Archiv für die Kategorie 'Lyrik'

Türkische Lyrik 2: Gedichte von Hatice Arargüç

Donnerstag, 15. November 2012

Der folgende Beitrag macht Sie mit der Autorin Hatice Arargüç bekannt.

Der Artikel „Türkische Lyrik 1 – Ein kurzer Überblick“ versucht darüber hinaus anhand einiger weiterer AutorInnen, Appetit auf die vielfältige Welt der türkischen Lyrik zu machen.

Hatice Arargüç veröffentlicht im „Duftenden Doppelpunkt“ erstmals eine kleine Auswahl ihrer Gedichte im Internet und freut sich über Gedanken und Anregungen zu ihrer Lyrik. Gerne leiten wir Ihre Nachricht an Hatice Arargüç weiter.

Die Autorin schreibt über sich:

Hatice Arargüç

Ich, Hatice Arargüç, geboren im nordostanatolischen Erzurum, aufgewachsen in Deutschland/Rheinland Pfalz, bin eine, die zwischen zwei Kulturen hin und her pendelt und trotz enormer Schwierigkeiten versucht, auf ihre Art, das Beste daraus zu machen.

Mit meinen Gedichten möchte ich den Menschen beider Kulturkreise Einblick in die Welt eines typischen Gastarbeiter-Kindes gewähren. Das Unausgesprochene und mich zutiefst Bewegende an interessierte Leser und Leserinnen weitergeben.

Darum reichen Sie mir die Hand, um mit mir unvoreingenommen durch dick und dünn zu gehen. Lassen Sie uns gemeinsam die Wunder der Sprache entdecken und somit zum besseren gegenseitigen Verstehen beitragen.

Jedem der mich geprägt hat, im Guten als auch im Schlechten, möchte ich meinen Dank aussprechen. Schön, dass es euch gibt.

Geh langsam und bedacht durchs Leben
von ungefähr komm ich entgegen.
Trau dich, trete ein in die Welt einer
türkischen Frau/Erdenbürgerin
Musst sie nicht verstehen;
lehrreich und nachdenklich
sollte es dich aber stimmen!

Ich danke meiner Mutti, weil sie mich an meinen Kindheitstraum, das Schreiben erinnert und mich ermutigt. Es befreit mich unwahrscheinlich! Und ich gedenke durch meine Lyrik Papa, einem unveröffentlichten Gedichteschreiber.

Mein Glaube und meine Kinder Muhammed-Mert und Meryem-Sena sind mein einziges Hab und Gut!

Wie der helle Tag bin ich in deine Nacht eingedrungen
Und wie gestern hast du aufgeschaut und bist wortlos
an mir vorbeigegangen. Deine Sonne hat sich die Haare
im Nacken gebunden und ist ihren Weg gegangen. Egal
ob der Schatten ihr folgt oder nicht! Lachen und vergessen
ist besser, als sich zu erinnern und traurig zu sein.

Gewidmet jenen, die mein Herz erobern durften!
In der Hoffnung, dass man dem Stift einer einfühlsamen, anatolischen Frau aus der tiefsten Provinz der Türkei Gehör schenkt!

Heimat
Endlich in der Heimat
Fast die Hälfte zurückgelassen.
Sprung ins kalte Wasser
Können wir im Hiesigen überleben?
Einfach wird es nicht.
Alles so verschieden nah und doch
So fern, hier wirst du verschrien
Als verdeutscht und als Snob hingestellt
Denkst deutsch und handelst türkisch oder umgekehrt?
Wo willst du stehen!?
In Deutschland Karriere gemacht
Hier bist du leider keinen Pfennig wert.
Verkannt und allein gelassen.
Ach Eltern, was habt ihr aus uns gemacht?
Haben wir genug Ehrgeiz, um von Neuem zu beginnen?
Einzig die rastlose Seele, endlich zur Ruhe gekommen
Das ist unser gewonnener, nachdenklich stimmender Preis!

