Jetzt hab ich mir wieder ein Jahr Zeit genommen, den großen Roman zu schreiben und bin auch recht zuversichtlich von der Weihnachts-Winterfrische aus Harland bei St. Pölten zurückgekommen.
Hatte ich ja dort nicht nur mein im Sommer in der hohen Tatra begonnenes Rohkonzept erweitert, sondern Montag Abend auch den Prolog geschrieben und am Dienstag mit dem 1. Buch Klara 1907-1937 begonnen.
In Wien hat mich das Mail der Christa Nebenführ erwartet, in der sie mir ihre bei der Lesung zum 70. Geburtstag von Hilde Schmölzer geäußerte Meinung, daß ich schlecht schreibe und sich das nie ändern wird, etwas umschrieben aber genauso harsch erneuert hat und ich habe mir doch vorgenommen, diesmal drauf los zu schreiben und statt dem ohnehin in mir vorhandenen „ich kann es nicht“ das Gegenteil zu denken und habe das, trotz Dämpfer, natürlich immer noch vor.
Nur sitze ich im Augenblick mit den bis jetzt vorhandenen elfeinhalb Seiten fest, denn es ist ja nicht so einfach, dreißig Jahre eines Lebens zu beschreiben, obwohl Details und Charakterskizzen gesammelt sind.
Aber, wie im Literaturgeflüster beschrieben, brauche ich eine Struktur und bin als Verhaltenstherapeutin auch gewohnt, eine solche vorzugeben und bei meinen bisherigen Romanen und Erzählungen hatte ich sie auch.
So schreibe ich meist in Szenen, 1- 94 bei „Der Radiosonate“ beispielsweise, und da war es auch das Jahr, an das ich mich gehalten habe, so daß 166 Manuskriptseiten herausgekommen sind.
Bei der „Schokolade“ war es der Tag in viertelstünlichen Einheiten in denen sich die handelnden Personen in loser Reihenfolge an den verschiedenen Orten begegnet sind. (Olga Flor hat, glaube ich, in ihrem „Kollateralschaden“ etwas Ähnliches gemacht).
Jetzt will ich aber vier Generationen Frauen in hundert Jahren in drei Büchern mit einen Prolog und einem Epilog beschreiben.
Wie komme ich da beim ersten Buch zu sechzig bis achtzig Seiten, wenn ich mich auf die Monologform festgelegt habe?
Die alte Frau, von der man im Prolog erfährt, daß sie gestorben ist, sitzt in ihrem Altersheim vor einer Schachtel Fotos, denkt über ihr Leben nach und schildert gleichzeitig, wie es einer Primarärztin geht, die selbst zur Patientin geworden ist.
Ich weiß nicht, ob ich es auf diese Art und Weise schaffe.
Mit einzelnen Szenen wär es sicher leichter, geht aber, glaube ich, nicht. Vielleicht sollte ich mir die Jahre in Kapitel mit Überschriften einteilen und neu anfangen?
Ein spannender Beginn also, der mich im Augenblick etwas ratlos macht, was ich bei der gestrigen Frauenjause mit meinen Cousinen Irmi und Elisabeth auch geäußert habe.
Ist Elisabeth ja von dem Geniebegriff ausgegangen, daß man das Schreiben nicht lernen kann, sondern es in sich hat und entweder berührt oder nicht.
Was ja von der Leserseite aus gesehen auch stimmt.
Wenn man aber vor einem dreiviertel Jahr im OWS Supervision gemacht und sich auf einem Campingplatz in der hohen Tatra das vier Frauen-Konzept mit der dazugehörigen Familiengeschichte ausgedacht hat, hat man trotzdem noch einen keinen fertigen Roman, der hoffentlich berührt, da braucht man dann die Handwerkstechnik, um nicht auf Seite zwölf steckenzubleiben.
Aber keine Angst, über dieses Stadium bin ich schon hinaus.
Schließlich schreibe ich über sechsunddreißig Jahre und habe schon einiges gelernt, auch wenn Christa Nebenführ das nicht glaubt und es die Schule für Dichtung, bzw. das Leipziger Literaturinstitut damals nicht gegeben hat.
Im Internet kann man sich heute sehr viel holen, was mir, wenn es das vor dreißig Jahren schon gegeben hätte, geholfen hätte, schneller dorthin zu kommen, wo ich heute bin.
Ich glaube aber, auch im letzten Jahr sehr viel gelernt zu haben, seit ich das „Ein Roman in einem Jahr“ Projekt des Autorenhausverlags und Jacqueline Nagels schriftsteller-werden.de verfolge und wenn ich nur draufkomme, daß ich das schon selbst erarbeitet habe, ist das ja auch sehr schön.
Im Internet habe ich nach der Frauenjause noch einmal gesucht, was sich über das Psychiatrische Krankenhaus, die Heil und Pflegeanstalt für Nerven- und Geistekranke, bzw. das Otto Wagner Pflegezentrum finden läßt und dorthin werde ich mich am Mittwoch auch begeben, um Studien vor Ort zu machen und dann bin ich gestern mit dem etwas ratlosen Gefühl nicht wirklich weiterzuwissen ins Bett gestiegen, habe Ö1 aufgedreht, um mir die Sendungen zum Gedenken an Gert Jonke vor dem Einschlafen anzuhören und von dem großen Sprachakrobaten Abschied zu nehmen, der den ersten Bachmannpreis gewonnen hat und zu Beginn meinen Schreibens, 1973 oder so, als alles um mich herum konkret und experimentell war, ich aber schon damals realistisch schreiben wollte, bin ich in eine Buchhandlung gegangen, um anzusehen, was es so gibt und bin auf Gert Jonke gestoßen, der mich auch damals ratlos machte.
Ich habe ihn auch später immer wieder gesehen, wenn ich beispielsweise, über eine der Stiegen auf die Mariahilferstraße hinaufgegangen bin und 2003 hat es im Literaturhaus eine Lesung gegen den Irak-Krieg gegegeben, wo die Lesenden alphabetisch aufgerufen wurden, da habe ich vor ihm gelesen und bei der Poet-Night hat er auch mitgemacht.
2009-01-10
Ratlosigkeit
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