Archiv für die Kategorie 'Infos aus der Wissenschaft'

Islamophobie in Österreich

Samstag, 15. August 2009

‚Islamophobie‘ ist ein Begriff, der abseits der wissenschaftlichen Debatten mittlerweile auch in der Öffentlichkeit bekannt ist. Der vorliegende interdisziplinäre Sammelband stellt eine fundierte Basis zum Thema abseits aller emotionalen unreflektierten Debatten dar. Im Zentrum steht das Aufzeigen von verschiedenen Facetten der Repräsentation eines hauptsächlich negativ konstruierten Islambildes in Österreich. Das soll gleichzeitig nicht heißen, dass es keine positiven Bilder gibt. Jedoch überwiegt die negative Perzeption des Islam.
Die Fallbeispiele reichen vom Kinder- sowie Schulbuch und dem islamophoben Verhalten österreichischer Parteien über die Spezifika der Rechtsprechung rund um Moscheebaukonflikte oder die Verschleierung im Gerichtssaal bis zur Islamophobie in der österreichischen Presse.

Via Studienvelag

John Bunzl/Farid Hafez (Hrsg.), Islamophobie in Österreich. Studienverlag, 224 Seiten, € 24.90/sfr 42.90
Mit Beiträgen von: Chris Allen, Matti Bunzl, Farid Hafez, Gudrun Harrer, Susanne Heine/Marianne Pratl, Jana Kübel, Rüdiger Lohlker, Christa Markom/Heidi Weinhäupl, Richard Potz, Karim Saad, Brigitte Schinkele und Barbara Sonnleitner.

Siehe auch den Beitrag „Der Islam in Österreich“ im Literaturblog „Duftender Doppelpunkt“.

WE WANT MORE!

Donnerstag, 30. Juli 2009

Eine eisige Formulierung heizt die Diskussion um sprachlichen Rassismus an.

Georg Schober

„Ein heimischer Eishersteller wirbt mit rassistischen Stereotypen für den eisgekühlten ‚Mohr im Hemd‘“.

( Quelle: http://fm4.orf.at/stories/1620900/?page=2 )

Interessant ist im Zusammenhang mit der Diskussion um den Begriff „Mohr“, welche Themen zu welchem Zeitpunkt „hochkochen“. So scheint beispielweise die kritische Wahrnehmung sexistischer Werbung zur Zeit rückläufig. Sie erhält verhältnismäßig wenig Aufmerksamkeit – davon abgesehen, daß Werbung, die Frauen auf Sexualität reduziert, den Österreichischen Werberat selten einschreiten läßt. „Sex sells“ ein „Ausrutscher“?

Der Mohr – ebenfalls ein „Ausrutscher“? Fast mag es einem so vorkommen, denn, so ist zu fragen: Warum sind die berechtigen Proteste der Menschen aus der Black Community so zurückhaltend? Obwohl Claus Pirschner und Claudia Unterweger von FM4 in ihrem Beitrag “Will i mohr?“ vom 20. Juli 2009 formulieren: „In der Black Community überlegt man nun Protestaktionen.“

( Quelle: http://fm4.orf.at/stories/1620176/?page=2 )

Wer bildet die „Black Community“? Der Begriff impliziert den Eindruck einer homogenen Gruppe von Menschen, mit denselben Interessen und Zielen. Verhält es sich tatsächlich so? Woran das zaghafte Vorgehen liegt, darüber kann nur spekuliert werden.

Vielleicht haben die Menschen andere Sorgen. „‚Viele Menschen trauen sich allerdings oft nicht, gegen Rassismus aufzutreten‘, sagt De Cillia. ‚Dazu kommt, dass Menschen schwarzer Hautfarbe mehr von Problemen mit Rassismus in der U-Bahn oder bei der Jobsuche berichten und sich daher weniger Gedanken über die Sprache machen können.‘“ Darauf weist beispielsweise Rudolf De Cillia, Professor am Institut für Sprachwissenschaft an der Uni Wien in einem Interview im „Kurier“ vom 29. Juli 2009 hin.

