6. September 2018 von eag
Noch nie etwas vom Schniebt gehört? Noch nie ein Schmugnu gesichtet? Höchste Zeit, den Blick in ein Hausbuch der besonderen Art zu werfen.
Wundern Sie sich nicht, wenn Sie bei Ihrem nächsten Kellerbesuch auf Unsinn redende Tiere treffen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich um Quasselasseln. Regenwürmer graben nur Erde um und wühlen sich durch Komposthaufen? Mitnichten. Sie spielen auch Fußball, sind rotzfrech und foulen, was das Zeug hält. Das Aquarium ist geschlossen? Kein Wunder, hat doch der Rochen gebrochen und dem Barsch juckt’s … an den Flossen. Und haben Sie sich schon einmal gefragt, wer im Zoo eigentlich die gaffenden Laffen sind? Kein Stein der Fauna bleibt auf dem anderen nach dem Genuss dieser animalischen Poesie. Zum Leiselesen. Zum Laut(vor)lesen – manche Texte bergen gar das Risiko eines Zungenbruchs, wenn zum Beispiel Katroppchen mit dem wösen Bolf duchr den wanklen Duld gung. Zum Lachen. Zum Nachdenken. Zum Selberreimenausprobieren. Zum Fabulieren.
Eine Bilderlust bietet das Buch obendrein (sogar die Gestaltung jedes einzelnen Titels ist eine Augenweide); fast ein Who’s Who der zeitgenössischen (Kinder-)Buchillustration: Nadia Budde, Julia Friese, Regina Kehn und Michael Roher. Sie übersetzten die Poesie der Buchstaben in die Poesie der Farben, Pinsel- und Farbstiftstriche, Holzschnitt und Collagentechnik. Und wer ist sprachverantwortlich für das außergewöhnliche Getier? Renommierte AutorInnen/LyrikerInnen der Gegenwart: Michael Augustin, Tanja Dückers, Heinz Janisch, Mathias Jeschke, Arne Rautenberg sowie Ulrike Almut Sandig. Sie alle gemeinsam reimten klassisch und unklassisch, kurz und lang, bunt und monochrom über einen Zeitraum von zwei Jahren in Workshops und Veranstaltungen. Das Resultat: ein lyrisch-zoologisches Hausbuch sowohl für juvenile als auch adulte VertreterInnen der Gattung Homo sapiens.
Petra Öllinger
PS: Vom 10. September 2018 bis Mitte Februar 2019 besteht in der Internationalen Jugendbibliothek die Möglichkeit, die Vorarbeiten, Skizzen und Originale zu den Tiergedichten zu bestaunen.
Genaue Informationen zur Ausstellung
Ein Nilpferd steckt im Leuchtturm fest. Tiergedichte für Kinder.
Herausgegeben von Internationale Jugendbibliothek, Stiftung Lyrik Kabinett, Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung
Mixtvision, München 2018. 111 Seiten, gebunden, mit Leinenrücken, € 20,50 (Ö.). © Cover: Mixtvision / Illustration Julia Friese
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16. Juli 2018 von eag

Alfred Hirschenberger liest
Schriftsteller und Werkzeugmacher Alfred Hirschenberger, 11. Juli 1919 – 8. März 2017.
Hirschenberger legte in seinen Romanen den Finger in die Wunde. Er zwingt uns durch die Kraft des Erzählens aus seiner Lebenszeit die Frage unserer Gegenwart nicht mehr so leicht zur Seite zu schieben. Er hat uns mit seiner Literatur eine schwere emotionale und auch sachliche Kost hinterlassen – aber er hat uns den Boden gut bereitet.
Danke, lieber Alfred Hirschenberger!
Eine Anmerkung: Es ist schon mehr als merkwürdig, wenn „marxistische“ Ideologen dem Sozialismus nur mehr in der biologischen Entwicklungsgeschichte des Gehirnvolumens eine Zukunft prophezeien. Sie sind gläubig, glauben an eine biologische Absicht, an einen Plan der Evolution, den es nicht gibt Sie vertrösten, gläubig, nehmen dem Sozialismus das Beste, was er hat, „das sich nicht abfindend, das seiner sich Bewusstsein, den Schrei nach Gleichheit, Freiheit, nach Unabhängigkeit, gegen Ausbeutung, Willkür und Macht“. Die Gerechtigkeit, die ergibt sich angleichend dann von selbst. Sie bekennen verzagt, sich nicht zur Überwindung. Der Schrei verstummt. Und sollten auch die gerufenen Schlagworte, von der Bedrängnis geformt, keinen anderen Inhalt haben als nur den Schrei, er sei, der Schrei! Aus „Eruption und Erosion“S. 264
WERKE VON ALFRED HIRSCHNEBERGER:
- Spiegelung. Geschichten und Erzählungen. Wien: Uhlen 1983.
