Bevor es nach Harland ins Wochenende geht noch einen Kurzbericht.
Mit dem Schreiben geht es aufwärts. Ich bin eigentlich immer sehr schnell und habe das 6. Sarah Kapitel „Pflegenotstand“ abgeschlossen.
Jetzt fehlt noch der Epilog, bei dem die zehnjährige Naomi nach der Schule im Kaufhaus Gerngross herumspaziert, den werde ich wahrscheinlich in Harland schreiben.
Den Prolog, die Hundertjahrfeier habe ich vor einem knappen Monat Anfang Jänner, auch in Harland gemacht.
Das wäre dann der Rohentwurf, der so an die fünfundfünfzig Seiten haben wird.
Wenn ich wieder in Wien bin, kommt die Entscheidung, lasse ich es kurz oder gehe ich das Ganze nochmal durch und fange mit den Einzelszenen an?
Ein Teil in mir ist für das Laissez faire, denn ich denke das Konzept ist gut und die Idee es so zu machen, auch originell.
Die Sarah Albert Geschichte ließe sich aber natürlich auch noch ausarbeiten.
Eigentlich toll, daß ich in vier Wochen den Entwurf so hinbekommen habe, wenn ich es so lassen sollte, korrigiere ich dann aber wieder einige Monate herum.
Meistens ändert sich nach dem Rohentwurf bei mir nicht mehr sehr viel und wenn ich über die Wirkung nach außen reflektiere, so ist es natürlich die Frage, ist eine Erzählung über hundert Jahre Steinhof das Neue, was der Literaturbetrieb sucht und will?
Für mich war es aber eine interessante Idee und die Arbeit bis jetzt sehr spannend und das Schreiben darüber auch sehr lehrreich.
Und dann stellt sich die Frage, wie ich damit bemerkt und gelesen werde und mehr Feedback bekomme? Die Anerkennung also mit der Christa Nebenführ so Schwierigkeiten hat, die aber doch sehr wichtig ist und das ist auch mein Problem, daß ich da unzufrieden bin. Mit dem Schreiben bin ich das nicht mehr so sehr.
Früher habe ich das Ganze kopiert und an die Verlage geschickt, an die vierzig bis fünfzig Mal.
Leider war die Resonanz negativ, so daß Alfred auch schon vor fast zehn Jahren, die Idee des Selbermachens hatte und mir das erste Buch, die „Wiener Verhältnisse“, zum Geburtstag schenkte.
An sich ist das eine tolle Idee und die Möglichkeiten des Digitaldrucks sind eigentlich sehr gut. Schnell und billig, so daß ich damit zufrieden bin, nur läßt die Reaktion, die von außen kommt sehr zu wünschen übrig.
„Was ist das? Eigenverlag? Das wollen wir nicht!“
Ohne sich die Mühe zu machen hinein zu schauen. Und das ist dann sehr frustriend und ich habe das Gefühl über zu bleiben, was ich ja nicht will und ein sehr unangenehmes ist.
Leider leider, ich weiß auch nicht warum, scheint es bei mir mit den Verlagen nicht zu klappen, ich höre aber von den Kollegen, die es bei den Kleinverlagen versuchen, auch nur Klagen, was da alles schiefgeht, obwohl alle sehr fixiert darauf sind.
So tendiere ich es bei dem Gewohnten zu belassen, weil ich das schon kenne und eigentlich ein selbständiger Mensch bin und meine Bücher auch sehr schön finde, nur sagen dann die anderen, es fehlt der Vertrieb und es ist ja auch recht schwierig zu Lesungen zu kommen, siehe beispielsweise Literaturhaus oder „Rund um die Burg“.
Ein bißchen mehr würde ich also schon gern bemerkt werden, schon um zu zeigen, daß ich es kann.
Soll ich also wieder eine Initiative starten und versuchen einen Verlag zu finden, um mir die Chance nicht selber wegzunehmen, wie ich manchmal das Gefühl habe, daß ich das mit dem Selbermachen tue, was ich ja auch nicht will?
Interessante Fragen im Zwischenschreibprozeß, denen ich wieder etwas ratlos gegenüberstehe, vielleicht hat aber einer meiner Leser eine Antwort für mich.
Ansonsten habe ich gestern Bärbel Dannebergs „Alter Vogel, flieg“, gelesen, das mir sehr gefallen hat. Hier gibt es auch drei Aspekte, die Tagebuchpassagen aus dem Alltag einer pflegenden Tochter, daneben Briefe und Erinnerungen von Kindheit und Jugend der Mutter und dazwischen sind immer wieder gesellschaftspolitische Gedanken eingeblendet.
Ein ergreifendes Buch, das ich wirklich sehr empfehlen kann.
2009-01-30
Neues von der Schreibfront
2009-01-28
Alter Vogel, flieg
Die Recherchepläne heute auf den Steinhof zu gehen, habe ich auf der Mariahilferstraße aufgegeben, nachdem ich gesehen habe, bei Buchlandung gibt es wieder eine Ein-Euro-Kiste, also hinein und mit Marie-Therese-Kerschbaumers „Ausfahrt“ aus dem Landvermessung Lesekoffer, Jan Koneffkes „Paul Schatz im Uhrenkasten“ und Helena Janeczeks „Lektionen des Verborgenen“ bin ich nicht hinaufmarschiert. Zumal ich eigentlich schreiben wollte und das Wetter nicht so war, daß ich das oben tun hätte können. Also bin ich trotz verschobener Klientenstunde bei dem ursprünglichen Plan, die Recherchearbeit in den „Thalia“ zu verlegen geblieben und habe mir dort wieder die Jenny Erpenbeck und den Jonathan Coe geholt und vor allem den studiert und das war sehr aufbauend. Denn das Konstrukt ist nicht so kompliziert, das bringe ich auch zusammen.
