Ich habe ein neues Buch, Alfred hat es mir gestern von seinem Samstags-Einkauf mitgebracht und zwar auf den Spuren großer Namen „Wiener Literaturschauplätze“ von Anna Lindner (Wienfacetten 2008 im Metro-Verlag), das er, glaube ich, in dem„WieWien“, dem einzigartigen Wiener Souveniergeschäft, auf der Kettenbrückengasse besorgt hat. Zumindest hat er es dort einmal bestellt.
Denn die 1984 geborene Autorin kennen wir. Ist sie ja mit meiner Tochter Anna in die Schule gegangen und hat bei meinem literarischen Geburtstagsfest vor ein paar Jahren (damals war sie vierzehn oder fünfzehn) ein eigenes Sportstück gelesen, das sie dem der Jelinek nachempfunden hat.
Sie schreibt ihre Diplomarbeit über Robert Musil , ich habe sie im Juni in der Gesellschaft für Literatur bei der Buchpräsentation von Florina Ilis „Der Kreuzzug der Kinder“ getroffen, mit ihr darüber gesprochen und das große Selbstbewußtsein in der Behauptung „Den Mann ohne Eigenschaften verstanden zu haben“ bewundert.
Jetzt hat sie einen Wiener Literaturführer geschrieben. Da könnte man neidisch werden, aber über das literarische Wien weiß ich auch einiges zu sagen.
So habe ich mir im Sommer 2001 die literarischen Spaziergänge „Wien durch Vergangenheit und Gegenwart“ geschnappt, die mir Alfred ebenfalls geschenkt hat und von Richard Miklin geschrieben wurden, mit dessen Tochter Lisa, Anna die Volksschule in der Hofmühlgasse besucht hat und bin einen Sommer lang durch Wien marschiert und die Spaziergänge nachgegangen. Der 11. September hat mich damit aufhören lassen. Aber kurz vor den Schreckensmeldungen, bin ich auf der Wiedner Hauptstraße vor einer Buchhandlung gestanden und habe in einem John Irving mit Wien-Bezug (Pension Grillparzer) geblättert.
Da habe ich viel gelernt und auch den Margareten Spaziergang mit der Frau Bezirksrat Steininger gemacht und bei den Bachmann Veranstaltungen im Juni 2006, zum achtzigsten Geburtstag der Dichterin, gab es auch einen Ingeborg Bachmann Spaziergang, wo wir mit einem Fahrschein herumgefahren sind, die Wohnhäuser anschauten ( in einem gibt es auch eine Tafel, man muß nur hineinkönnen, das heißt sich von einem zufällig vorbeikommenden Hausbewohner aufsperren lassen), durch die Blutgasse gingen und bis zum Cafe Raimund gekommen sind.
Das und der Hans Weigel sind mir beim gestrigen schnellen Durchlesen abgegangen. Aber über die Wiener literarischen Schauplätze lassen sich ganze Bibliotheken schreiben und man muß wahrscheinlich auch älter als vierundzwanzig Jahre sein, um sie zu kennen. Ich habe jedenfalls mit vierundzwanzig gerade das Cafe Hawelka gekannt, bin aber nicht hineingegangen.
Der Friedrich Torberg ist mit dem Hakoah Sportzentrum in der Simon Wiesenthal Gasse aber enthalten und der Friedrich Torberg hat am Dienstag seinen hundersten Geburtstag.
Da gibts im jüdischen Museum eine Ausstellung. Da habe ich vor hinzugehen und über die Beziehung Torbergs zu Marlene Dietrich und deren Briefwechsel „Schreib-Nein, schreib nicht“ , gibts ein neues Buch und die dazupassende Austellung wurde in der Wien-Bibliothek im Mai, noch vor dem Fußball-Spektakel eröffnet.
Um die Wiener literarischen Schauplätze kommt man nicht herum, wenn man sich für Literatur interessiert, ich werde sicher noch öfter darüber schreiben und beim linken Wort des Volksstimmefestes, vor zwei Wochen, habe ich Anna Lindner, um ganz konkret zu sein, das letzte Mal gesehen, davon gibts sogar ein Foto.
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