Wien muß Alexandria werden, wünscht sich Robert Sommer, überlegt, was Bürgermeister und Kulturstadtrat tun müssen, damit das geschieht und gab diesen Wunsch am Montag gemeinsam mit Konstantin Kaiser in der Sendung „Leporello“ kund.
Was prompt mein schlechtes Gewissen rührte, denn ich wollte mir ja Wladimir Frieds Fotoausstellung ansehen, aber zum „Tribunal“, der Diskussion mit Gerhard Ruiss zu der sozialen Lage der österreichischen Autoren und Autorinnen, hatte ich ohnehin vor, auf den Gaussplatz 11 zu gehen und bis dahin habe ich mir das Programm des „Aktionradius“ noch genauer angesehen.
Denn die Idee ein Monat dem Thema Buch zu widmen, ist ja durchaus verlockend.
Der Stadt die Bücher wiederzugeben, weil die einzige Buchhandlung der Brigittenau ja im Jänner geschlossen wurde und der Aktionsradius stellt Autorenfotos aus, diskutiert mit den IG-Autoren, besucht aber auch die Wohnung der Marianne Fritz, bzw. wandert vom a.punkt, Otto Lambauers Lieblingsbuchhandlung über den Mandelbaumverlag zu der Bibliothek von unten, die Wiens größte anarchistische Büchersammlung enthalten soll.
Also bin ich nach einem eher frustrierenden Arbeitstag zum Gaussplatz hinausgewandert und habe zuerst die Autorenfotos bewundert.
Hier wurde ich ein wenig enttäuscht, denn es sind natürlich wieder die Bilder der Prominenz, die ausgestellt wurden.
Alles was in der Autorenszene Rang und Namen hat und von Wladimir Fried fotografiert wurde, hängt eher kleinformatig an den Wänden.
Felix Mitterer, Rolf Schwendter, Robert Schindel, Renate Welsh, Erich Hackl, Marie Therese Kerschbauer, Katja Lange-Müller etc.
Wieder nur die großen Namen. Von den Kleinen und den Mittleren keine Spur, dabei sind zum Autorentribunal, alles inklusive, fünfzehn Personen, davon durchaus einige anarchistische Autoren gekommen.
Aber auch Christine Werner, mit der ich morgen in der Alten Schmiede lesen werde.
Robert Sommer von der Obdachlosenzeitung Augustin hat eröffnet und berichtet, daß im Literaturteil des Augustins die Arbeits-und die Obdachlosen veröffentlichen hätten sollen.
Gekommen sind aber die Autoren, die schon Rang und Namen hatten und haben ihre finanzielle Obdachlosigkeit demonstriert, so daß Robert Sommer seine Zeitung allen geöffnet hat.
Gerhard Ruiss hielt sein Einleitungsstatement, dann erzählte Katharina Tiwald, daß ihr Leben aus Deutschkursen für Migrantenmütter, einem Lehrauftrag an der Uni, abendlichem Schreiben und dem Wochenende auf einem Biobauernhof im Burgenland besteht, weil das ihr Freund so haben will.
Daniela Schmeiser, die ich von ihrer Lesung in der Szene Margareten aus dem Buch „Würstlprater“ kenne, das Horst Gelter aus seiner Büchersammlung aussortierte und mir erzählte, daß er die Autorin von seinen Kursen auf der künstlerischen Volkshochschule kennt, ließ wissen, daß sie auch Begräbnisreden schreibt, jetzt aber einen Job als Kulturmanagerin hat und daher nicht mehr zum Schreiben und zum Malen kommt.
Es gab eine lange Diskussion mit den unterschiedlichen Meinungen der fünzehn anwesenden Autoren, hat der Staat für die Autoreninteressen zu sorgen oder soll man sich die mittels kreativer Eigeninitiativen selbst erstreiten, die Gerhard Ruiss gekonnt moderierte und die Rede immer wieder auf die Google Bucherfassung brachte.
Gerald Grassl brachte Vergangenes und Leute, die das Urheberrecht für einen Schaden halten, gab es auch, es war also ein interessanter Abend in der Bibliotheca total in der Brigittenau, wenn ich auch nicht wirklich Neues erfahren habe, das war aber auch nicht zu erwarten.
2009-03-11
Bibliotheca total
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