- Liesing. Lainz. Langenzersdorf. Wien: Edition Maioli 1989.
- Die Welt, ein System von Annahmen. Eine lustvolle Hinterfragung des Systems „Kapitalismus“. Berlin: trafo Wissenschaftsverlag 2008 (edition wortmeldung 4).
- Eruption und Erosion. Ein Österreich-Roman. Berlin: trafo Literaturverlag 2013 (Autobiographien 43).
- Das Feigenblatt und andere Abwegigkeiten. Wien: gefco 2013.
- Um eine Hoffnung ärmer. In: Erich Hackl und Evelyne Polt-Heinzl (Hg.): Im Kältefieber. Februargeschichten 1934. Wien: Picus 2014, S. 253–259.
ÜBER ALFRED HIRSCHENBERGER
Hirschenberger, Alfred: Die Welt, ein System von Annahmen. In: Wiener Zeitung, 20.03.2015. [Stand: 10.04.2015]
„Wir waren nur noch das Gsindel“. In: Der Standard, 07.02.2015.
Reinhold Sturm über das Leben und Werk von Alfred Hirschenberger. GLB [Stand: 10.04.2015]
AUSZEICHNUNGEN:
- Preis der Arbeit 1990, Kammer für Arbeiter und Angestellte für Kärnten
- Luitpold-Stern-Preis 1994, Österreichischer Gewerkschaftsbund
- Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien (2016)
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11. Juni 2018 von eag
UNVERGESSEN.
Die Duftenden Doppelpunkte
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Beiträge vor einem Jahr:
3. Todestag von Brilli
6. Juni 2018 von eag
Auch im Juni bietet das bewährte Moderationsteam André Blau und Regina Adlereue erlesene Satiren aus dem Studio „Wiener Bücherschmaus“ im Sendesaal der Galerie KoKo. Mit Themen, die die Welt bewegen: News, Fakten, Fake, Life und Style. Noch immer offline. Und wieder mit musikalischem Überraschungsgast.
Wann: Montag, 11. Juni 2018 – 19:00 Uhr
Wo: Galerie KoKo, Mittelgasse 7, 1060 Wien
Der Eintritt ist frei. Der „Wiener Bücherschmaus“ freut sich über Spenden für die Leseförderprojekte, zum Beispiel für den Kauf der Koffer für „Bücher auf Rädern“.
Wegen des begrenzten Platzangebotes ist eine Reservierung erforderlich: Tel.: 0677/612 659 11 oder E-Mail.
Fotocredit: G. Schober
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23. Mai 2018 von eag
Vom 25. Mai bis 28. Juni 2018 finden heuer wieder die Mariahilfer Bezirksfestwochen – „KUNST MIT 6″- statt.
Auch der „Wiener Bücherschmaus“ & Friends sind dabei und präsentieren 6 Musikstücke und 6 Texte im 6. Bezirk. Irrungen, Wirrungen – und die liebe Liebe, die beziehungs-weise macht, manche(n) auch zum/zur BEZIEHUNGS-WAISEN.
Wann: Mittwoch, 30. Mai 2018 – 19:00 Uhr
Wo: Galerie KoKo, Mittelgasse 7, 1060 Wien
Der Eintritt ist frei – das Team vom Bücherschmaus freut sich über Spenden für die Leseförderprojekte.
Wegen des begrenzten Platzangebotes ist eine Reservierung notwendig:
Tel.: 0677/612 659 11 oder E-Mail
Fotocredit: Alice Wang
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28. April 2018 von eag
Eine Empfehlung des „Duftenden Doppelpunktes“
WERNER LANG, STRAMM. REPETITIVE ERZÄHLUNG
Stramm lernte in der Arbeit mit der alltäglichen Angst, alles richtig und jedem recht zu machen, die ihm in der Lehrzeit eingebläut wurde, zu leben. Ähnliches erzählte ihm auch einmal sein Bruder, der sein ganzes Leben als angelernter Hilfsarbeiter an einer Spannmaschine in diesem Werk verbracht hatte. Bei ihm galt es, die ersten paar Monate als Schnitzbinder durchzustehen, wo jeder glaubte, über die neuen Hilfsarbeiter verbal herfallen zu können. Damals war diese Stahlfabrik noch verstaatlicht.
Wann: Do. 3. Mai 2018, 19 Uhr
Wo: Werkl im Goethehof, Schüttaustraße 1-39/6/R02, 1220 Wien, Gassenlokal.
