Literaturgefluester

2009-04-25

Vom Gehen und vom Reden

Filed under: Uncategorized — jancak @ 10:17

Am 23. April war der Welttag des Buches, Todestag von Shakespeare und Cervantes, der von der Unesco 1995 ausgerufen wurde.
„Was bringt er?“, hat Anni Bürkl vor ein paar Tagen gefragt, die ihren Blog jetzt sehr professionell neu gestaltet hat.
Nun es gibt das Gratisbuch, das zum vierten Mal von Eveline Polt-Heinzl, der Germanistin, die auch im Literaturhaus tätig ist, sehr liebevoll herausgegeben wurde. Heuer war das Thema der Nahverkehr „Zwischen Stationen“.
Man kann sich dieses Buch gratis in der Buchhandlung holen und wenn der Buchhändler es vom Hauptverband bestellt hat, bekommt man es auch. Manche tun das nicht, weil es etwas kostet und so rennt man herum.
Man kann allerdings auch auch im Internet nachschauen und auf der Margaretenstraße, wo ich diesmal zuerst fragte, war der Buchhändler so nett, mir zu verraten, wer es als nächstes hat. Nämlich „Reichmann“ und „Malota“ auf der Wiedner Hauptstraße, die Buchhandlung „Jeller“ nicht, da habe ich schon vor ein paar Jahren gefragt.
Nach der „Im Gespräch“ – Wiederholung aus dem Jahr 1989 mit Elfriede Jelinek, zu dem Erscheinen ihres Romanes „Lust“, habe ich es dann in der Badewanne durchgeblättert und am nächsten Morgen gab es im Leporello ein Gespräch mit Julian Schutting über das Gehen.
Der, wie er erklärte, ein begnadeter Geher ist, mit Schlapphut und weiten Schritten, da schaut er sich die Hunde und die Menschen an, beobachtet die Vögel und die Kräne, denkt nicht ans Schreiben, sondern freut sich, daß er seinem Schreibtisch entkommen ist und zwei Stunden später, weiß er, wie er weiterschreibt.
Ich gehe ja bekanntlich auch sehr viel in der Stadt herum und z.B. letzten Dienstag auf den Zentralfriedhof.
Besondere Glücksmomente verspüre ich da meistens nicht und auch nicht die berühmte Hormonausschüttung, ein paar Anregungen habe ich mir aber sicher davon mitgenommen. Zum Beispiel die alte Frau mit den beiden kleinen Mädchen, die jetzt Hertha Werner heißt.
Und am Dienstag oder Mittwoch war noch etwas anderes los. Da konnte man bei der Stadt Wien anrufen und sich ein Gratisbuch aussuchen. Ich wählte Erich Lessings Bilder zu Joseph Haydn und die freundliche Dame sagte mir, daß ich das Buch selber in der Lenaugasse abholen muß, weil zu schwer für den Postversand. Zum Glück gab es beim Leiner auch die passende Gratistasche und so hatte ich einen weiteren Mittagsspaziergang diese Woche.
„Wir werden einen Wettbewerb veranstalten, welche der abholenden Damen die schönste Tasche hat!“, scherzte der freundliche Herr vom Pressedienst und der Bildband über Joseph Haydn war wirklich interessant und umfangreich. Ich bin noch eine Weile auf einer Bank gesessen, habe in dem Buch geblättert, aber auch in den Gratiszeitungen „Heute“ und „Österreich“.
Und von einer Frau erfahren, daß auf der Freyung die Jacobs „Zeit zum Reden-Sofatour“ startet. Die Firma Jacobs bringt die Leute zum Reden zusammen, in dem sie rote Sofas auf die Staße stellt, gratis Kaffee ausgibt, der von freundlichen jungen Mädchen, gegen einen Euro Tassenpfand serviert wird und um fünzehn Uhr interviewte die „Gute Gesprächs Botschafterin“ Barbara Stöckl die Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel und den City Festwochen Kurator Markus Huber, der, wie öfter erwähnt wurde, Philosophie studiert hat.
Vom Klang der Stille für die innere Stadt wurde dabei gesprochen und wie wichtig es ist, den Menschen und den Schülern die tradierte Kultur, wie das Ursula Stenzel nannte, näherzubringen.
Die Schüler haben mit Christoph Braendle Kaffehausliteratur gelesen und Texte darüber geschrieben, sind aber auch durch die Innenstadt gegangen, haben dabei Kirchenglocken und Supermarktgeräusche gehört und davon hat auch Julian Schutting gesprochen.
Die Wichtigkeit der Förderung von Kreativität wurde gepriesen, weil damit fünfzehnjährige Schülerinnen höchst literarische Texte zusammenbringen, während immer mehr junge Menschen die Schulen verlassen und kaum lesen können.
Die Kaffeefirma Jacobs verteilte Broschüren mit ihren Aktionsterminen und den Untersuchungsergebnissen, die zeigen, wie sinnvoll das miteinander Reden ist und wie sehr die Menschen in dieser schnellebigen Zeit es schon verlernt haben. Man konnte bei einem Gewinnspiel seine Tips zur Gesprächsführung geben, bzw. aufschreiben, wann man das letzte gute Gespräch geführt hat.
Bei Kaffee geht das besonders gut, erklärte die Jacobs Botschafterin, da habe ich als Psychotherapeutin nichts hinzuzufügen, außer, daß ich das Gespräch, das ich ein paar Wochen vor ihrem Tod mit Erika Mitterer im ehemaligen Antiquariat „Buch und Wein“ in der Schäffergasse geführt habe, als mein persönliches Gesprächshighlight angegeben habe. Jetzt kann ich das Sofa oder ein Kaffeehäferl gewinnen.

1 Kommentar »

  1. danke vielmals für die schöne rezension!

    Kommentar von andrea — 2009-04-27 @ 18:16 | Antworten


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