Eine Rahmenhandlung und dann zwanzig Geschichten, die ganz einfach Bildbeschreibungen sind und ich habe eigentlich auch eine gute Konstruktion.
Nämlich die hundert Jahre, die mit der Hundertjahrfeier zu beginnen, in die die Nachricht vom Tod Klaras kurz vor ihrem hundertsten Geburtstag kommt und dann die drei Geschichten bzw. Bücher Klara-Johanna-Sarah mit den jeweils wechselnden Perspektiven und das Ganze spielt an einem Tag bzw. an dem davor und dabei werden das ganze Frauenleben und das der Tochter, Enkel- und Urenkeltochter und noch einige andere Geheimnisse und Verwicklungen aufgerollt.
So wie es jetzt angelegt ist, wird es sicher nicht sehr lang, aber irgendwie gefällt mir auch das Kurze, die Andeutungen des Schreckens sozusagen und das Zeigen der Ereignisse in Bildern und Metaphern.
Das ist was ich jetzt habe, bzw. noch kommen soll, aber wie schon geschrieben, ich lasse es mir offen, das Ganze doch noch aufzurollen und das bis jetzt nur Angedeutete auszuschreiben, weil man das ja auch können muß, bzw. lernen soll.
Ich bin also zurückgegangen und habe das dritte Sarah Kapitel geschrieben, dazwischen ist ein sehr lieber Kommentar von Anni Bürkl gekommen, die die Schwierigkeit mit klarem Blick sofort erkannt hat.
Und am Abend gab es wieder eine Buchpräsentation im „Rotpunkt“ in der Reinprechtsdorferstraße, nämlich Bärbel Dannebergs „Alter Vogel, flieg“, das Tagebuch einer pflegenden Tochter, die die Demenzkrankheit ihrer Mutter beschreibt, also auch zum Thema passt, obwohl meine Klara nicht an Demenz leidet, sondern noch mit achtzig mit der Enkeltochter für die Rigorosen lernt.
Es ist aber ein Thema, das mich interessiert und das ich auch schon hinter mir habe, die Pflege meines Vaters nämlich und ich schreibe ja auch oft über sehr alte Menschen und dann kenne ich Bärbel Danneberg schon lang. Nämlich seit 1979, als ich in den Arbeitskreis schreibender Frauen gekommen bin, der im „Rotpunkt“ von ihr organisert wurde, die damals in der „Stimme der Frau“ geschrieben hat (in der ich meine erste Veröffentlichung hatte). Seither sehe ich sie gelegentlich auf dem Volksstimmefest, vor zwei Jahren haben wir uns in Leipzig auf der Messe getroffen, da ist dann bald ihr Mann Julius Mende an einer Krebserkrankung gestorben und von dem Buch weiß ich, weil Vorabdrucke im Augustin erschienen sind. Jetzt habe ich es für den Alfred gekauft und werde es gleich in der Badewanne lesen.
Aber vorher gibt es noch ein paar Jubelmeldungen, nämlich erstens bin ich mit dem Uwe Tellkamp fertig und werde mir als nächstes Cornelia Travniceks „Die Asche meiner Schwester“ vornehmen, um herauszufinden, wie die Leute schreiben, die geboren wurden, als ich meine ersten Romane schon hinter mir hatte.
Ob ich eine extra Rezension über das Tellkamp Buch schreiben will, weiß ich nicht. Ich habe es ja in den letzten Monaten immer wieder eingeflochten und diese Beiträge werden auf meinem Blog auch gut besucht. Er hat vor kurzem wieder einen Preis gewonnen und die Lektüre war lang und interessant. Im letzten Frühjahr hatte ich auch so eine Monsterlektüre, die alles andere für Monate lahmlegte, nämlich Jonathan Littells „Die Wohlgesinnten“, das mich Karl Stubenvoll aussuchen ließ, als ihn Alfred bekocht hat.
Beim Tellkamp Buch steht auf der Rückseite „Ein Meisterwerk, wenn in Zukunft einer wissen will, wie es in der späten DDR wirklich gewesen ist, sollte man ihm diesen Roman in die Hand drücken“.
Da bin ich mir nicht sicher, ich war zwar nur einmal zwei Wochen in der realexistierenden DDR, nämlich im Jahr 1985 und dabei einen Tag in Dresden, aber ich denke, dieses Luxusleben, das in dem Buch beschrieben wird, ist nicht die ganze Wirklichkeit. Es ist auch viel Sex und Crime dabei und natürlich langatmig und ich habe auch nicht alles mitbekommen, weil ich es in Etappen gelesen habe.
Vom Stil her ist es mir ein bißchen antiquiert bzw. sehr kunstfertig vorgekommen. Es ist aber natürlich eine Monsterarbeit und ich habe schon geschrieben, der Bachmanntext damals hat mich fasziniert, da habe ich gedacht, der kann besser schreiben, bei den neunhundert Seiten hat sich dieser Eindruck wieder verwischt.
Interessant war es aber trotzdem und die Schriftstellergeschichten habe ich, glaube ich, schon im Original gelesen, z.B. in dem Briefwechsel Fühmann-Wolf.
Und die zweite Jubelmeldung, ich habe wieder im Gewinnspiel von Dietmar Füssl einen Text von ihm gewonnen.
Ja und dann ist auch John Updike gestorben, von dem ich auch ein paar Bücher habe, die ich noch lesen muß.
2009-01-27
Weiterschreiben
Inzwischen habe ich weitergeschrieben und bin bei dem Buch Sarah beim zweiten Kapitel angelangt, zwei weitere sind noch konzipiert, sowie der Epilog und dann damit in Klausur gehen, entweder das Ganze als kürzere Erzählung korrigieren oder mit dem gesammelten Material neu beginnen, um doch zum großen Roman zu kommen, den ich ja immer schreiben will, aber vielleicht doch nicht kann oder will.
