In Harland bin ich, wenn ich nicht zwischendurch einen Krimi für die Seele einschiebe, immer noch mit Ingo Schulze beschäftigt, wo Enrico Türmer, in sehr langen Briefen, die immer wieder Dialogeinschübe enthalten (wie realistisch ist bitte so ein Briefroman?) seine neuen Leben seiner idealisierten Liebe Nicoletta, der Schwester Vera und dem homoerotischen Jugendfreund schildert.
Inzwischen taste ich mich auf die Hälfte vor und werde in den nächsten Tagen durch die Weihnachtsbücher vielleicht wieder abgelenkt (Eva Rossmann: Die Russen kommen?), während ich beim Uwe Tellkamp nach der gestrigen Badewannenlektüre, weil Alfred im Betriebsratbüro hängenblieb, statt Kinomontag mit Runzelsex (d.h. dem neuen Film mit Otto Tausig) inzwischen auf Seite 509 und dem II. Buch „Die Schwerkraft“ angekommen bin.
Weil ich herausfinden wollte, welche DDR Autorin in Judith Schevola zu erkennen ist, außer Christa Wolf habe ich keinen wirklichen Einfall, aber wahrscheinlich ist jemand der jüngeren Generation gemeint, habe ich im Google nachgeschaut und bin auf eine Unmenge von Rezensionen gestoßen.
Das Buch des Jahres trägt seine Früchte, auch wenn viele Besprechungen mit „Das Ärzteehepaar Richard und Anne Hoffmann und ihr Sohn Christian“ beginnen und einige der Besprecherinnen dem Buch auch seine Leser absprechen.
„Zu lange, zu mühsam, wer bitte quält sich heutzutage noch durch 972 Seiten?“
Auch wenn es morgen unter vielen Christbäumen liegen wird und das Buch des nächsten deutschen Buchpreises wahrscheinlich schon geschrieben oder gerade fertig werden wird.
Ich habe die Antwort nicht herausbekommen, vielleicht weiß es einer meiner Leser, obwohl ich noch im Oktober durch das FAZ-Lesezimmer auf eine Besprechung gestoßen bin, in der ein paar Hinweise standen, in Barsano ist also Hans Modrow, Eschschloraque Peter Hacks, Altberg Franz Fühmann und Londoner Jürgen Kuczynski zu erkennen, aber nichts von Judith Schevola.
Das kommt mir sehr bekannt vor. In meinen literarischen Schlüßelromanen erkennen sich auch immer die Leute, an die ich beim Schreiben nicht gedacht habe und sind dann bös auf mich, aber mit Anhaltspunkten fühlt man sich wohl sicherer und die DDR ist auch schon lang vorbei.
Beim Lesezirkel Frühjahrsprogramm der Hauptbücherei soll es im April das Thema „Wende“ geben, wo „Adam und Evelyn“ als Buch des Monats besprochen wird.
Da werde ich mit dem „Neuen Leben“ und dem „Turm“ vielleicht schon fertig sein, wenn nicht zwischendurch zuviele Ablenkungsbücher kommen.
Es liegen ja soviele in meinem Badezimmer und in Harland gibt es auch einen Stoß über dem Bett und so habe ich in den schlaflosen Stunden, als ich auf den Alfred wartete, Johanna Königs „Grün ist die Farbe der Hoffnung“ hervorgeholt.
Ein gewaltiger Themenwechsel, denn da geht es um eine Krebserkrankung und das ist nicht nur literarisch interessant.
Ich kenne die Kärntner Autorin von den Sitzungen der IG-Autoren und meiner Tätigkeit bei der GAV-Jury 2003 oder 04, da hat sie ihre zwei historischen Romane eingereicht, die schon in vielen Sprachen übersetzt sind.
2006 ist sie nicht zur Generalversammlung gekommen, sondern hat ein sehr berührendes Mail geschrieben in dem sie von ihrer Krankheit berichtet hat, das mich sehr beeindruckte und so bin ich mit ihr in Kontakt gekommen.
Einiges davon ist sicher in „Und trotzdem“ eingeflossen, denn da geht es auch um eine Krebsbewältigung, die ich in die Familiengeschichte von dem Großvater Leopold, der sich mit achtzig unbedingt ein Haus bauen will, seiner depressiven Tochter Ludmilla und der überforderten Enkeltochter Magdalena, eingearbeitet habe und so habe ich gestern Nacht das Buch an bzw. ausgelesen und das war wirklich interessant.
Vielleicht nicht unbedingt als Weihnachtslektüre zu empfehlen, aber da gibt ja Jaqueline Nagel von Schriftsteller-werden. de aktuelle Tips mit Zeitangaben, wie lange man die Bücher noch bestellen kann, damit sie rechtzeitig ankommen.
Das ist bald vorbei. Wer dann noch Bücher schenken will, muß sie bis Morgen vierzehn Uhr selber kaufen und es gibt auch eine Weihnachtssondersendung von Elke Heidenreich auf litcolony.de und da wurde auch ein Kinderbuch besprochen, wo es um einen schwarzen Hund mit Namen Depression geht, der seinen Besitzer überallhin begleitet, bis der sich in Therapie begibt und damit umgehen lernt.
So weit so gut, das ist alles sehr bekannt und ich habe heute auch noch einige Stunden, bevor es mit Anna, Alfred und der Volksstimmeanthologie für die Schwiegermutter nach Harland geht.
Auf der Kommode im Wartezimmer steht seit gestern ein kleiner roter Weihnachtsengel, Geschenk einer Klientin und eine andere hat Kaffee und Rotwein mitgebracht.
Es feht also nur das Weihnachtswetter, aber das soll noch kommen und in Harland gab es am Wochenende Schnee, so daß es mit dem Radfahren nicht viel geworden ist.
Am Montag melde ich mich wieder, weil wir in Harland kein Internet haben, ein passendes Weihnachtssonderangebot gibt es aber schon und der Postzusteller hat gerade die dritte Amazon-Weihnachtsbuchzustellung für die Nachbarn gebracht.
2008-12-23
Vorweihnachtliche Lesesplitter
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