Zugehörigkeit
Tief in meinem Innern ist etwas verloren gegangen
Hab versucht, es in Deutschland zu finden.
Verrückt – Bin doch ne Türkin!?!
Komme mir nicht nah, in meinem Sumpf könntet ihr ertrinken.
Wem hätte ich vertrauen sollen und wen wirklich an meiner Seite finden?
Hätte ich dieses Land vielleicht nie betreten sollen?
Wäre dann alles anders gekommen?
Ständig zwischen Sein und Nichtsein jahrelang verharrt.
Ich werde mir nicht noch mehr Verletzungen zuziehen
und euch den Rücken zu wenden. Ich schaue zurück,
empfinde nichts, verdächtig trügerisch!
Die eine Träne, die noch fällt, war mein Selbstmord in mir.
Es geht einfach nicht, ich bin ein Teil von dir.

Elisabeth Chovanec – Gedankenströme

Mittwoch, 4. April 2012

Mut zur Lyrik

Geht das? Abseits des literarischen Mainstreams mutig den eigenen lyrischen Weg zu gehen?
Das geht! Elisabeth Chovanec tritt mit „Gedankenströme“ den Beweis an.

Eveline Haas schreibt dazu:

„Drei- und Vierzeiler unter dem Untertitel der ‚Gedankenströme‘
Abendkühle
Lebensoval
Urquell
Begegnung
Reisen
bilden auch diesmal eine Sammlung von assoziativ untereinandergestellten, beim Schreiben zufliegender Wortreihen, die den Leser auffordern, genau zu lesen, um erst mit den gedanklichen Zufügungen des Lesers zu etwas ganz nur dem einzelnen Leser gehörenden Bildhaften zu werden.
Schon die dritte Sammlung von lyrischen Texten, die mutig Modische und Verwirrendes vermeiden.“

Buchcover Elisabeth Chovanec Gedankenstroeme

Buchcover Elisabeth Chovanec Gedankenstroeme

Elisabeth Chovanec – Gedankenströme. Lyrische Texte von Chacha Baevioli.
BuX Verlagsservice, Wien 2011. 88 Seiten, Euro 24,90 (A).

Das Buch kann direkt bei der Autorin bestellt werden.

Homepage von Elisaebth Chovanec

Creative Commons und Literatur

Dienstag, 27. März 2012

Kostenlose Literatur im Netz

Was haben Paulo Coelho, Cory Doctorow und Martin Dragosits gemeinsam?

Nicht nur international bekannte Schriftsteller wie der Brasilianer Paulo Coelho und der kanadische Science-Fiction Autor Cory Doctorow tun es.

Immer mehr AutorInnen veröffentlichen teilweise unter einer Creative Commons Lizenz.

So hat der österreichische Lyriker Martin Dragosits kürzlich seinen ersten, 2007 bei Arovell erschienen Gedichtband „Der Teufel hat den Blues verkauft“, ebenfalls unter einer Creative Commons Lizenz (CC BY-NC-SA) wieder veröffentlicht bzw. ins Netz gestellt.

Martin Dragosits schreibt dazu: „Die Anwendung dieser Lizenzen bietet mir als Autor eine Reihe von Vorteilen. Sie ermöglicht, eine Arbeit über den üblichen kommerziellen Verwertungszyklus hinaus weiter anzubieten und einem neuen Publikum zu präsentieren, die Verbreitung des Werks zu fördern und dadurch eine größere Bekanntheit zu erreichen.
Mittels der standardisierten Vereinbarungen kann ich erweiterte Nutzungsrechte einräumen. Die gewählte Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 erlaubt, die Texte in andere Sprachen zu übersetzen, sie in andere Formate zu übertragen, sich ein Best-Of zusammenstellen zu dürfen, sie für ein Hörbuch oder Video zu nutzen oder zum Download anzubieten, sofern der Urheber genannt wird (BY), die Weitergabe nicht-kommerziell (NC) ist und unter gleichen Bedingungen (SA – Share-Alike) erfolgt. Gleichzeitig behalte ich als Urheber alle mir zustehenden Rechte hinsichtlich Urheberschaft und kommerzieller Nutzung.“

Damit sich „Der Teufel hat den Blues verkauft“ in internetgerechten Häppchen präsentiert, hat ihn Martin Dragosits auf vier eBooks aufgeteilt und stellt diese in fünf verschiedenen Dateiformaten (epub, mobi, pdf, rtf, html) gratis zum Download zur Verfügung.