Mal sehen, ich weiß es noch nicht, war aber wieder fleißig und habe das Programm für den 11. Mai an das Literaturhaus geschickt und von der Silvia Bartl die Rückmeldung bekommen, daß sie bei der Ankündigung mehr Hintergrundinformation hineinbringen will, was mir bitter aufstieß, daß sie da herumkorrigiert.
Das geht zwar auch schon so seit einigen Jahren und was habe ich für Alternativen? Entweder das Organisieren überhaupt lassen oder das nächste Jahr die Veranstaltung woanders machen? Kein sehr gutes Gefühl, wenn man sich bemüht und bemüht und immer über Steine stolpert, aber leider sehr bekannt.
Judith Gruber-Rizy hat dafür die Daten für die Lesung bei den nächsten Literaturtagen im November geschickt.
Kein Honorar, bescheidener Verkauf beim Büchertisch, Besuch nur mit viel Werbung, wollt ihr trotzdem lesen?
Das Thema heißt „Frauensicht auf Entwicklungen“ passend zum Darwin Jahr und wird am 17. November um 19 Uhr sein, wer sich das schon merken will.
Da passt vielleicht mein Prolog, denn „Das Haus“ beschreibt ja eine Entwicklung von hundert Jahren, beziehungsweise ein genauso langes Frauenleben, egal ob mir das jetzt lang oder kurz gelingt.
Am Abend bin ich in die Gesellschaft für Literatur gegangen, wo Max Blaeulich „Stackler oder die Maschinerie der Nacht“ und Julya Rabinowich „Spaltkopf“, beides Buchprämienbücher vorgestellt wurden.
Der Besuch war ebenfalls bescheiden, ein paar Studenten waren da und Christa Stippinger von der Edition Exil, die das Rabinowich Buch herausgegeben hat und ich habe mich wieder isoliert gefühlt.
Vielleicht lag es auch an der Diskussion, denn da ist es um ausgestellte Totenköpfe bzw. um den Mohr des Fürsten Liechtensteins gegangen, dabei hat Julya Rabinowich von ihrer Emigration aus Russland in den Siebzigerjahren gelesen und von dem Kind das mit einer zerschmolzenen Mozartkugel in der Hand im Flugzeug sitzt und nicht glaubt, daß es in Wien statt in Litauen gelandet ist und bei Max Blaeulich ging es, um den niedergeschlagenen Februaraufstand von 1934 und von den Sozis, die nach Rußland gehen sollten, da sie es dort besser hätten.
Darüber hätte sich in Verbindung mit der Russland Emigration eine interessante Diskussion ergeben können, ich muß aber gestehen, daß ich mich so erschlagen fühlte, daß ich sie nicht versuchte.
Und da meine Klientin die Stunde verschoben hat, kann ich morgen doch einen Steinhofttag einlegen.
2009-01-26
Werkstattgeplauder
Nachchrichten vom Wochenende, das ja irgendwie ein beschauliches war.
Bevor ich Freitag in das Literaturhaus gegangen bin, vorher war ich bei meiner lieben Psychologenkollegin Irmgard Gelter in Hütteldorf, hatte eine Stunde und eine Honorarnote urgiert, hatte ich gerade die fünfte Johanna Szene geschrieben, die ich um Mitternacht in den Computer tippte, die Erstfassung wird ja mit der Hand geschrieben.
Zum Literaturgeflüster bin ich nicht mehr gekommen, das habe ich Samstag Vormittag gemacht, dann wollte mir Alfred unbedingt Schuhe kaufen. Elegante Schwarze mit einer Waldviertlersohle, damit ich keine nassen Füße bekomme, wenn ich in die Alte Schmiede oder zur Buch-Wien in den Prater renne.
Danach ist es mit der ersten Sarah Szene ganz gut gelaufen, drei Seiten über eine unruhige Kindheit im Bienenstock einer WG in der Porzellangasse in den frühen Siebzigerjahren.
Am Sonntag habe ich konzipiert, war mit Alfred und Anna bei einem Nobelchinesen essen, haben wir unseren obligatorischen Sonntagsspaziergang auf die Mostalm gemacht, wo sich die Kellnerin über das Nichtrauchergesetz ärgerte.
Dann war es schon Zeit für das Ex-Libris, wo ein Buch besprochen wurde, das meinem Romankonzept ähnlich ist, nämlich Jonathan Coes „Der Regen bevor er fällt“, wo eine drei Generationen Frauengeschichte an Hand von zwanzig Fotos erzählt wird und der Autor meinte, daß ihm diese Kunstfertigkeit taugt, weil ihn Einschränkungen befreien, während das weiße Blatt lähmen würde.
Da war ich dann bei mir, denn genau das ist es, was mich die letzten Wochen beschäftigt und da bin ich, fürchte ich, gerade dabei, mich mit meinen Einschränkungen und Konstruktionen in eine Sackgasse zu bringen, aus der ich nicht herauskomme.
Denn die Konstruktion mit der Schachtel Fotos an Hand derer ein ganzes Leben erzählt wird, habe ich ja auch gefunden und sie schon vorher in Renate Welshs „Liebe Schwester“ gelesen und jetzt sitze ich da mit meinen vierzig Seiten Material und drei Charakterbögen, bin in in den Siebzigerjahren angelangt und weiß nicht weiter.
Vermutlich lassen sich hundert Jahre in der Konstruktion, die ich jetzt habe, nicht in zweihundert, sondern nur in vierzig oder fünfzig Seiten erzählen und dann ist es kein Roman.
Also wieder an den Anfang und eine offenere Form finden, bei der es weitergeht, denn Stoff hätte ich ja genug, nur scheine ich mich selber zu beschneiden und das Umdrehen und wieder Hinausfinden, macht ein bißchen Schwierigkeiten, beziehungsweise spüre ich Widerstand.
