Heute bin ich wieder ins Literaturhaus gegangen. Gab es ja die Jurorenlesung des Exil-Literaturpreises, der übermorgen im Amerlinghaus vergeben wird. Eine wichtige Veranstaltung und ich interessiere mich ja sehr für Literatur. Allerdings waren nur wenige Leute da, als ich gekommen bin.
„Gibt es eine andere Veranstaltung?“, hat mich die Silvia Bartl gefragt und es sicher lieb gemeint und ich habe meine Verkrampfung gespürt, obwohl ich mich ja sehr bemühe. Es ist wohl ehrlich, daß meine Kränkung tief gegangen ist und ich mich seither im Literaturhaus nicht willkommen fühle.
Aber die Bibiane und ihr Hund sind immer nett zu mir und ich habe ihr, während wir auf das Publikum warteten, erzählt, daß ich, während ich heute an der „Radiosonate“ arbeite, das Journal Panorama mit der Berichterstattung zur Reichskristallnacht zur Hälfte versäumt habe, obwohl mich die authentische Lifesendung von der Nacht zum 10. November 1938 sehr interessiert.
Dann gab es eine Überraschung. Lale Rodgarkia-Dara, die mich 2001 für die Literaturhausschiene im Radio Orange zumTag der Freiheit des Wortes interviewt hat und mit der ich öfter, wegen der Transitliteratur, die schließlich zu deutsch türkischen Einkaufssackerln für den Brunnenmarkt geworden ist, mailte, hat den ersten Preis gewonnen und mir wieder ein paar Sackerln gegeben. Darin lassen sich ja gut Bücher verschenken und mir ist eingefallen, daß sie eine Favoritin für Otto Lambauers Migrantenlesung wäre, wenn es die doch geben wird.
Dann hat die Lesung angefangen und die in Bremen geborene Petra Lehmkuhl einen sehr trendigen Text von jungen Frauen, die zwischen dem Amerlingbeisl und der Konditorei Aida hin- und her pendeln und dort Topfenkolatschen essen, gelesen.
Dann kam Peter Zimmermann, der Bücherschreiber und Ex Libris-Moderator, dessen Ansagen ich manchmal etwas überheblich finde, der mich aber mit seinem Odessa Buch faszinierte und ich meine Reise nach Odessa im Blindflug nachgeschrieben habe, weil es das Buch in der Thalia Wühlkiste nicht mehr gab, als ich es kaufen wollte und schließlich Radek Knapp, den geborenen Polen, der in Österreich Karriere machte und den ich ebenfalls von der Nachwuchsstipendiumjury 1991 kenne.
Was ein Schragerl ist, weiß ich noch immer nicht, obwohl ich der Definition nach, eine echte Wienerin mit tschechischer Großmutter bin, aber in den Ottakringer Hinterhöfen geht es, glaube ich, inzwischen anders zu, da ist das tschechische Wienerisch der damaligen Arbeiterkinder sicher längst dem türkischen bzw. exjugoslawischen Dialekt gewichen.
Christa Stippinger hat mir die Anthologie gegeben, ich habe mich bei Peter Zimmermann erkundigt, ob er etwas über den neuen Roman von Thomas Glavinic weiß und bin mit Buch und Sackerln nach Haus gegangen.
Trotz Kränkung also lehrreich und gestern habe ich in einigen schlaflosen Stunden, das weitere Programm überlegt. Das Wochenende wird ja wieder intensiv, im Amerlinghaus der Exil-Literaturpreis, im Literaturhaus der Erich Fried Preis an Alois Hotschnig vergeben und ich werde mich nach meiner Geburtstagslesung wieder splitten müssen.
Zwei Wochen später gibts dann die Buch-Wien, bei der Ruth Klügers „weiter leben“ in hunderttausend Exemplaren verteilt werden wird. Sie wird am 21. in der Nationalbibliothek lesen, während im Schauspielhaus das Droschl-Verlagsfest ist, zu dem ich gehen will.
