Mein dieswöchiger Literaturveranstaltungseröffnungstrip hat mich am Mittwoch in die Gesellschaft der Literatur geführt, denn da wurde unter dem Motto „Weltliteraturen-Literatur der Welt“, die Literatur der Zigeuner, Roma, Sinti vorgestellt und mit zwei Vorträgen eingeleitet. Dann haben Ilija Jovanovic und Ceija Stoijka ihre Lyrik und Prosetexte vorgelesen, beziehungsweise lesen lassen.
Was sehr beeindruckend war. Die Identitätskonflikte Ilija Jovanovic zwischen dem Rom, Serbe und Österreicher sein, auf der einen Seite und Ceija Stoijkas Kindheitserinnerungen in Ravensbrück, Auschwitz, Bergen-Belsen, die die alte Dame äußerst temperamentvoll vorzutragen wußte. Dazwischen ist dann noch ein kleiner Hund mit hellrosa Masche herumgelaufen.
Dazu passend meine derzeitige Lektüre. Habe ich mir doch Angel Wagensteins „Pentateuch oder die fünf Bücher Isaaks“ ausgesucht. Das ist der Roman eines 1922 geborenen Bulgaren, der die Lebensgeschichte des Isaak Jakob Blumenfelds in zwei Weltkriegen, drei Konzentrationslagern und fünf Heimaten als tragisch komische Schelmengeschichte beschreibt und der wohnte ausgerechent in der Margaretenstraße 15, also nicht weit vom Schikanederkino, wo heute Andrea Maria Dusels „Boboville“ das diesherbstliche Kultbuch, vorgestellt wurde.
Die Buchhandlung Jeller, die sich ebenfalls in der Margaretenstraße befindet, präsentiert ein ganzes Schaufenster mit Andrea Maria Dusel Büchern samt Stadtplan von Boboville.
Dieses Kultereignis habe ich versäumt, aber ich verstehe mich ohnehin mehr als Probo (proletarisch statt bürgerlich) und der vorangegangene Arbeitstag war äußerst hektisch.
Dabei habe ich bis halb fünf ganz ruhig an der „Radiosonate“ korrigieren wollen.
Dann hat mich aber ein falsch adressiertes Mail sehr aus meiner Ruhe herausgebracht und die vorläufigen Texte des heurigen Ohrenschmauses sind auch gekommen.
Zusammen mit Kurt Palm darf ich mir bis 21. Oktober die Lyrik durchsehen und Anni Bürkl, die an meinem gestrigen Eintrag regen Anteil nahm, hat passend zu Boboville eine spannende Beobachtung gemacht, sieht sie doch das Proletariat ausgestorben und meint, wir würden alle in Einheitskleidern Einheitshochdeutsch reden. Dazu passt dann noch, daß heute Donnerstag, das Literaturhaus bei Meinl am Graben Olga Flors „Kollateralschaden“ präsentiert.
2008-09-25
Weltliteraturen
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