An sich war die Idee, die drei Bücher in drei Monaten einfach hinunter zu schreiben ja eine gute, nur hat es sich dann gespießt und ich mich selber eingeschränkt.
Jetzt sollte es mir gelingen, aus den eigenen Fallen wieder herauszukommen und für das Ganze eine offenere Konstruktion zu finden, mit der man nicht nach fünfzig Seiten fertig ist.
Ein Fall für ein Manuskript-Marketing oder Text-Coaching vielleicht. Anni Bürkl bietet ja, glaube ich so etwas an und auch das Writers Studio, aber ich weiß inzwischen auch ein bißchen woran es liegt.
Also durchatmen und dann getrost, wenn mir etwas einfällt, das Buch Sarah fertigschreiben, beziehungsweise Material dazu sammeln, was bezüglich Sarahs Beziehung zu Naomis Vater und seiner Fallgeschichte ja noch ganz offen ist.
Aber auch die anderen vielen Themen sind bis jetzt nur angedeutet und gehören ordentlich ausgearbeitet, wenn ich nicht doch bei der kürzeren Erzählung bleiben will, was ja auch in Ordnung ist, aber gestern Abend bin ich wieder festgesessen und gedacht, ich kann es nicht.
Ansonsten gibt es zu vermelden, daß ich mich beim Tellkamp langsam vorwärts taste, bei Seite 861 bin ich jetzt angelangt und Alfred hat gestern die Familie Hundertmark wegen der Leipziger Messe angeschrieben, weil sich das ja gut mit den beiden März Lesungen verbinden läßt.
Am 12. habe ich den Termin in der alten Schmiede, am 18. ist im Amerlinghaus die Frauenlesung, dazwischen könnten wir ein verlängertes Wochenende nach Leipzig fahren.
Allerdings habe ich von Kurt Neumann und der alte Schmiede noch keine schriftliche Bestätigung bekommen und denke da natürlich auch, da ist etwas schiefgelaufen.
Ansonsten habe ich genug zu tun, dem Literaturhaus und der GAV das Programm für den 11. Mai melden, den Frauen die Programmzettel für die Frauenlesung schicken und am Mittwoch könnte ich wieder einen Studientag einlegen, bis um 17 Uhr meine Klientin kommt.
Aber vielleicht reicht es auf die Mariahilferstraße hinaufzugehen und wieder in den Büchern zu schauen, wie die anderen die Fallen umgehen, in denen ich derzeit stecke.
2009-01-24
Zweierlei
Im Literaturhaus gab es gestern gleich zwei Veranstaltungen zu bewundern, die gut zusammenpassten, obwohl sie auf den ersten Blick gegensätzlich schienen.
Nämlich die 2. Ö-Slam-Sieger-Sause bei der die Sieger der zweiten österreichischen Poetry Slam Meisterschaft, moderiert von Markus Köhle und Mieze Medusa, sozusagen die Stars der österreichischen Poetry Slam Szene, vorgestellt wurden.
Ich kenne Markus Köhle und Mieze Medusa von diversen Veranstaltungen und Poetry Slam, seit vor jetzt wahrscheinlich schon zehn Jahren der Droschl Verlag im Cafe Stein einen solchen veranstalte, mich aber nie mitlesen lies, ich habe mich nur einmal für die Jury gemeldet (dabei auch noch die Bewertungskriterien verwechselt, nachzulesen in meinem ersten Digi Buch „Wiener Verhältnisse“), Katrin Resetarits, Philip Scheiner und Nikolaus Scheibner haben dort gelesen bzw. gewonnen und dann gabs einen Poetry Slam im Schikaneder Kino, wo ich mich nicht hingehen traute (den gibts glaube ich, immer noch).
Markus Köhles Texte lernte ich durch die GAV Neuaufnahmen Jury kennen und konnte ihn später, nachdem er, glaube ich, den Poetry-Slam im Radio Kulturhaus gewonnen hat, bei einer Rund um die Burg Veranstaltung, erleben, wo er mich mit seiner Performance sehr beeindruckte.
Alfred hat mir einmal zum Geburtstag ein Buch mit Poetry Slam Texten (Rotbuch 2002/03) geschenkt und so wurde mir diese Literaturform aus Amerika, die ihre eigenen Regeln hat, so darf, glaube ich, an sich jeder, der sich anmeldet und eventuell ein Preisgeld zahlt, fünf Minuten lesen und das Publikum johlt, schreit oder pfeift und bestimmt auf diese Art und Weise den Sieger, vertraut und wenn ich inzwischen dort auch nicht mehr lesen würde, die Selbstdarstellung liegt mir wohl wirklich nicht, zumindestens nicht auf diese Art und Weise, finde ich es doch sehr interessant, wie mich die Literatur bekannterweise ja überhaupt sehr interessiert.
Es ist auch eine Literatur für junge Leute, die drei Sieger sind leider wieder alle Männer, Stefan Abermann aus Innsbruck, 1983, Rene Monet, Linz und Paul Pizzera Graz, 1988 geboren, von Rene Monet steht kein Geburtsdatum im Programm, er dürfte aber etwas älter sein, können wirklich viel, wird ja auch die Selbstdarstellung mitverlangt und so werden die kurzen Texte regelrecht performiert und das Publikum pfeift und schreit und interessant für Silvia Bartl, das Literaturhaus war sehr voll, zwar 99% mit Leuten, die ich dort noch nie gesehen habe.
Eine spannende experimentelle Form der Literatur, zum Teil auch mit sehr kritischen sozial bezogenen Themen und da komme ich zu der zweiten Veranstaltung, nämlich der Ausstellung „Jandl trifft Junge“, wo es um die vier Kinderbücher geht, die von Norman Junge zu Jandl Gedichten illustriert wurden.
