Von der 1977 in Südkorea geborenen, in Wien lebenden Autorin, habe ich das erste Mal bei einer Generalversammlung der IG Autoren im Literaturhaus gehört, als ich Barbara Neuwirth fragte, wer heuer das Wiener Autorenstudium bekommen hat?
Eine tolle junge Autorin hat sie geantwortet und ich habe gedacht, wow, zuerst habe ich immer gehört, ich wäre für ein Stipendium zu jung, jetzt bin ich zu alt und die Zwischenzeit, wo ich welche bekomme, offensichtlich versäumt.
Inzwischen bewerbe ich mich auch für die Staatsstipendien nicht mehr und habe von Anna Kim schon einiges gehört und gesehen und gestern nach einigen Stunden Radiosonaten-Korrektur, das geht jetzt wieder gut, ihr erstes Buch „Die Bilderspur“, 2004, bei Droschl erschienen, gelesen.
Bekommen habe ich es bei einem der Büchertürme von Literatur im März und es lange nicht gelesen, wahrscheinlich weil der Droschl-Verlag für mich unbewußt immer noch den schwer lesbaren experimentellen Touch hat, was nicht mehr stimmt und besonders auch bei dem zweiten Buch „Die gefrorene Zeit“, was ja das erste war, was ich hörte, als ich vor zwei Wochen zu „Rund um die Burg gegangen“ bin, nicht zutrifft.
Denn da geht es sehr konkret um den Balkankrieg und das Leben einer Fluchthelferin beim roten Kreuz und die sehr konkreten Fragen, die die Ich-Erzählerin Nora an den Ehemann, der seine verschwundene Frau sucht, richtet, haben mich in der Freitagnacht vor zwei Wochen im Lesezelt auch sehr beeindruckt.
Gestern habe ich „Die Bilderspur“, das erste Buch der Autorin gelesen, die, wie schon erwähnt, 2004 ein Autorenstipendium der Stadt Wien bekommen und 2005 beim Bachmannpreis gelesen hat. Diesen Text „Das Archiv“ kenne ich auch, denn ich verfolge seit einigen Jahren das Bachmannwettlesen ja genau.
Es war also eine nicht mehr unbekannte Autorin mit der ich mich gestern einige Stunden beschäftigt habe und „Die Bilderspur“ ist auch sehr beeindruckend, auch wenn konkret nicht viel passiert.
Nicole Katja Streitler nennt das Buch in ihrer Rezension vom 25. 10. 2004 ein beachtliches Sprachkunstwerk und im Klappentext liest man von Fremdsein in Kultur und Sprache und das Suchen nach einer Heimat, was ja auch in der Autorinnenbiografie zu finden ist.
Es geht also in den drei Teilen, des sehr dünnen Buchs, es hat nur 86 Seiten, sehen-finden-verlieren, um eine Tochter und einen Vater und eine wirklich sehr poetische Sprache in vielen Bildern.
Ihre Hände heißen Greifzu, steht da beispielsweise an mehrern Stellen, die Tochter sucht nach Bilder in der Galerie Grün drei Straßen weiter, erzählt inzwischen Bildgeschichten und wird mit der Krankheit des Vaters konfrontiert, den sie im Knochenkostüm erlebt, rollstuhlspazieren schiebt und auch immer wieder über die schmerzlich schwärzlich verfärbten Ränder seines Dekubitus stolpert.
Sehr poetisch sprachlich schön gefärbte Stunden gestern abend in meinem Badezimmer also, wenn ich auch, was ich nicht verhehlen will, das realistische Erzählen bevorzuge.
Aber dahin ist Anna Kim, wie an ihrem neuen Buch zu merken ist, inzwischen auch gekommen.
2008-10-07
Anna Kim
Kommentar verfassen »
Du hast noch keine Kommentare.
Kommentar verfassen