„Wie komme ich zu dem Buch?“, habe ich gestern fast panisch gedacht und mir ist eingefallen, daß für die Buch-Wien nicht viel Zeit sein wird, gibt es ja am Samstag im Rathaus auch den Alzheimertag mit einer Fortbildungsveranstaltung, zu der ich mich angemeldet habe und am Sonntag werden wir wohl wieder nach Harland fahren.
Ich will aber ohnehin keinen Eintritt zahlen, obwohl mir Alfred, als er mir das Uwe Tellkamp Buch kaufte, den Bücherpass in der Buchhandlung Jeller abstempeln ließ. Heute habe ich herausgefunden, daß das Buch schon am Mittwoch den 19. 11. um 12 in der Messehalle verteilt werden wird und außerdem ist es noch an vielen anderen Orten erhältlich.
Am 24. 11 gibts noch eine Exclusiv Gala im Wiener Rathaus und ein Gewinnspiel, bei der man zwei mal zwei Karten gewinnen kann. Da habe ich mich auch beteiligt, die Chance zu gewinnen, ist aber sicherlich viel kleiner, als bei Dietmar Füssels Gewinnspielen, dessen Gedichtband noch kommen soll.
das „Schragerl“-Wort hat sofort mein Interesse geweckt, hab ichs gegoogelt und ich weiß ja nicht, ob es das ist, was gemeint ist, aber anbei ein Zitat aus dem Netz :http://www.zeno.org/Literatur/M/Sch%C3%B6nwerth,+Franz/Sagen/Aus+der+Oberpfalz/Erster+Theil/F%C3%BCnftes+Buch/Die+Thiere+des+Hauses/2.+Das+Pferd/15.+%5BWir+sehen+also+in+gewissen+Gegenden+verschiedene+Wesen,+welche%5D
„Wir sehen also in gewissen Gegenden verschiedene Wesen, welche das Roß durch nächtlichen Ritt quälen; im N.-O. ist es das Schragerl, in S.-O. die Drud, im W. die Hexe, welche sich in dieses [331] Geschäft theilen. Dort ist überhaupt das elbische Wesen weiter ausgebildet und anders gestaltet, als in den übrigen Theilen der Oberpfalz. Hier sind es Frauen, welche den Zauber üben, und zwar östlich die Druden in strenger Scheidung von den Hexen, auf welche Letztere im Westen nahezu Alles zauberhafte Thun übertragen wird; Drud und Hexe fallen im Westen wie in anderer so auch in dieser Richtung zusammen. Gleichen Schritt damit hält auch die Verschiedenheit in der Mundart, zum Theil in den Gebräuchen, und es wäre sicher lohnend, einmal auf diese Abstufungen die Aufmerksamkeit zu richten; die Völkerkunde könnte dabey nur gewinnen, insbesondere auf dem Boden der Oberpfalz, wo auf kleinem Raume unzweifelhaft eine Mehrzahl verschiedener Stämme haust.
Das Wort Schragerl ist wie Heuschreck vom ahd. screccan = springen gebildet; mundartlich erweicht sich k vor l in g; so Bugl, Bugerl aus Buckel, Nigl aus Nickl; hervorstechender Zug bey geisterhaften Wesen ist das Aufspringen, Hugeln, Reiten; selbst der Teufel hat den Menschen geritten, welcher, sonst gut, in böser Stunde zu einem Vergehen sich hinreissen ließ. Graff hat: uualtscrechel = fauni, sylvestres homines.
Das Schragerl ist ursprünglich ein Hausgeist, und als solcher gutmütig; diese Eigenschaft liegt noch offen zu Tage, denn sein Erscheinen bringt Glück. Nicht zu verwechseln sind damit die Schrazeln oder Razeln, das gutartige, den Menschen hilfbereite Völkchen der unterirdischen Zwerge.“
Und bei den unterirdischen Zwergen denke ch an den Roman „Die große Hitze“ des Jörg Mauthe, der ja auch schon lange tot ist.
Kommentar von ofips — 2008-11-07 @ 17:43 |