Das für mich Beindruckenste waren Buch und Gedicht „fünfter sein“, wo fünf ramponierte Spielzeuge in einem Wartezimmer sitzen, hineinhumpeln und nachher wieder neu und glänzend herauskommen. Ich kann wirklich sehr empfehlen sich die Austellung anzusehen und ich denke, das das, was Jandl in den Sechzigerjahren mit seinen Gedichten machte, sicher mit dem Poetry Slam zu vergleichen ist.
Rene Monet hat sich in seinen Texten übrigens auch auf Jandl bezogen und so war der gestrige Abend eine spannende Zusammenstellung und gut für mich, denn ich bin wieder einmal sehr niedergeschlagen hingegangen (ich kann es nicht), obwohl man ja im Literaturhaus auch nicht so oft aufgebaut wird, fühle ich mich dort meist sehr ignoriert, aber gestern hat mich eine Frau angesprochen mit der ich mich dann lang über ihren Literaturbegriff unterhalten habe, der sich von meinen unterscheidet, habe ich ja einen breiten und bin da sehr tolerant, offen und neugierig, verlange nicht, daß ich unterhalten werde und wenn einer vor Aufregung stottert, renne ich auch nicht gleich empört hinaus.
Die Journalistin, die Germanistik studierte, einen Roman über Syliva Plath schreibt und auf ihrer Homepage „Wir haben gesehen, wie die Besten unserer Generationen bei Dichterlesungen an Langeweile zugrunde gingen, Dichtung ist keine Geheimgesellschaft …“, www.poetry.or.at, fordert, vertrat nämlich genau den Ansatz der Eventkultur, den ja auch das Literaturhaus ein bißchen zu gehen versucht, den ich aber für gefährlich halte und ich denke auch nicht, daß ein Autor unbedingt Sprechunterricht nehmen muß, weil das Publikum einen Qualitätsanspruch hat.
Thomas Bernhard und Ernst Jandl haben das auf ihre Art und Weise zwar sicher auch getan, hätten es aber abgestritten, daß man das tun muß und so denke ich noch immer, ganz so glänzend toll und aufpoliert braucht die Literatur nicht sein, (wer bitte, will ein modischer Autor sein?), obwohl mir der Abend sehr gefallen hat und ich mit zwanzig sicher nicht das konnte, was die drei jungen Männer konnten.
Ich denke aber, daß Poetry Slam ein Teil der Literatur und es gut und wichtig ist, daß es auch noch anderes gibt und alles sollte man auch im Literaturhaus und an den anderen Veranstaltungsorten hören können.
Und das führt zu der Diskussion am Donnerstag mit Gerhard Ruiss, dem Interessenvertreter der IG Autoren über die Veränderungen in der Literatur seit 1968, haargenau weist sie daraufhin und so kann ich nur hoffen, daß der neoliberale Literaturbetrieb bald vorüber geht, der Poetry Slam mag bleiben.
2009-01-22
Aus dem Bilanzbuch

Büchertisch

Eva Jancak
Heute bin ich, nachdem ich einen großen Teil des Tags mit Recherchen über die Antipsychiatriebewegung beschäftigt war, dabei auf ein paar tolle Gedichte von Ernst Kostal gestoßen bin und bei google.books.de, wovon Gerhard Ruiss, der Geschäftsführer der IG-Autoren, am Abend noch sehr viel gesprochen hat, bei der „Deutsche Stilkunst“ hängengeblieben bin, von der nicht ganz klar ist, ob sie nun von Eduard Engel oder Ludwig Reiners ist, bzw. wieviel Ludwig Reiners übernommen hat, nach sechs Uhr mit ein paar Büchern ins Kulturzentrum Siebenstern zur Präsentation der Anthologie „Linkes Wort am Volksstimmefest- Aus dem Bilanzbuch des zwanzigsten Jahrhunderts“ gegangen.
Manfred Bauer, Judith Gruber-Rizy, Helmut Rizy, Rolf Schwendter und Gerhard Ruiss und ich haben dort gelesen.
Ruth Aspöck hat uns die rosa Handschuhe gezeigt, die bei der Silvesternacht in Linz verteilt wurden und ist immer noch mit ihren Tagebuchprojekt beschäftigt, dann waren noch Helga Eichler, Susanne Schneider und außer den Herausgebern und Alfred, noch zwei Personen da.

Rolf Schwendter
Es wurde aber, glaube ich, nicht besonders viel Werbung gemacht und die Diskussion, die Ruth Aspöck anregte, war wirklich interessant.
„Wie habt ihr 1968 erlebt?“, wollte sie von den beiden jungen Männern wissen und Gerhard Ruiss wußte viel von der Aufbruchstimmung zu erzählen, die er damals erlebt hat. Ö3 der tolle Sender und dann gab es mit der AZ und der Volksstimme noch zwei politische Tageszeitungen.

Im Gespräch
An Christoph Kepplingers Bemerkungen wurde gut die Stimmung klar, in der die Studenten heute leben, vom Bildungszugang abgeschnitten, mußt du dir dein Studium durch prekäre Jobs verdienen, da bleibt nicht viel Zeit für die politische Agitation, obwohl Rolf Schwendter bezweifelte, daß es vor 1968 viel besser war.

Gerhard Ruiss
Ich habe 1968 als Schulmädchen erlebt und von den politischen Veränderungen nicht viel mitbekommen, bzw. mich nicht sehr dafür interessiert, während durch die Wirtschaftkrise heute und den Neoliberalismus in dem wir stecken, die politische Aufbruchstimmung auch sehr überdeckt wird, bzw. wie Gerhard Ruiss meinte, in Wellenbewegungen kommt und dann wieder schnell verschwindet, aber Gerhard Ruiss war ohnehin durch die Google Pläne, die ganze Bücherwelt für sich zu beanspruchen, sehr beschäftigt, so daß er viel davon gesprochen hat.
