Bei einem meiner Spaziergänge zur Buchlandung auf der Mariahilferstraße habe ich aus der Ein-Euro-Schnäppchenkiste Jan Koneffkes Roman „Paul Schatz im Uhrenkasten“ gezogen und gedacht, daß das der Erich Fried Preisträger von 2005 sei.
Was, wie ich dem Lebenslauf des Autors inzwischen entnommen habe, ein Irrtum war. 2005 hat Yaak Karsunke den Fried Preis bekommen.
Jan Koneffke, der 1960 in Darmstadt geboren wurde, lebt aber seit 2003 in Wien.
Vielleicht daher die Verwechslung, ich bin ja ein bisserl legasthen oder auch etwas schlampig.
Habe den Roman aber trotz jokers literatur quiz inzwischen gelesen und will, da Otto Lambauer mehr Rezensionen von mir wünscht, ein bißchen was darüber schreiben.
Jan Koneffke der, wie in Wikipedia steht, an die fünfzehn Romane geschrieben hat, fällt durch eine fantastische Bildersprache und die ironische Verwendung eines altertümlichen Stils auf.
Paul Schatz ist der Sohn eines schimmeligen Schildermalers, halber Israelit mit arischem Piephahn, wächst im Berliner Scheunenviertel bei seinem Großvater Karl Haueisen, der ein bedeutender Uhrensammeler ist, Tante Else und der Nenntante Ida auf.
Dann gibt es noch den Dr. Schmidt aus biegsamen Stahl, der Hitler für einen Juden hält, in den Tante Else sich verguckt, bevor sie sich mit dem Wehrmachtsoffizier Franz Klein verlobt, aber das passiert erst später.
Zuerst verstirbt der Großvater, den Mosche Sternkukker mit seinem Straußenei, aber als Logenbruder, der im Erdinnern durch das Verstellen von Zeigern Unrecht verhindern kann, weiterleben läßt.
Paul Schatz kommt zu seinem Onkel Max, dem Leiter der Quedlinburger Schloßbibliothek und wird zum Stotterer aus Überlebenswillen.
Als Kommissar Flotow Onkel Max eines auswischen will und ihn zu sich bestellt, versteckt sich Paul drei Jahre lang im Schlupfloch, entwirft phantastische Uhren, träumt von Mozart und Bach und läßt sich von Charlotte versorgen, die von ihm nach Ende der tausendjährigen Geschichte aber nichts mehr wissen will.
So daß Paul Schatz mit der großväterlichen Uhrensammlung als Sonderling von Tante Hanna verlassen, 1999 im Osten Deutschlands an Krebs verstirbt.
Das und noch viel mehr passiert in diesem wundersamen Roman mit der verdrehten Sprache und den lyrischen Bildern und das ist auch ein Weg Vergangenes zu bewältigen, sowie Geschichte verstehbar zu machen.
So weit zum Bücherlesen nach Leipzig und der Lit Cologne, der zweiten großen Buchveranstaltung, die dieser Tage still und heimlich in Köln passiert.
Hätte ich nicht Elke Heidenreich, wüßte ich nicht viel davon.
Und, daß das Kölner Stadtarchiv mit dem Böll-Nachlaß dieser Tage einstürzte und zwei Menschen verschüttete, während ich mich gerade intensiv mit dem Literaturquiz beschäftigte und versuchte über die 280.000 Punktgrenze zu kommen, habe ich auch noch nicht erwähnt.
Otto Lambauer ist schon bei 164.550 Punkten. Jetzt funktioniert das Ganze aber nicht und gestern war auch etwas anderes los.
Roman Gutsch hat mich nämlich auf eine Kultur- und Kunstmesse im Amtshaus Margareten im Rahmen der Wiener Festwochen aufmerksam gemacht, wo sich die Margaretner Kunst- und Kulturschaffenden am 12. Mai von 17 – 22 Uhr kostenlos der Bevölkerung präsentieren und damit reich werden können, wie der Bezirksvorsteher bei der gestrigen Besprechung launig versprach.
Nun ja, das ist nicht nur ein Magaretner Dilemma.
Soll man gratis oder überhaupt nicht lesen?
Die, die es nicht anders können, werden es wohl tun.
Und wenn jeder der fünfundzwanzig interessierten Künstler zehn Freunde mitbringt, ist der Saal auch voll und es wird ein Erfolg, für den der Herr Berzirksvorsteher vielleicht einen Orden oder Preis bekommt.
So war ich gestern Nachmittag also sehr beschäftigt und habe viele Mails verschickt. Meine Texte für die nächsten Lesungen und den Tag der Freiheit des Wortes am 11. Mai muß ich auch noch vorbereiten und natürlich „Das Haus“ korrigieren, in dem ich jetzt anfange, Fehler zu finden.
2009-03-20
Paul Schatz im Uhrenkasten und Margaretner Kunst-und Kulturmesse
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