Nachchrichten vom Wochenende, das ja irgendwie ein beschauliches war.
Bevor ich Freitag in das Literaturhaus gegangen bin, vorher war ich bei meiner lieben Psychologenkollegin Irmgard Gelter in Hütteldorf, hatte eine Stunde und eine Honorarnote urgiert, hatte ich gerade die fünfte Johanna Szene geschrieben, die ich um Mitternacht in den Computer tippte, die Erstfassung wird ja mit der Hand geschrieben.
Zum Literaturgeflüster bin ich nicht mehr gekommen, das habe ich Samstag Vormittag gemacht, dann wollte mir Alfred unbedingt Schuhe kaufen. Elegante Schwarze mit einer Waldviertlersohle, damit ich keine nassen Füße bekomme, wenn ich in die Alte Schmiede oder zur Buch-Wien in den Prater renne.
Danach ist es mit der ersten Sarah Szene ganz gut gelaufen, drei Seiten über eine unruhige Kindheit im Bienenstock einer WG in der Porzellangasse in den frühen Siebzigerjahren.
Am Sonntag habe ich konzipiert, war mit Alfred und Anna bei einem Nobelchinesen essen, haben wir unseren obligatorischen Sonntagsspaziergang auf die Mostalm gemacht, wo sich die Kellnerin über das Nichtrauchergesetz ärgerte.
Dann war es schon Zeit für das Ex-Libris, wo ein Buch besprochen wurde, das meinem Romankonzept ähnlich ist, nämlich Jonathan Coes „Der Regen bevor er fällt“, wo eine drei Generationen Frauengeschichte an Hand von zwanzig Fotos erzählt wird und der Autor meinte, daß ihm diese Kunstfertigkeit taugt, weil ihn Einschränkungen befreien, während das weiße Blatt lähmen würde.
Da war ich dann bei mir, denn genau das ist es, was mich die letzten Wochen beschäftigt und da bin ich, fürchte ich, gerade dabei, mich mit meinen Einschränkungen und Konstruktionen in eine Sackgasse zu bringen, aus der ich nicht herauskomme.
Denn die Konstruktion mit der Schachtel Fotos an Hand derer ein ganzes Leben erzählt wird, habe ich ja auch gefunden und sie schon vorher in Renate Welshs „Liebe Schwester“ gelesen und jetzt sitze ich da mit meinen vierzig Seiten Material und drei Charakterbögen, bin in in den Siebzigerjahren angelangt und weiß nicht weiter.
Vermutlich lassen sich hundert Jahre in der Konstruktion, die ich jetzt habe, nicht in zweihundert, sondern nur in vierzig oder fünfzig Seiten erzählen und dann ist es kein Roman.
Also wieder an den Anfang und eine offenere Form finden, bei der es weitergeht, denn Stoff hätte ich ja genug, nur scheine ich mich selber zu beschneiden und das Umdrehen und wieder Hinausfinden, macht ein bißchen Schwierigkeiten, beziehungsweise spüre ich Widerstand.
An sich war die Idee, die drei Bücher in drei Monaten einfach hinunter zu schreiben ja eine gute, nur hat es sich dann gespießt und ich mich selber eingeschränkt.
Jetzt sollte es mir gelingen, aus den eigenen Fallen wieder herauszukommen und für das Ganze eine offenere Konstruktion zu finden, mit der man nicht nach fünfzig Seiten fertig ist.
Ein Fall für ein Manuskript-Marketing oder Text-Coaching vielleicht. Anni Bürkl bietet ja, glaube ich so etwas an und auch das Writers Studio, aber ich weiß inzwischen auch ein bißchen woran es liegt.
Also durchatmen und dann getrost, wenn mir etwas einfällt, das Buch Sarah fertigschreiben, beziehungsweise Material dazu sammeln, was bezüglich Sarahs Beziehung zu Naomis Vater und seiner Fallgeschichte ja noch ganz offen ist.
Aber auch die anderen vielen Themen sind bis jetzt nur angedeutet und gehören ordentlich ausgearbeitet, wenn ich nicht doch bei der kürzeren Erzählung bleiben will, was ja auch in Ordnung ist, aber gestern Abend bin ich wieder festgesessen und gedacht, ich kann es nicht.
Ansonsten gibt es zu vermelden, daß ich mich beim Tellkamp langsam vorwärts taste, bei Seite 861 bin ich jetzt angelangt und Alfred hat gestern die Familie Hundertmark wegen der Leipziger Messe angeschrieben, weil sich das ja gut mit den beiden März Lesungen verbinden läßt.
Am 12. habe ich den Termin in der alten Schmiede, am 18. ist im Amerlinghaus die Frauenlesung, dazwischen könnten wir ein verlängertes Wochenende nach Leipzig fahren.
Allerdings habe ich von Kurt Neumann und der alte Schmiede noch keine schriftliche Bestätigung bekommen und denke da natürlich auch, da ist etwas schiefgelaufen.
Ansonsten habe ich genug zu tun, dem Literaturhaus und der GAV das Programm für den 11. Mai melden, den Frauen die Programmzettel für die Frauenlesung schicken und am Mittwoch könnte ich wieder einen Studientag einlegen, bis um 17 Uhr meine Klientin kommt.
Aber vielleicht reicht es auf die Mariahilferstraße hinaufzugehen und wieder in den Büchern zu schauen, wie die anderen die Fallen umgehen, in denen ich derzeit stecke.
2009-01-26
Werkstattgeplauder
1 Kommentar »
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Liebe Frau Jancak,
Ja, Schreibcoaching biete ich an. 🙂 Was mir bei Ihren Worten einfällt: Vielleicht haben Sie zu viele Informationen mehr als Zusammenfassung geschrieben – und weniger als einzelne Szenen?
Ich hoffe, dieser Tage mal einen ausführlicheren Blog-Beitrag dazu zu verfassen; wollte Ihnen aber schnell mal den Hinweis rüber reichen. So etwas passiert manches Mal ganz simpel, wenn eine Geschichte noch neu ist beim Schreiben …
Weiterhin frohes Schaffen!
Anni bürkl
Kommentar von Anni Bürkl — 2009-01-28 @ 12:21 |