Einführung Manfred Krenn (Soziologe)
Werner Lang beschreibt in diesem Buch repetitiv am Beispiel einer in der Arbeitswelt der Stahlindustrie tätigen Person namens Stramm Lebens- und Arbeitsumstände .
Dieses Buch ist mit mehr als fünfzig Fotografien von Gue Schmidt versehen, welche die Umstände und Gegebenheiten von in dieser Arbeitswelt tätigen Personen illustriert.
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25. April 2018 von eag
Workshop für alle, die Kindern gerne vorlesen.

Vorlesen weckt bei Kindern das Vergnügen an Literatur. Im Rahmen von theoretischen Inputs und vielen praktischen Übungen widmen sich die TeilnehmerInnen u.a. den Fragen: Nach welchen Gesichtspunkten können Bücher/Geschichten (Inhalte/Illustrationen) ausgewählt werden? Wie kann ich eine Vorlesesituation gestalten? Wie setze ich meine Stimme als Werkzeug ein?
Eine Kooperation mit dem „Wiener Bücherschmaus“ – Verein für Leseförderung und Buchkultur.
Referentin: Maga. Petra Öllinger (gemeinsam mit Herrn Fuchs und Igor) von den „Duftenden Doppelpunkten“. Psychologin, Autorin, Schreibcoach, ausgebildete Vorlesepatin, Absolventin des STUBE-Fernkurses für Kinder- und Jugendliteratur.
Datum: Dienstag, 8. Mai 2018
Uhrzeit: 18:30-21:00 Uhr
Ort: Galerie KoKo, Mittelgasse 7, 1060 Wien
Teilnahmegebühr: Euro 22,00 / Person
Achtung: begrenzte TeilnehmerInnenzahl
Anmeldung telefonisch 0677/612 659 11
Anmeldung per Mail
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9. April 2018 von eag
Teestunde mit Steckrüben. Oder: Vom irrwitzigen – vermeintlichen – Scheitern
Auf dem Bauernhof Unruhe stiften, Angst und Schrecken verbreiten, all das würde er gerne, der Fuchs. Stattdessen bezieht er von den Hennen Schelte. Auch der Wolf, der aus dem Loser einen richtigen Fuchs, ein richtiges Raubtier!, machen möchte, scheitert an dem wehrhaften Federvieh (Teufels-Hühner, die sich schon mal mit Holzlatten, Heugabeln und Fackeln zur Wehr setzen). Nicht genug dieses Irrwitzes ist der Fuchs alsbald mit drei frisch geschlüpften Küken konfrontiert, die ihn für ihre Mama und folglich sich selbst für Füchse halten. Statt die Kleinen zu verspeisen, wie von Fuchs und Wolf ursprünglich geplant, stellt der Fuchs sich den Herausforderungen der Küken-Erziehungsarbeit. Zuerst nur äußerst widerwillig entwickelt er schließlich Zuneigung zu seinen drei Sprösslingen. Allerdings hat der Wolf nicht auf die ursprüngliche Idee des Eierklaus vergessen, und auch die Hühner merken nach einiger Zeit, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugeht …
Diese witzige Geschichte erzählt der französische Cartoonist, Animator und Filmemacher Benjamin Renner in zum Schreien komischen Bildern (wenn die lieben Kleinen Teegesellschaft spielen und eine Steckrübe als Gräfin titulieren, wenn die Hühner ihre Vereinssitzung einberufen, weil der Wach- und Hofhund seinen Aufgaben nicht nachkommt, bleibt kein Auge trocken). Wenige kleine Striche genügen für die Darstellung der sehr abwechslungsreichen Gemütszustände all dieser tierischen ProtagonistInnen. Wie mit Mosaiksteinchen gestaltet Benjamin Renner viele kleine, slapstickartige Szenen zu einem Tableau der Fauna, wie es die Menschenwelt noch kaum erlebt haben dürfte. Und doch sind diese beiden Universen gar nicht so verschieden. Hier wie da quengeliger Nachwuchs, Tücken der Erziehung, seltsame Freunde, Tarnen und Täuschen, Fragen nach der eigenen Herkunft, überbesorgte Mütter, Elternvereine …
Der Band ähnelt mit bis zu acht Bildchen pro Seite Filmsequenzen. Tatsächlich bildet Benjamin Renners Graphic Novel auch die Basis des französischen Animationsfilms „Le Grand Méchant Renard et autres contes“.
Petra Öllinger
Benjamin Renner (Text & Ill.): Der Große Böse Fuchs. (Originaltitel: Le Grand Méchant Renard)
Aus dem Französischen von Benjamin Mildner
avant-verlag Berlin, 2017
Softcover, 192 Seiten, € 25,80 (Ö)
Über Benjamin Renner
Trailer zum Film
© Buchcover: avant-verlag
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