
Fischer & Gratzl
Um für das Literaturgeflüster zu berichten, bin ich zu den Wilden Worten, der monatlichen Reihe von und mit Richard Weihs, Franz Hütterer und Michaela Opferkuh marschiert, da ja die literarischen Programme erst langsam anlaufen und Dagmar Fischer und Heidelinde Gratzl mit ihrem Duo „Der Fisch zur blauen Linde“, haben mich auch interessiert. Habe ich Dagmar Fischer schon einige Mal bei der „Poet Night“ gehört, es gibt drei Gedichtbände in der Edition Doppelpunkt und sie war auch Annas Turnlehrerin in der Rahlgasse. In der Szene Margareten hat sie auch eimal gelesen und heute unter dem Thema „Lyrik ertastet“ eine szenische Lesung dargeboten.
Dann gab es wieder Wunschgedichte. Diesmal habe ich mir eines zum Thema „Winter“ gewünscht“, denn ich höre jetzt die ganze Zeit das „Es ist so kalt“- Gejammere, obwohl ich den Winter eigentlich mag.
Und es gibt auch schon die neuen Bücher, die im neuen Jahr vielleicht den deutschen Buchpreis gewinnen.
Ein Kanditat dazu wäre Daniel Kehlmann, denn der hat jetzt einen neuen Roman geschrieben, der eigentlich ein Erzählband in neun Geschichten ist. Einer findet eine neue Identität in einem neuen Handy, während sich eine sterbende Frau von einem Schriftsteller ein neues Leben wünscht.
Interessant der demnächst bei Rowohlt erscheinende Roman „Ruhm“. Er wird ab den 16. ausgeliefet, war aber schon seit dem Wochenende in den Zeitungen und im Radio.
Und zum 20. Todestag von Thomas Bernhard soll es einen neuen Bernhard geben. „Meine Preise“, das neun Texte zu neun Preisen, drei Preisreden und eine Absichtserklärung enthalten soll.
Ich kann zwar Thomas Bernhard eigentlich nicht mehr lesen, weil ich Schwierigkeiten mit dem vielen Negativen und den Beschimpfungsorgien habe. Als Verhaltenstherapeutin, wo man ja das Positive fördert, eigentlich ganz klar. Obwohl die Sprache wirklich schön, melodisch und oft genug genial ist.
Die letzten Sätze beispielsweise haben mich einigemale umgeworfen. Bei dem Theaterstück „Ja“ z.B., aber auch bei den „Alten Meistern“, da kann ich mich erinnern, daß ich, als ich noch mit der Anna von Wien nach St. Pölten gependelt bin, den neuerschienenen Roman gelesen habe, wo es in dreihundert oder mehr Seiten darum geht, ob der Held ins Burgtheater gehen soll und dann geht er endlich und die Vorstellung war natürlich fürchterlich, da habe ich, im Wartesaal von Hütteldorf herzlich aufgelacht. Aber jetzt will ich das nicht mehr hören oder lesen und muß es auch nicht.
Aber das Literaturhistorische interessiert mich sehr und um das Preisgeschimpfe ranken sich ja die Legenden. „Das war ja, als er den kleinen, nicht den großen Staatspreis bekommen hat und wo ist nun der Dichterling?“, fragte die Frau Minister.
Franzobel hat, glaube ich, auch darüber geschrieben.
Die trotz Testament, zwanzig Jahre nach dem Tod erscheinenden Texte interessieren also sehr. Jetzt muß ich nur schauen, daß ich sie geschenkt bekomme. Alfred habe ich das vorhin schon geflüstert und bis 12. Februar ist auch noch Zeit.
Dann kann ich noch berichten, daß ich im alten Jahr für das neue wieder etwas gewonnen habe und zwar Karten für die Premiere der ersten Folge des zehnteiligen Zyklus „Freud und die Folgen“ im Schauspielhaus, wo jede Woche von einem anderen Regisseur ein Freud Thema, wie Traum, Witz, Tabu, Verdrängung etc. zu einer fünfzigminütigen Sitzung aufgearbeitet wird.
Da war ich Samstag mit dem Alfred und habe mir die Folge 1, „Kokain“ angesehen.
Freud Zitate, beispielsweise von einer jungen Frau in schwarzem Kleid gelesen, die sich wohllüstig auf der Couch räkelt und dann liegen alle auf dem Boden und wälzen sich im weißen Pulver, während zu Beginn die Assistentin im weißen Mantel die Eintretenden mit den Worten „Entschuldigung, ist das Ihre erste Analyse, das Wartezimmer ist schon voll?“, anspricht.
Sehr verfremdet also, dem Publikum hats aber gefallen und beim Uwe Tellkamp bin ich schon auf Seite 689 angelangt.