Literaturgefluester

2009-01-14

Studien im Schnee

Filed under: Uncategorized — jancak @ 20:57

Heute bin ich zu Studienzwecken zum Otto Wagner Krankenhaus hinaufgegangen.
Die, die das noch nicht von mir wissen, ich bin neben meinem Hang zum Büchertauschen auch eine begnadete Flaneurin und renne stundenlang in Wien herum.
Denn das Gehen ist ein meditativer Akt und man sieht viel dabei, das sich vielleicht für eine Szene brauchen läßt.
Auf den Steinhof bin ich extra hinauf, denn das mache ich immer zu Beginn einer neuen Arbeit.
Herumgehen, alles anschauen, Eindrücke sortieren.
Und da ich heute keine Stunden hatte, habe ich mir den Tag dafür ausgewählt.
Nur am Morgen begann es zu schneien und im Radio warnten sie vor Glatteis. Eine Glatteisphobikerin bin ich ein auch bißchen, es war aber nicht so arg, nur ein bißchen naß und schön durch den Schnee zu gehen, obwohl der Roman ja nicht nur im Winter spielt.
Zuerst bin ich zu Thalia auf die Mariahilferstraße und habe mir Jenny Erpenbecks „Heimsuchung“ angeschaut, weil das Buch ja auch von einem Haus und über die Generationen handelt. Da hat mich die Form interessiert, weil ich mir bei meiner ja nicht sicher war, obwohl ich damit schon ein bißchen weitergekommen bin.
Dann bin ich in zur Confiserie „Hussel“ weiter bzw. zurückgegangen, weil ich mir in St. Pölten vor zwei Wochen von dort einen Kalender holte und auf dem Kalender gibt es Monat für Monat einen Gutschein, im Jänner einen für einen sogenannten Jubiläumsriegel, den ich mir gleich einlöste, um einen süßen Vorrat für meinen Studientag zu haben, Mandarinen hatte ich mir auch eingesteckt und von Spar hatte ich einen anderen Gutschein, nämlich für ein Schnitzel um vier Euro, und so habe ich, bevor ich auf die Baumgartner Höhe hinaufgegangen bin, einen Umweg in die Sandleitengasse eingelegt und bei Interspar ein Schweizer Schnitzel gegessen und dann hinauf ins Psychiatrische Krankenhaus und das war eine sehr schöne Erfahrung durch den unberührten Schnee zu stapfen und mir die zum Teil renovierten rot-weißen Backsteinpavillons mit den großen Glasveranden anzusehen, die Kirche und das Jugendstiltheater, es gibt auch immer wieder Hinweistafeln mit historischen Daten und eine sehr interessante Ausstellung des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes, die ich für mein Textvorhaben gut gebrauchen konnte.
Bei der Kirche waren Amerikaner mit dicken Wintermützen, die durch das Eingangsgitter schauten und ansonsten Mütter, die mit ihren Kindern rodeln gingen und die üblichen Zigarettenschnorrer und eine Frau, die mich nach dem „Rosenpavillon“ fragte.
Fast zwei Stunden bin ich durch den Schnee marschiert und dann zurück über die Thaliastraße, um mir am Schumeierplatz den Albert Sever Saal anzusehen, weil ich den vielleicht auch brauchen kann.
Ansonsten gibt es zu berichten, daß ich zwar noch immer ein wenig ratlos bin, aber schon ein bißchen weitergeschrieben habe.
Und mich auch für Kapitel entschieden habe.
Ich bin jetzt beim zweiten Kapitel und habe mir gestern ein paar Bücher herausgesucht, die mir vielleicht weiterhelfen, bzw. mich in Stimmung bringen können.
So z.B. Sofie Lazarsfeld „Wie die Frau den Mann erlebt“, ein uraltes aus dem Jahr 1931, Erbstück aus der Bibliothek meiner Eltern. Es war sehr interessant darin zu blättern und zu sehen, welche Stellen meine 1915 geborene und 1991 verstorbene Mutter angestrichen und mit „sehr gut“ bezeichnet hat.
Was die Schreibweise betrifft, kann ich mich nicht ganz dem Nanowrimo Schreibstil anschließen, die empfehlen den ersten Ansatz ohne Korrekturen und Verbesserungen erst einmal herunterzuschreiben. Ich gehe schon immer das vorher Geschriebene durch, um daran anzuschließen.
Obwohl bei dem Jahrhundertthema, das ich mir ausgesucht habe, zuerst sicher das Materialsammeln das Wichtigste ist, danach kann ich mich an die Szenen- und Dialogarbeit machen.
Kurz vor sechs war ich, erschöpft, wahrscheinlich aber schon zufrieden zurück.
Wenn ich eine Stunde länger gebraucht hätte, wäre ich ins Literaturhaus gegangen, denn da gibts gerade eine der monatlichen Lesungen des österreichischen Schriftstellerverbandes und da liest unter anderen Erika Kronabitter, die liebe Kollegin, die mir die Mittleren II – Lesung in Vorarlberg vermittelt hat und die hat mich vorgestern aus dem Zug dazu eingeladen, da ich aber keine Stunde warten wollte, bin ich nach Haus gegangen und mache mich an die Romanarbeit, bzw. an das Literaturgeflüster und Judith Gruber-Rizy liest am 26. Jänner aus ihrem Roman „Einmündung“ in der alten Schmiede, wie sie mir vorhin mailte.

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