Es gab eine intensive literarische Diskussion im kleinen Kreis und da ich mit meinem zweiten Buch gerade auch bei 1968 angekommen bin, habe ich gut aufgepasst und kann sicher vieles brauchen.
Nachher sind wir mit den Freigetränken, die es statt Honorar gegeben hat, im Lokal gesessen, ich habe mit Rolf Schwendter über den Osterspaziergang des Lesetheaters besprochen, weil da vielleicht der 4. und 5. Bezirk begangen wird, wo ich etwas beitragen kannte, weil ich ja einiges über die literarischen Ereignisse bzw. Bewohner weiß und dann noch mit Christoph Kepplinger über die Buchproduktion und den Literaturbetrieb diskutiert.
2009-01-20
Literarische Erlebnisse
Heute hätte ich in die Gesellschaft für Literatur gehen können, wo Sophie Reyer und Andrea Stift aus ihren Romanen gelesen haben.
Nur leider haben wir unseren Kassenpsychologen Jour-Fixe gehabt.
Dafür habe ich gestern, nach dem ich nun schon mit dem zweiten Buch angefangen und hier auch schon die ersten zwei Kapitel geschrieben habe, ich bin wirklich eine fleißige Schreiberin, wenn ich erst die erste Angst vor dem Neuen überwunden habe, ein paar unerwartete literarische Erlebnisse gehabt.
Bin ich doch statt zur Literatur, seit langem wieder zu einer Veranstaltung von WeltStadtWien und zwar zu einem Vortrag über Joseph Haydn mit Musikbegleitung in die Akademie der Wissenschaften gegangen und vorher habe ich nun wirklich meinen doppelten Köhlmeier umgetauscht und zwar hab ich da auf dem ersten Blick Ulrich Greiners „Leseverführer“ gesehen und während ich auf den Veranstaltungsbeginn gewartet habe, gleich angelesen.
Kenne ich das Buch ja von dem Informationsheft des Fernkurses für Literatur: „Dem Lesen auf der Spur“, das ich mir einmal schicken habe lassen.
Zwar habe ich an dem Kurs, wo man für 190 Euro acht Lesehefte bearbeiten, vier Antworten einsenden, eine Tagung besuchen kann und dafür ein Zertifikat bekommt, nicht teilgenommen.
Das Buch ist aber auf der Titelseite abgebildet und ist eine Gebrauchsanweisung zum Lesen schöner Literatur.
Nun glaub ich zwar nicht wirklich, daß ich eine solche brauche, es ist aber interessant zum Lesen, man erfährt auch ein bißchen über das Romane Schreiben und natürlich über das Ego des Autors, der sich zum Beispiel weigert, die Leser, die hauptsächlich Leserinnen sind mit dem I zu schreiben, weil ihm das zu blöd erscheint.
Mit dem Glas Rotwein in der Hand bin ich dann auf die Dine Petrik gestoßen, die mir zuerst erzählte, wieviele Unsympathler sie schon hier gesehen hat und sich dann bei mir erkundigte, wie man sich beim Bachmannlesen bewirbt?
„Da sind wir schon zu alt“, habe ich gesagt, „da lesen jetzt die 1970-1980 Geborenen!“
Aber der Bodo Hell hat vor ein paar Jahren auch etwas gewonnen und sie erkundigte sich dann, ob ich in der letzten Zeit in der alten Schmiede war.
„Ja, bei dem kleinen Fest des Lesens vor zwei Wochen!“
Sie hat mich dann ganz genau nach dem Buch von Alfred Goubran gefragt und wollte wissen, ob sie das Buch lesen soll und als ich heute morgen in meinen Mails nachschaute, hatte ich einen Kommentar von Alfred Goubran und jetzt ein liebes Mail von ihm bekommen.
Ja, das Blogschreiben ist interessant, man kommt in Kontakt mit Leuten, mit den man sonst nicht ins Gespräch käme und die deutsche Bibliothek in Leipzig will ein Belegexemplar von „Und trotzdem“ haben.
Es geht also etwas weiter, nicht nur bei meinem Work in Progress.
2009-01-18
Preisgeschimpfe
Das neue Bernhard Buch hat mich von dem schon vorhandenen Tellkamp abgelenkt, denn eigentlich will ich jetzt ja mit der ostdeutschen „Strudelhofstiege“ oder „Buddenbrocks“ fertigwerden, um mit meiner Badezimmerliteratur weiterzukommen, bzw.in meine Romanstudien einbeziehen, aber dann hat mir Alfred gestern das Buch gebracht, das es doch schon gibt und ich habe kurzfristig umdisponiert und das vierte Kapitel „Die Kirche am Lemoniberg“ heute erst geschrieben und stattdessen lange in der Badewanne gelegen, denn Thomas Bernhard schreibt ja, trotz seiner Negativsequenzen, mit denen ich, wie ich schon schrieb, meine Schwierigkeiten habe, äußerst spannend und außerdem ganz ehrlich, interessiert mich das Preisgeschehen sehr.
Obwohl ich einiges schon wußte. Denn von dieser berühmten Staatspreisrede, habe ich schon gehört, als ich mich als Psychologiestudentin um Opernkarten anstellte, obwohl ich damals, glaube ich, mit dem Namen Thomas Bernhard nicht viel anfangen konnte.
Nun habe ich sie gelesen und auch die Geschichte darum herum, die Thomas Bernhard, wie in dem Buch steht, 1980 geschrieben haben soll und man versteht die Aufregung nicht.
Wieso ein Minister wutentbrannt die Faust erhebt, mit Türen knallt und mit seinem Gefolge den Raum verläßt, wenn einer sagt: „Angesichts des Todes ist alles lächerlich?“
Da hat man sich inzwischen schon daran gewöhnt und die Rede hat sicher viele Nachfolger gefunden, denn wenn ich mich recht erinnere, ist es ja modern geworden, negativ auf Preise zu reagieren, während man früher vielleicht wirklich nur „Danke, danke, danke“, sagte.