( Quelle: http://kurier.at/nachrichten/1926880.php )

Oder die Menschen hegen die Befürchtung, rassistische Ressentiments könnten sich an diesem Thema entzünden. Laut „Die Presse“ vom 28. Juli 2009 reagierten Botschaftsvertreter sehr diplomatisch: „Für afrikanische Botschaften in Wien war die ‚Mohr‘-Kampagne offenbar kein Thema. Auf Anfrage von DiePresse.com hieß es vonseiten der Botschaften von Nigeria, Simbabwe und Angola: ‚Wir haben davon nichts mitbekommen.‘“

( Quelle: http://diepresse.com/home/panorama/oesterreich/498612/index.do )

Sprache formt das Denken und vice versa. (Alltags-)Rassismus läßt sich in der (Alltags- und Kulinarik-)Sprache dingfest machen. Und oft gerät ein unbedachter Ausdruck wie „Zigeunerschnitzel“, „Indianer mit Schlag“ oder „Negerbrot“ zum „Ausrutscher“, weil vielen die historische Bedeutung dieser Worte nicht bekannt zu sein scheint. Wobei in Abwandlung eines Sprichwortes die Unwissenheit nicht vor Aufklärung / Bildung schützen soll.

Um zu verändern und neu zu gestalten, ist es wichtig, die Wurzeln für das entsprechende Verhalten zu kennen und möglichst am Denken und Fühlen aller von einem Problem betroffenen Menschen anzuknüpfen. Für viele Österreicherinnen und Österreicher stellt der „Mohr im Hemd“ ein schwer nachvollziehbares Beispiel für rassistischen Sprachgebrauch dar. Der „Mohr im Hemd“ wird vielmehr als eine Reminiszenz an längst vergangene Tage, als ein Stück Identität und Tradition verstanden. Als simpler Schokoladekuchen mit Schokosoße und Schlagobers verliert er viel von seinem „Nimbus“ und seiner Exklusivität.

Der Versuch, den „Mohr im Hemd“ ohne gleichzeitige Entwicklung einer sprachlichen Alternative zum Verschwinden zu bringen, wird die Herzen der Menschen nicht erreichen. Ganz im Gegenteil; macht sich doch dieser Tage in den Köpfen vieler, keineswegs rassistisch eingestellter Menschen, Unverständnis und Verärgerung hinsichtlich dieses Themas breit.
Ein sachlicher und auf breiter gesellschaftlicher Basis geführter Diskurs über Rassismus und Sexismus ist notwendig. Beide Aspekte haben viele Gesichter, auch eines, das sich nicht nur zwischen Mehrheitsbevölkerung und „Minderheiten“ zeigt, sondern auch zwischen verschiedenen „Minderheiten“.

Ein zentrale Frage in diesem Zusammenhang lautet: Gelingt es in den österreichischen Schulen, eine umfassende Diskussion über die gesellschaftlichen Ursachen und Auswirkungen von Rassismus und Sexismus zu situieren?

Wenn solcherart gestaltetet Auseinandersetzungen mit Sprache dazu beitragen, daß Menschen für dieses Thema sensibilisiert werden, rassistische Bemerkungen nicht mehr als verbale „Ausrutscher“ zu betrachten und sich in Folge tatkräftig und zivilcouragiert für von Rassismus bedrohten Menschen einzusetzen, dann kann die Forderung nur heißen: „We want more!“

Zwei weitere interessante Beiträge:

Klaus Werner Lobo – Warum ich ein Rassist bin

Warum mir das AIDA-Logo sauer aufstößt, oder: Wider die positivistische Definition der Diskriminierung

Urheberrecht im Alltag

Samstag, 20. Juni 2009

Internet & Recht – Urheberrecht und Immaterialgüterrecht in Österreich und Deutschland

Österreichische Urheberrechtsgesetz im RIS

Das Buch „Urheberrecht im Alltag. Kopieren, bearbeiten, selber machen“ kann als PDF (15 MB) aus dem Netz heruntergeladen werden. Sie können es aber auch um 2,- Euro bei der Bundeszentrale für politische Bildung bestellen.

Dossier Urheberrecht der Bundeszentrale für politische Bildung

LOTSE

Freitag, 19. Juni 2009

Library Online Tour and Self-Paced Education

Lotse bietet Ihnen grundlegende Informationen und Ressourcen für Ihr Fach!