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Poesiefrühling 2012

Donnerstag, 8. März 2012

Poesiefrühling vom 09. – 18. März 2012 in Berlin-Wedding

Der Poesiefrühling findet 2012 zum vierten Mal statt.

Mit dem Festival wird ein Rahmen geboten, in dem sich jedeR mit Poesie beschäftigen, mit ihr experimentieren und sie mit anderen teilen kann. Das Ziel ist, vielfältige Zugänge zu Poesie zu schaffen sowie Poesie im öffentlichen und privaten Raum präsent und erfahrbar zu machen.

Das Publikum ist zu einer poetischen Entdeckungsreise eingeladen; beispielsweise einem SPEED DATING, bei dem Literatur und Musik aufeinandertreffen, oder zur filmischen Inszenierung eines Gedichtes der argentinischen DichterIn Alfonsina Storni. In der Bibliothek am Luisenbad werden drei Poesiespiele vorgestellt und Mehtap Akdemir bringt in Wedding an Bäumen, Sträuchern oder Baugerüsten Papierflugzeuge an, auf denen Zeilen aus Songtexten gedruckt sind, die vom Fliegen handeln. JedeR kann die Papierflugzeuge mitnehmen, sie zerstören oder fliegen lassen …

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Advent(s)kalender 2011

Donnerstag, 1. Dezember 2011

Heute ist es soweit! Die „Duftenden Doppelpunkte“ öffnen das erste Türchen des Adventskalenders.

Wie jedes Jahr wartet auf Sie weihnachtliche Lyrik von Rainer Maria Rilke, Wladimir Majakowski, Paula Dehmel, Heinrich Heine, Francisca Stoecklin, Christian Morgenstern, Klabund …
Manche der gemeinfreien Texte werden Sie nicht nur nachlesen, sondern auch nachhören können. Weiterlesen »

ERICH FRIED

Montag, 21. November 2011

Erich Fried 6. Mai 1921 – 22. November 1988

Erich Fried über schreibende ArbeiterInnen und die Literatur der Arbeitswelt

Erich Fried, geboren 1921 in Wien, lebte seit 1938 als jüdischer Emigrant in London und gilt als einer der bedeutendsten Lyriker des deutschen Sprachraums. Sein entschiedenes politisches Engagement (u.a. gegen den Vietnam- Krieg, die Politik Israels gegenüber den Palästinensern, die Formen der Terrorismus-Bekämpfung in der Bundesrepublik) hat ihn in vielen politischen Kontroversen geführt und ihm heftige Anfeindungen eingetragen. Er starb am 22.11. 1988

Auszug aus einem Gespräch, das Erich Fried anläßlich der Werkstattgespräche „Literatur und Politik“ am 13. Juni 1983 in Kindberg mit Erich Zwirner geführt hat: Weiterlesen »

NEUJAHRSGEDICHTE

Dienstag, 28. Dezember 2010

Neujahrsgedichte und Neujahrsfeste

15 Neujahrsgediche von Wilhelm Busch, Theodor Fontane, Johann Peter Hebel, Gottfried Keller, Georg Christoph Lichtenberg, Conrad Ferdinand Meyer, Joachim Ringelnatz, Peter Rosegger, Friedrich Rückert, Ludwig Thoma und Maria Luise Weissmann.

Teil 1: Wilhelm Busch – Peter Hebel

Teil 2: Gottfried Keller – Joachim Ringelnatz
Teil 3: Peter Rosegger – Maria Luise Weissmann

Die „Enzyklopädie Wikipedia“ gibt zum Thema Neujahrsfeste einen umfassenden Überblick.

