingesackt
und auf das Eselchen gepackt.
Sankt Niklas zieht sich recht warm an;
Kinder, er ist ein alter Mann,
und es fängt tüchtig an zu schnein,
da muss er schon vorsichtig sein.

So geht es durch die Wälder im Schritt,
manch Tannenbäumchen nimmt er mit;
und wo er wandert, bleibt im Schnee
manch Futterkörnchen für Hase und Reh.
Aus Haus und Hütte strahlt es hell,
da hebt er dem Esel den Sack vom Fell,
macht leise alle Türen auf,
jubelnd umdrängt ihn der kleine Hauf:
Sankt Niklas, Sankt Niklas,
was hast du gebracht?
was haben die Englein
für uns gemacht?
„Schön Ding, gut Ding,
aus dem himmlischen Haus;
langt in den Sack! Holt euch was raus!“

Paula Dehmel (1862 – 1918)

Weiterführende Infos:
Richard Dehmel – Paula Dehmel
Wikipedia – Paula Dehmel

Adventkalender – Gross-Stadt-Weihnachten von Kurt Tucholsky

Freitag, 5. Dezember 2008

Nun senkt sich wieder auf die heim’schen Fluren
die Weihenacht! die Weihenacht!
Was die Mamas bepackt nach Hause fuhren,
wir kriegens jetzo freundlich dargebracht.

Der Asphalt glitscht. Kann Emil das gebrauchen?
Die Braut kramt schämig in dem Portemonnaie.
Sie schenkt ihm, teils zum Schmuck und teils zum Rauchen,
den Aschenbecher aus Emalch glasé.

Das Christkind kommt! Wir jungen Leute lauschen
auf einen stillen heiligen Grammophon.
Das Christkind kommt und ist bereit zu tauschen
den Schlips, die Puppe und das Lexikohn.

Und sitzt der wackre Bürger bei den Seinen,
voll Karpfen, still im Stuhl, um halber zehn,
dann ist er mit sich selbst zufrieden und im reinen:
„Ach ja, son Christfest is doch ooch janz scheen!“

Und frohgelaunt spricht er vom ‚Weihnachtswetter‘,
mag es nun regnen oder mag es schnein.
Jovial und schmauchend liest er seine Morgenblätter,
die trächtig sind von süßen Plauderein.

So trifft denn nur auf eitel Gück hienieden
in dieser Residenz Christkindleins Flug?
Mein Gott, sie mimen eben Weihnachtsfrieden …
„Wir spielen alle. Wer es weiß, ist klug.“

Kurt Tucholsky (1890-1935)

Weiterführende Infos:
„Linksammlung der „Freien Universität Berlin“
Wikipedia – Kurt Tucholsky

Adventkalender – Vorfreude auf Weihnachten von Joachim Ringelnatz

Donnerstag, 4. Dezember 2008

Ein Kind — von einem Schiefertafel-Schwämmchen
Umhüpft — rennt froh durch mein Gemüt.

Bald ist es Weihnacht! — Wenn der Christbaum blüht,

Dann blüht er Flämmchen.
Und Flämmchen heizen. Und die Wärme stimmt
Uns mild. — Es werden Lieder, Düfte fächeln. —

Wer nicht mehr Flämmchen hat, wem nur noch Fünkchen glimmt,
Wird dann doch gütig lächeln.

Wenn wir im Traume eines ewigen Traumes
Alle unfeindlich sind — einmal im Jahr! —
Uns alle Kinder fühlen eines Baumes.

Wie es sein soll, wie’s allen einmal war.

Joachim Ringelnatz (1883-1934)

Joachim Ringelnatz.net
Wikipedia – Joachim Ringelnatz

Adventkalender – Weihnachtsschnee von Paula Dehmel

Mittwoch, 3. Dezember 2008

Ihr Kinder, sperrt die Näschen auf,
Es riecht nach Weihnachtstorten;
Knecht Ruprecht steht am Himmelsherd
Und bäckt die feinsten Sorten.

Ihr Kinder, sperrt die Augen auf,
Sonst nehmt den Operngucker:
Die große Himmelsbüchse, seht,
Tut Ruprecht ganz voll Zucker.

Er streut – die Kuchen sind schon voll -
Er streut – na, das wird munter:
Er schüttelt die Büchse und streut und streut
Den ganzen Zucker runter.

Ihr Kinder sperrt die Mäulchen auf,
Schnell! Zucker schneit es heute;
Fangt auf, holt Schüßeln – ihr glaubt es nicht?
Ihr seid ungläubige Leute!

Paula Dehmel (1862 – 1918)

Weiterführende Infos:
Richard Dehmel – Paula Dehmel
Wikipedia – Paula Dehmel

Adventkalender – Tannennadeln von Wladimir Majakowski

Dienstag, 2. Dezember 2008

Nein, bitte nicht, laßt!
Keine Weihnachtstanne
Nein, schickt den Vater nicht
in den Wald!
Mißtraut dem Wald
und dem bösen Manne,
der hinterm Wald Granatfäuste ballt.

Nein, es geht nicht.
Den Putz in blitzblanken Flittern
wollen wir heut
nicht in Watte betten.
Weil sonst Getroffne,
von tödlichen Splittern
Verwundete, dort keine Watte hätten.

Nein, keine Kerzen
Entsagt den Lichtern.
Am Welthimmel kreisen
die eisernen Drachen,
drin lauern Menschen
mit bösen Gesichtern,
ob Lichtlein in unsern Fenstern wachen,

Nein, sagt nicht,
der Weihnachtsmann solle kommen
mit seinem Sack
voll prächtiger Sachen.
Die Fabrik hat den Mann
in Beschlag genommen,
die Fabrik, wo sie Pulver und Kugeln machen.

Nein, keine Musik
wird diesmal erschallen.
Wie soll denn der armlose Musiker
fiedeln?
Und der Flötist
ist im Felde gefallen,
so mußt`er ins Himmelreich übersiedeln.

Nicht weinen, was hilft’s denn?
Verzieht nicht das Mündchen!
Bald wird die dunkle Welt
sich entschleiern.
Bald muß alles anders werden,
ihr Kindchen.
Dann werdet ihr fröhliche Weihnachten feiern.

Ein Tannenbäumchen wird dastehn,
ein mächtiges,
behängt mit Schmuckzeug
im Überfluß.
Das wird ein Fest sein,
ein wunderprächtiges,
ergötzlich – fast bis zum Überdruß.

Wladimir Majakowski (1893 – 1930)

Weiterführende Infos:
Illeguan – Vladimir Majakovskij
Wikipedia – Wladimir Wladimirowitsch Majakowski

Adventkalender – Offizielles Weihnachtsgeschenk 1841 von Heinrich Hoffmann von Fallersleben

Montag, 1. Dezember 2008

Freut euch alle, freut euch alle,
Lobet Gott mit jubelschalle,
Der noch immer Wunder tut.
Das Zensuredikte das neue
Will, daß alle Welt sich freue -
Ach, wie ist es mild und gut.

Wie ein Stern aus finstrer Wolke
Kam es her zu unserm Volke
und erschien als heil’ger Christ.
Freut euch, Kinder, Fraun und Greise!
Freut euch, Fromme, Klug und Weise!
Seht wie gut und mild es ist.

Wollt ihr ferner euch beschweren?
Könnet ihr noch mehr begehren?
Querulanten, schweiget still!
Ja, wir dürfen alles sagen,
Alles wünschen, hoffen, klagen,
Alles – wenn’s der Zensor will.

Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 – 1874)

Weiterführende Infos:
Fallersleben-Archiv
Wikipedia – August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

Seiten: vorherige12...789