LOTSE ist ein Navigations- und Schulungssystem, das neben der Zielgruppe Wissenschaftler/-innen speziell für Studierende entwickelt wurde. Es bietet Ihnen Hilfe beim Erlernen wissenschaftlicher Arbeitstechniken und unterstützt Sie bei allen Arbeitsschritten des Lernens, Forschens und Lehrens.

Die Weiterentwicklung von Lotse wird begleitet und dokumentiert von Lotse-das Blog.

Via inetbib

NS-Todesurteile immer noch gültig

Freitag, 29. Mai 2009

Die NS-Militärjustiz verurteilte etwa 1,5 Millionen Soldaten in ihren insgesamt etwa 1.300 Gerichten. Sie verurteilte rund 30.000 Soldaten zum Tode; vollstreckt wurden etwa 23.000 Todesurteile. Via wikipedia

Die Bundesregierung weigert sich, deutsche Soldaten zu rehabilitieren, die als „Kriegsverräter“ von den Nazis hingerichtet wurden. Union will keine Aufhebung der Urteile, SPD scheut Koalitionskonflikt. … Über den Umgang mit diesen Opfern der NS-Justiz wird am Freitag im Bundestag debattiert. „Im Bundestag gibt es für die Rehabilitierung eine satte Mehrheit von Linken, Grünen, SPD und manchen Unionspolitikern. Doch nichts passiert. Eine schärfere Gangart von der SPD fordert nun Juso-Chefin Franziska Drohsel: „Die SPD-Fraktion muss die Union unter Druck setzen und noch 2009 die Rehabilitierung durchsetzen. Das muss doch 60 Jahren danach möglich sein.“ Quelle: taz-Artikel vom 27. Mai 2009: „Im Namen des Führers“

Siehe auch die folgenden beiden Beiträge aus der taz:
CSU-Politiker Geis über NS-Kriegsverräter „Keinen Grund, etwas zu ändern“
Rehabilitierung von „Kriegsverrätern“. Im Namen des Führers

All jene, die sich gegen die Rehabilitierung von sogenannten „Kriegsverrätern“ aussprechen, werden uns sicher erklären können, wie an einem verbrecherischen Vernichtungskrieg Landesverrat geübt werden kann.

Österreich: Im Jahr 2005 wurden alle Urteile der NS-Militärjustiz durch das Anerkennungsgesetz aufgehoben und Deserteuren oder deren Nachkommen eine einmalige Unterstützung eingeräumt. Diese umfasst eine aufwändige Einzelfallprüfung. Durch diese ist eine Zuerkennung fast unmöglich, da keine Dokumente vorhanden sind.

Via Wikipedia – Opfer der NS-Militärjustiz

Deserteursberatung – Deserteure der Wehrmacht im 2. Weltkrieg

Wanderausstellung „Was damals Recht war … – Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht“

Am 1. September 2009, auf den Tag genau 70 Jahre nach dem Überfall der Wehrmacht auf Polen und somit Kriegsbeginn des 2.Weltkriegs, eröffnet die Wanderausstellung im Wiener Nestroyhof.

Literatur:
Armeen und ihre Deserteure. Zur Geschichte der Desertion im internationalen Vergleich (16.-20. Jahrhundert) – Literaturliste

AK Denkmalpflege – Vergangenheitspolitische Initiative für eine Auseinandersetzung mit und Rehabilitation von Opfern der NS-Militärjustiz – Literaturliste

Open Access – Freier Zugang zu geförderter Forschung

Dienstag, 12. Mai 2009

Unter dem Stichwort Open Access kämpfen Wissenschaftler und Bibliothekare oft gegen große Widerstände für eine offene Publikationskultur im Internet. Das Motto: Mit öffentlichen Geldern geförderte Forschungsergebnisse sollen auch frei zugänglich sein. Armin Medosch sprach mit Falk Reckling vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) über Open Access in Österreich.

Den Artikel „Freier Zugang zu geförderter Forschung“ finden Sie auf der Site www.futurezone.orf.at

Open Access Policy bei FWF-Projekten

DOSSIER MIGRATIONSLITERATUR

Montag, 20. April 2009

Eine neue deutsche Literatur?

Ein Dossier der Heinrich Böll Stiftung

Die Literatur von MigrantInnen und AutorInnen mit Migrationshintergrund ist heute fester Bestandteil deutscher Kultur. Seit der ersten Einwanderergeneration der 1950er Jahre finden die sprachlichen Neuerkundungen der in der Bundesrepublik angekommenen MigrantInnen sowie ihr interkulturelles Leben gleichermaßen ihren ästhetischen und literarischen Ausdruck in deutscher Sprache.