Aber interessant in den abgedruckten Reden, beginnt es immer mit „Sehr geehrter Herr Minister“ und endet mit dem Satz „Ich danke für die Ehre, die Sie mir erwiesen haben!“
Also sehr manierlich. Dazwischen folgt dann der Skandal, der schon längst keiner mehr ist und ich habe das Lesen des nicht sehr dicken Büchleins in der Badewanne wirklich sehr genossen und kann es allen an der Literatur interessierten empfehlen.
Es war auch einiges dabei, was ich nicht wußte und ich hatte auch eine Art deja vue Erlebnis, wenn man an die Provokation bei der Verleihung des Grillparzerpreises denkt, sich einfach in die Mitte zu setzen und zu warten, bis der Herr Präsident persönlich kommt.
Denn ich habe, ohne diese Vorgeschichte zu kennen, als ich 1989, nach Klagenfurt zum Preis der Arbeit eingeladen wurde, den ich ohnehin nicht gewonnen habe, etwas Ähnliches gemacht. Weil ich damals noch so schüchtern war und nicht gewußt habe, wem ich mich jetzt vorstellen soll, habe ich mich auch hingesetzt und abgewartet und es hat mich dann auch die Christine Huber erkannt und es ist ganz ohne Provokation abgegangen und ich fand es schon sehr interessant, welche Preise Thomas Bernhard bekommen kann, obwohl man das natürlich auch bei Google nachschauen kann und da steht auch ein bißchen was von der berühmten Staatspreisrede.
Also wieder ein neues Buch und habe es auch schon gelesen und ansonsten war ich dieses Wochenende sehr fleißig und kann mich nicht beklagen.
Habe ich ja gestern viel Organisationsarbeit bezüglich der zwei Lesungen, die ich für die GAV, bzw. für mich natürlich organisiere, geleistet.
Die Kollegen angeschrieben, das Vorbereitungstreffen ausgemacht und auch die beiden Flugblätter entworfen.
War auch eine interessante Arbeit, weil gleich ein paar Rückmeldungen kamen und heute habe ich bezüglich meines Romans etwas weitergebracht.
Nämlich das 4. Kapitel geschrieben und das bis jetzt Vorhandene durchkorrigiert. Womit ich das Buch „Klara“ vorläufig fertig hätte und wenn das bei den beiden anderen geplanten Büchern auch so ist, hätte das Ganze an die neunzig Seiten und wäre, nach dem letzten Roman, die „Radiosonate“ wird, wie mir der Alfred gestern mitteilte, über dreihundert Buchseiten haben, dann wieder eine kleinere Erzählung, wie der „Novembernebel“ oder „Wilder Rosenwuchs“, aber mal sehen.
Noch bin ich beim Rohentwurf, beim Materialsammeln und beim Jahr 1937 und das Ex Libris habe ich heute auch gehört und da wurde natürlich auch das neue Kehlmann Buch, der Roman in neun Erzählungen eines Berühmten besprochen und interessant, das meiste andere, das ich vor einer Woche schon bei Elke Heidenreich hörte, was also offenbar doch eine gute Sendung ist, auch wenn das Literaturcafe nicht viel davon hält und hämisch darüber spottet und noch einmal interessant, es gab auch eine Besprechung des nicht mehr so neuen Enright Buches „Das Familientreffen“, wo ich die Lesung ja während der Lesefestwoche im Sigmund Freud Museum, wegen des Ohrenschmaustroubles versäumte.
Christa Nebenführ ist aber offenbar dort gewesen, jedenfalls hat sie die Autorin interviewt und in der Büchersendung besprochen.
2009-01-16
Verschlossene Türen
Heute wollte ich in die alte Schmiede zu der Lesung von Paul Nizons „Die Zettel des Kuriers.Journal 1990-1999“ und „Hund.Beichte am Mittag“ gehen und vorher einen Umweg in den Grünenraum auf der Favoritnerstraße machen, weil ich immer noch den doppelten Köhlmeier habe, den ich im November gewonnen habe. Es war aber geschlossen. Bücherumtauschzeit Mo-Do 17-19 Uhr. Aber macht ja nichts, ich habe ohnehin genügend Bücher.
Auf der Kärntner Straße habe ich eine Psychologiekollegin getroffen, die zum Turnen wollte, um fit fürs Schifahren zu sein.
„Ich gehe in die alte Schmiede?“
„Wer liest da?“
„Paul Nizon“
„Schreibt der in der Presse? Interessant, was alles in Wien passiert!“
Aber Paul Nizon ist ein Schweizer, der in Paris lebt und ich höre ja immer Ö1 Kulturquiz, den ich gerne am Sonntag höre, daß das literarische Wissen der Bevölkerung im Allgemeinen nicht sehr hoch ausgeprägt ist und als ich in die alte Schmiede kam, war das Tor verschlossen, es standen ein paar Männer mit ihren Mobiltelefonen herum und in dem Anschlagkasten war zu lesen, daß die Veranstaltung wegen Krankheit leider ausfallen muß.
Nun ja, nun ja, ich habe ohnehin genug zu tun.
Haben sich ja alle achtzehn Autoren, die ich diesmal für den „Tag der Freiheit des Wortes“ nehmen darf, schon gemeldet und ich kann sie anschreiben und sozusagen das Programm erstellen und die Autorinnen, die im März bei den „Mittleren III“ lesen werden, will ich auch zu einem Vorbereitungstreffen einladen.
Das kann ich jetzt zwar machen, drucken aber derzeit nicht, denn als ich mir vorhin die Folien von der letzten Supervisionstagung ausdrucken wollte, ist mein Drucker eingegangen, so daß ich auf den Alfred warten muß.
In der Zwischenzeit kann ich wieder ein Stückchen Uwe Tellkamp weiterlesen.
