Literaturgefluester

2008-10-06

Wochenendrecherchen

Filed under: Uncategorized — jancak @ 11:19

Da Alfred am Samstag nach St. Pölten zu seiner Fünfunddreißigjährigen-Matura-Feier gefahren ist, habe ich bei der Ö1 Berichterstattung zu der langen Nacht der Museen meine Geburtstagsfestausschreibung gemacht und Sonntag Vormittag die neuen Ohrenschmaustexte durchgesehen.
Danach Otto Lambauers „Wau 9“ gelesen, der mich durch seine akribische Berichterstattung der Manuskripte 177 verwirrte.
Denn da hat er Andrea Stift, die sowohl in diesem Heft, als auch in der Kolik-Nummer, die er in der Vorwoche besprach, einen Text hatte, lobend erwähnt und ich weiß ja, daß ihm die 1976 geborene Steirerin beindruckt, hat er mich doch vor circa einem Jahr im Literaturhaus oder war es woanders auf diesen Namen angesprochen.
Da bin ich durch die vielen Namensähnlichkeiten, der meist in den Siebzigerjahren geborenen Nachwuchsautorinen durcheinandergekommen, so daß ich nicht gleich antwortete, weil ich augenblicklich nicht wußte, wer ist jetzt gemeint?
Also Gelegenheit Ordnung in die vielfältige österreichische Literaturlandschaft zu bringen.
Da gibt es also Andrea Stift, die seit einem Jahr GAV-Mitglied ist, in
Graz lebt und, wie ich herausgefunden habe, am 24. Oktober um 19 Uhr in der alten Schnmiede zum Auftakt der Generalversammlung bei der von Ruth Aspöck moderierten Veranstaltung der 2007 aufgenommenen Mitglieder liest.
Da werde ich zwar wahrscheinlich im Literaturhaus sein, denn da gibt es ein Fest für Heinz Lunzer zu seiner Pensionierung, bei dem Friedrich Achleitner und Friederike Mayröcker lesen, ich habe aber herausgefunden, daß Andrea Stift, deren zweites Buch kürzlich erschienen ist, eine auffallend übersichtliche Homepage hat und auch einen Blog namens „Knautschzone“, betreibt in dem ich mich hineingelesen habe und da gibt es viel Interessantes über den Literaturbetrieb zu erfahren.
So schreibt sie zum Beispiel über ihr „Rom-Stipendium“ und zeigt Fotos von der nicht besonders ästhetischen Unterkunft und das hat auch Peter Paul Wiplinger in der Autorensolidarität 1/08 unter dem Titel „Schöner Wohnen“ ausführlich getan. Das Bundesministerium hat ihn in der Folgenummer dann auch geantwortet.
Damit ich mich bei den Andrea und Lindas in Zukunft besser auskenne, habe ich gleich weiterrecherchiert.
Da gibt es noch Andrea Winkler, 1972 in Oberösterreich geboren, die ich im Gegensatz zu Andrea Stift schon lesen gehört habe. Zweimal sogar, bei der jungen Literatur im Frühling im Literaturhaus, die dort von Thomas Ballhausen (der auch am 24. 10. liest) veranstaltet wurde und dann bei „Rund um die Burg“ um acht Uhr früh.
Da bin ich zwar gerade vom Frühstück mit Otto zurückgekommen, aber ihr Buch „Hanna und ich“ wird ja sehr gelobt.
Die dritte Andrea ist Andrea Grill, 1975 in Bad Ischl geboren, die in Bologna lebt und voriges Jahr beim Bachmann-Wettlesen mitmachen durfte und am 7. Oktober im Literaturhaus bei den albanischen Tagen ihr Buch „Tränenlachen“ (Otto Müller) vorstellt.
Um die Verwirrung noch zu steigern gibt es noch Linda Stift, deren zweiter Roman „Stierhunger“, mich, als ich ihm einmal Freitag Mittag in Ö1 bei den dortigen Verlagsbeipielen hörte, sehr beeindruckte, während ich zu „Kingpeng“, des Themas und der Sprache wegen, ein wenig Distanz verspürte.
Und dann viel älter, Evelyn Grill, die ich von allen Frauen am besten kenne. Hat sie doch Elfriede Haslehner in den Siebzigerjahren für den Wiener Frauenverlag entdeckt. Ihr erster Roman wurde in der sozialistischen Frauenzeitung „Die Frau“ abgedruckt, die meine Mutter abonniert hatte. Später ist sie nach Deutschland gezogen und literarisch berühmt geworden. Ich sehe sie manchmal bei den GAV-Veranstaltungen, einmal waren wir zusammen in Vorarberg und voriges Jahr haben wir uns beim Empfang der Buchwoche im Wiener Rathaus getroffen. Elfriede Haslehner hat mir ihr Buch „Ins Ohr“ geschenkt, das ich noch lesen muß.
Da bin ich von der jungen und der älteren österreichischen Frauenliteratur nahtlos in mein Badezimmer und zum eigenen Leseverhalten gekommen. Denn da hat sich an diesem Wochenende auch viel getan.
Ich habe nämlich sowohl Angel Wagensteins „Pentateuch“ als auch Soma Morgensterns „Der Tod ist ein Flop“ ausgelesen und das ist ein rasanter Themenwechsel.
Von den jungen Frauen mit der starken Sprache zu den traumatisierten alten Männer, die das vorige Jahrhundert in allen seinen Scheußlichkeiten erleben mußten und das auf zwei verschiedene Arten verarbeitet haben.
So hat Angel Wagenstein einen Schelmenroman daraus gemacht, während sich Soma Morgenstern in surrealistischer Weise mit dem Tod beschäftigt und während er ihm den Schrecken zu nehmen versucht, verstarb, so daß der Roman Fragment geblieben ist.
Also ein sehr intensives Wochenende und jetzt werde ich mich wieder dem zeitgenössischeren widmen.
Habe ich in meinem Badezimmer ja noch Anna Kim, Andreas Maier, Birgit Vanderbeke und vieles mehr liegen.
Mit dem Lesen von Anna Kims „Die Bilderspur“ habe ich auch schon begonnen.

2 Kommentare »

  1. es freut mich, dass ich dich verwirtt habe, weil so kam ich zu einem interessanten amüsanten artikel von dir über die österreichische literatur. ich bewundere dein großes wissen um die literaturszene, um die erhaltenen preise, rezensionen etc. also, wenn meine kleinen leseverwirrberichtsspiele dazu führen, dass ich dann bei dir so interessantes zu lesen bekomme, werde ich weiter verwirren mit andreas und evelynens und stiftens und wie sie so alle heißen. und wenn ich dann noch so weit komme, dass ich sparsamer werde mit bucheinkäufen, wirtshausbesuchen und anderen geldausgabeübungen, dann kann ich auch weniger arbeiten um das geld reinzubringen und dafür mehr lesen und mein wissen dann auch so erweitern. so les ich zwar, vergess aber auch wieder und erinner mich nicht an die kärntner leseerfahrungen von vorigen jahren, erinner ich mich ja kaum an die vorankündigungstexte des diesjährigen preises im dazugehörigen volltext.

    Kommentar von ofips — 2008-10-07 @ 20:12 | Antworten

  2. oja, es ist alles sehr verwirrend. man wird ja auch dauernd für jemand anderen gehalten oder, noch besser, bei lesungen falsch anmoderiert. jedesmal großes gelächter und leises grollen. danke für die übersicht!

    Kommentar von andrea (stift) — 2008-10-18 @ 14:46 | Antworten


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