Interkultur, Third Space und Hybridität

Immacolata Amodeo: Betroffenheit und Rhizom, Literatur und Literaturwissenschaft
Franco Biondi: Interview „Literatur ist Gedächtnis“
Karin E. Yesilada: AutorInnen jenseits des Dazwischen – Trends der jungen türkisch-deutschen Literatur
Zafer Senocak: Interview „Die klassische Migration gibt es nicht mehr“
Aglaia Blioumi: Transatlantische Begrifflichkeiten – Der interkulturelle Diskurs in Deutschland und den USA

EntFremdung, Integrität und SelbstBeschreibung

Yasemin Dayioglu-Yücel: Identität und Integrität in der türkisch-deutschen Migrationsliteratur
Deike Wilhelm: Die Literatur von Sinti und Roma im deutschsprachigen Raum
Kien Nghi Ha: Postkoloniales Signifying – Der „Kanake“ als anti-rassistische Allegorie?

SprachRäume, Körperbilder undLiebe

Thomas Northoff: Wort-Graffiti. Texturen migrantischer Jugendlicher im deutschsprachigen Raum
Carmine Chiellino: Interkulturelle Liebe als Wahrnehmungsprozess
Claire Horst: Raum- und Körperbilder in der Migrationsliteratur von
Yoko Tawada: Fremd sein ist eine Kunst Interview mit
Stefanie Kron: Afrikanische Diaspora und Literatur Schwarzer Frauen in Deutschland

Texte folgender AutorInnen

Wladimir Kaminer / Yoko Tawada / Zafer Senocak / Amir Valle / Bashana Abeywardane / Jovan Nicolic / Lindita Arapi / Zeynel Kizilyaprak

PREKARIAT

Sonntag, 12. April 2009

Bundesvernetzung von Frauen in Kunst und Kultur

Die Prekarisierung von Arbeit und Leben nimmt zu. Materielle Verarmung, Vereinzelung und Spaltung der Gesellschaft sind (absehbare) Folgen dieser Entwicklung und machen eine Vernetzung von Initiativen und Handlungsansätzen notwendig. Die zweitägige Veranstaltung Freiheit und Prekarität will Forum sein und Raum bieten für Reflexionen und Strategien zwischen Ökonomie, Gesellschaftspolitik und Philosophie, für Diskussionen, für Ergebnis und Nachhaltigkeit, für Praxis und Erfahrung. Ziel ist ein wissenschaftlicher, künstlerischer, kultureller, zivilgesellschaftlicher, politischer und in jedem Fall feministischer Austausch zwischen AkteurInnen, Berufsgruppen und Regionen, um auf dieser Basis handlungsorientierte Konsequenzen ziehen zu können.

Reader erschienen!

Mit Texten von:
Juliane Alton, Petja Dimitrova, Marty Huber, Daniela Koweindl, Roswitha
Kröll, Sabine Prokop, Jo Schmeiser

Herausgeberinnen:
FIFTITU%, IG Bildende Kunst, IG Kultur Österreich, Verband feministischer
Wissenschafterinnen

Weitrführende Infos:

Gundula Ludwig, Birgit Mennel: Ganz normal prekär? Feministische Aspekte zur Prekarität von Arbeits- und Lebensverhältnissen.

Vom Unternehmergeist zu Solidar-Netzwerken. Der Mailänder Soziologe Sergio Bologna über das Phänomen der Neuen Selbständigen und Chancen der Selbstorganisation

Armutskonferenz – Österreichisches Netzwerk zu den Themen Armut und Prekariat. Dachverband von insgesamt 26 Organisationen

Nationale Armutskonferenz – Deutsches Netzwerk zu den Themen Armut und Prekariat

Flexpower bietet eine kostenlose Erstberatung für Freie DienstnehmerInnen und Neue Selbständige bezüglich arbeits-, steuer- und sozialversicherungsrechtlichen Fragen.

ÖGB-Beratungszentrum, Laurenzerberg 2, 1010 Wien.
Anmeldung unter 01/53444/404
oder per e-mail: flexpower@oegb.or.at