Bei meinem Romanprojekt bin ich gerade beim dritten Kapitel, das den schönen Namen „Hochschwabblick“ trägt, bin immer noch etwas ratlos und taste mich langsam und vorsichtig voran.
Von den 1667 Wörtern pro Tag, die die Nanowrimo-Schreiber empfehlen, keine Spur, habe jetzt 60.330 Zeichen und denke manchmal auch, daß ich es doch nicht kann.
Dafür liegt aber in der Buchhandlung am Stephansplatz der neue Kehlmann in ganzen Stapeln auf.
2009-01-14
Studien im Schnee
Heute bin ich zu Studienzwecken zum Otto Wagner Krankenhaus hinaufgegangen.
Die, die das noch nicht von mir wissen, ich bin neben meinem Hang zum Büchertauschen auch eine begnadete Flaneurin und renne stundenlang in Wien herum.
Denn das Gehen ist ein meditativer Akt und man sieht viel dabei, das sich vielleicht für eine Szene brauchen läßt.
Auf den Steinhof bin ich extra hinauf, denn das mache ich immer zu Beginn einer neuen Arbeit.
Herumgehen, alles anschauen, Eindrücke sortieren.
Und da ich heute keine Stunden hatte, habe ich mir den Tag dafür ausgewählt.
Nur am Morgen begann es zu schneien und im Radio warnten sie vor Glatteis. Eine Glatteisphobikerin bin ich ein auch bißchen, es war aber nicht so arg, nur ein bißchen naß und schön durch den Schnee zu gehen, obwohl der Roman ja nicht nur im Winter spielt.
Zuerst bin ich zu Thalia auf die Mariahilferstraße und habe mir Jenny Erpenbecks „Heimsuchung“ angeschaut, weil das Buch ja auch von einem Haus und über die Generationen handelt. Da hat mich die Form interessiert, weil ich mir bei meiner ja nicht sicher war, obwohl ich damit schon ein bißchen weitergekommen bin.
Dann bin ich in zur Confiserie „Hussel“ weiter bzw. zurückgegangen, weil ich mir in St. Pölten vor zwei Wochen von dort einen Kalender holte und auf dem Kalender gibt es Monat für Monat einen Gutschein, im Jänner einen für einen sogenannten Jubiläumsriegel, den ich mir gleich einlöste, um einen süßen Vorrat für meinen Studientag zu haben, Mandarinen hatte ich mir auch eingesteckt und von Spar hatte ich einen anderen Gutschein, nämlich für ein Schnitzel um vier Euro, und so habe ich, bevor ich auf die Baumgartner Höhe hinaufgegangen bin, einen Umweg in die Sandleitengasse eingelegt und bei Interspar ein Schweizer Schnitzel gegessen und dann hinauf ins Psychiatrische Krankenhaus und das war eine sehr schöne Erfahrung durch den unberührten Schnee zu stapfen und mir die zum Teil renovierten rot-weißen Backsteinpavillons mit den großen Glasveranden anzusehen, die Kirche und das Jugendstiltheater, es gibt auch immer wieder Hinweistafeln mit historischen Daten und eine sehr interessante Ausstellung des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes, die ich für mein Textvorhaben gut gebrauchen konnte.
Bei der Kirche waren Amerikaner mit dicken Wintermützen, die durch das Eingangsgitter schauten und ansonsten Mütter, die mit ihren Kindern rodeln gingen und die üblichen Zigarettenschnorrer und eine Frau, die mich nach dem „Rosenpavillon“ fragte.
Fast zwei Stunden bin ich durch den Schnee marschiert und dann zurück über die Thaliastraße, um mir am Schumeierplatz den Albert Sever Saal anzusehen, weil ich den vielleicht auch brauchen kann.
Ansonsten gibt es zu berichten, daß ich zwar noch immer ein wenig ratlos bin, aber schon ein bißchen weitergeschrieben habe.
Und mich auch für Kapitel entschieden habe.
Ich bin jetzt beim zweiten Kapitel und habe mir gestern ein paar Bücher herausgesucht, die mir vielleicht weiterhelfen, bzw. mich in Stimmung bringen können.
So z.B. Sofie Lazarsfeld „Wie die Frau den Mann erlebt“, ein uraltes aus dem Jahr 1931, Erbstück aus der Bibliothek meiner Eltern. Es war sehr interessant darin zu blättern und zu sehen, welche Stellen meine 1915 geborene und 1991 verstorbene Mutter angestrichen und mit „sehr gut“ bezeichnet hat.
Was die Schreibweise betrifft, kann ich mich nicht ganz dem Nanowrimo Schreibstil anschließen, die empfehlen den ersten Ansatz ohne Korrekturen und Verbesserungen erst einmal herunterzuschreiben. Ich gehe schon immer das vorher Geschriebene durch, um daran anzuschließen.
Obwohl bei dem Jahrhundertthema, das ich mir ausgesucht habe, zuerst sicher das Materialsammeln das Wichtigste ist, danach kann ich mich an die Szenen- und Dialogarbeit machen.
Kurz vor sechs war ich, erschöpft, wahrscheinlich aber schon zufrieden zurück.
Wenn ich eine Stunde länger gebraucht hätte, wäre ich ins Literaturhaus gegangen, denn da gibts gerade eine der monatlichen Lesungen des österreichischen Schriftstellerverbandes und da liest unter anderen Erika Kronabitter, die liebe Kollegin, die mir die Mittleren II – Lesung in Vorarlberg vermittelt hat und die hat mich vorgestern aus dem Zug dazu eingeladen, da ich aber keine Stunde warten wollte, bin ich nach Haus gegangen und mache mich an die Romanarbeit, bzw. an das Literaturgeflüster und Judith Gruber-Rizy liest am 26. Jänner aus ihrem Roman „Einmündung“ in der alten Schmiede, wie sie mir vorhin mailte.