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Zu Neujahr

Will das Glück nach seinem Sinn
dir was Gutes schenken,
sage dank und nimm es hin
ohne viel Bedenken.
Jede Gabe sei begrüßt,
doch vor allen Dingen
Das, worum du dich bemühst
möge dir gelingen.

Wilhelm Busch (1832 – 1908)

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Das alte Jahr gar schnell…

Das alte Jahr gar schnell entwich.
Es konnt sich kaum gedulden
Und ließ mit Freuden hinter sich
Den dicken Sack voll Schulden.

Wilhelm Busch (1832-1908)

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An Lischen (Silvester 1860)

Habe ein heitres, fröhliches Herz
Januar, Februar und März,
Sei immer mit dabei
In April und Mai,
Kreische vor Lust
In Juni, Juli und August,
Habe Verehrer, Freunde und Lober
In September und Oktober,
Und bleibe meine gute Schwester
Bis zum Dezember und nächsten Silvester.

Theodor Fontane (1819 – 1898)

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Ein neues Buch, ein neues Jahr

Ein neues Buch, ein neues Jahr
Was werden die Tage bringen?
Wird’s werden, wie es immer war,
Halb scheitern, halb gelingen?
Ich möchte leben, bis all dies Glüh‘n
Rückläßt einen leuchtenden Funken.
Und nicht vergeht, wie die Flamm‘ im Kamin,
Die eben zu Asche gesunken.

Theodor Fontane (1819 – 1898)

***

Neujahrslied

Mit der Freude zieht der Schmerz
traulich durch die Zeiten.
Schwere Stürme, milde Weste,
bange Sorgen, frohe Feste.
wandeln sich zu Zeiten.
War’s nicht so im alten Jahr?
Wird’s im neuen enden?
Sonnen wallen auf und nieder,
Wolken gehen und kommen wieder
und kein Mensch wird’s wenden.

Johann Peter Hebel (1760-1826). Vertont von Felix Mendelssohn Bartholdy.

NEUJAHRSGEDICHTE

Dienstag, 28. Dezember 2010

Teil 2: Gottfried Keller – Joachim Ringelnatz

Teil 1: Wilhelm Busch – Peter Hebel
Teil 3: Peter Rosegger – Maria Luise Weissmann

Habt ihr euch auf ein neues Jahr gefreut…

Habt ihr euch auf ein neues Jahr gefreut,
die Zukunft preisend mit beredtem Munde?
Es rollt heran und schleudert, o wie weit!
Euch rückwärts. – Ihr versinkt im alten Schlunde.

Gottfried Keller (1819 – 1890)

***

Das alte Faß ist ausgetrunken

Das alte Faß ist ausgetrunken
Der Himmel steckt ein neues an,
Wie mancher ist vom Stuhl gesunken,
Der nun nicht mit uns trinken kann.
Doch ihr, die ihr, wie wir beim alten
Mit so viel Ehren ausgehalten,
Geschwind die alten Gläser leer
Und setzt euch zu den neuen her!

Georg Christoph Lichtenberg (1742 – 1799)

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Neujahrsglocken

In den Lüften schwellendes Gedröhne,
Leicht wie Halme beugt der Wind die Töne:

Leis verhallen, die zum ersten riefen,
Neu Geläute hebt sich aus den Tiefen.

Große Heere, nicht ein einzler Rufer!
Wohllaut flutet ohne Strand und Ufer.

Conrad Ferdinand Meyer (1825 – 1898)

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In der Neujahrsnacht

Die Kirchturmglocke
schlägt zwölfmal Bumm.
Das alte Jahr ist wieder mal um.
Die Menschen können sich in den Gassen
vor lauter Übermut gar nicht mehr fassen.
Sie singen und springen umher wie die Flöhe
und werfen die Mützen in die Höhe.
Der Schornsteinfegergeselle Schwerzlich
küsst Konditor Krause recht herzlich.
Der alte Gendarm brummt heute sogar
ein freundliches: Prosit zum neuen Jahr.

Joachim Ringelnatz (1883-1934)

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