Nachdem Franz Josef Huainigg das für Donnerstag geplante Vorbereitungstreffen für den nächsten Ohrenschmaus verschoben hat, habe ich mich aufgerafft, doch in die Hauptbücherei zur Buchpräsentation von Dan Lungu „Die rote Babuschka“ zu gehen, da ich die Flugblätter an die Autoren und Autorinnen für den Tag der Freiheit des Wortes aufzugeben habe und darauf gekommen bin, daß mir die großen Kuverts ausgegangen sind.
Mich also vom depressiven Kulturquizspielen weggebracht und das war in doppelter Hinsicht gut.
Denn erstens bin ich jetzt zwar doch über die 280.000 Punkte Grenze gekommen und liege derzeit auf Platz vierzehn. Aber mit der Maus kann ich noch nicht so richtig umgehen und ohne Maus wäre ich zwar jetzt schneller, weil ich die Antworten schon weiß, aber mein Computer ist das nicht.
Schwamm drüber, man kann ohnehin nicht viel dabei gewinnen und wie das die anderen schaffen, weiß ich nicht.
Und bei der Buchlandung gibt es immer noch die Ein-Euro-Schnäppchen Kiste und der Weg in die Hauptbücherei führt daran vorbei, obwohl ich wegen der Kuverts vorher bei Mastnak in der Neubaugasse war, bin ich trotzdem hingegangen und habe mir wieder drei Bücher gekauft.
Und dann war die Lesung nicht nur interessant, es gab seit langem wieder ein Buffet und sehr viel Prominenz.
Der Verlagsleiter vom Residenzverlag (der der bei der Buch Wien mit Toni Möhrwald kochte) und launig berichtete, daß er gerade mit dem Autor von einer Europa Tournee zurückgekommen ist. Zuerst aus Leipzig und da habe ich, glaube ich, auch das Buch bei seinem Stand gesehen und jetzt aus Bolgona.
Annemarie Türk von Kulturkontakt war da, die Leiterin des rumänischen Kulturinstituts und Gabriele Madeja, die sich intensiv mit Jessica Beer von der Hauptbücherei unterhalten hat.
Robert Reinagl hat den Text auf Deutsch gelesen, dann gab es noch den Übersetzer des Buches, das im Original „Die alte Kommunistin“ heißt, der mit dem Autor ein Gespräch führte.
Dan Lungu ist Soziologiedozent in Iasi und hat nach der Wende den Club 8 gegen die literarische Medienvormacht Bukarests gegründet und gemeint, daß er ohne Wende wahrscheinlich Ingenieur in der Provinz und Alkoholiker geworden wäre. So hat er den Roman während eines Stipendiums in Paris geschrieben, es ist der zweite, der bei Residenz erschienen ist.
Der erste heißt „Das Hühnerparadies“ und ist genauso ein Erfolg wie „Die rote Babuschka“, die jetzt auf Spanisch und Italienisch übersetzt wird und in Frankreich ein paar Preise bekommen hat.
Das rumänische Buch gibt es in zweiter Auflage zu je viertausend Stück und es ist sehr lustig, obwohl es ernste Themen behandelt.
Nämlich von der Ceausescu-Nostalgie der Rentnerin Emilia Apostoae, die der Meinung ist, daß es vor der Wende besser war, weil sie Dank ihrer Parteibeziehungen ohnehin alles hatte, zwar nicht Bananen, nur Zahnpaste mit solchen Geschmack, aber Kaugummi aus Ungarn der die größten Blasen bildete.
Daran knüpfte sich eine Diskussion, die ich nicht ganz verstand, ob Dan Lungu sein Nest beschmutzt, wenn er das beschreibt und ich habe mich belehren lassen, daß die rumänischen Kaugummis keine Blasen bildeten, so daß alle Rumänen von den ungarischen schwärmten, obwohl die um vieles schlechter als die aus dem Westen bzw. aus dem goldenen Amerika waren.
Nun ja, das ist längst vorbei. Dan Lungu ist ein bekannter Dichter geworden und seine Studenten, mit denen er über Lenin diskutieren wollte, fragten „Lenin – wer ist denn das?“, während Robert Reinagls Tochter Flora den Papa nicht versteht, wenn er sagt, daß sie abheben soll, wenn sich das Handy meldet.
Nun ja, der Kommunismus ist zwanzig Jahre vorbei und war in Leipzig das große Thema und Annemarie Türk bringt die rumänische Literatur nach Wien und die ist wirklich vielfältig.
Ich erinnere mich an einige Veranstaltungen in der Herrengasse, aber auch an die lange Nacht im rumänischen Kulturinstitut im November.
Nachher gab es wie beschrieben wieder einmal ein Buffet, aber offensichtlich wird da auch eingespart.
Aber diesmal Kartoffelkroketten, Hühnerflügerl und den guten weißen Käse und die Pilze, die es auch im November bei dem Abendessen im Kulturinstitut gab.
Ich bin an einem Tisch mit einem literaturbegeisterten Herrn und einer Dame aus Armenien gestanden und habe Jessica Beer erzählt, daß ich am nächsten Montag nicht zum Lesezirkel mit dem Thema „Wende“ zu Ingo Schulzes „Adam und Evelyn“ kommen kann, obwohl ich schon eingelesen wäre, weil ich ja drei Monate den Uwe Tellkamp gelesen habe, worauf sie mir sagte, daß sie sich nicht getraut hätte, dieses Buch zu nehmen, weil sie niemanden kennt, der es ausgelesen hat.
Ein interessanter Abend also mit rumänischer Nostalgie-Literatur, jetzt habe ich noch einige Veranstaltungstips für den Rest der Woche, mal sehen, wie weit ich damit komme und wann ich soweit sein werde, mich in das nächste Romanprojekt einzulassen, bzw. mich auf diesbezügliche Studien begebe.
2009-03-26
Die rote Babuschka
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