Obwohls nicht ganz literarisch ist, möchte ich heute von den Maiaufmärschen und meinem Verhältnis dazu schreiben. Oder doch natürlich. Denn in meinen Texten geht es immer wieder darum.
Bin ich ja in einem sozialistischen Haushalt in einem der schönen alten Gemeidebauten des roten Wiens, aus den Mitteln der Wohnbausteuer errichtet, aufgewachsen und als Kind mit meinem Vater und meiner Schwester immer von der Hernalser Remise mitmarschiert. Einmal auch in einem weißen Kleid mit rotweißroten Streifen mit den Kinderfreunden und als ganz kleines Mädchen hat mir jemand einen Buschen Maiglöckchen in die Hand gedrückt, den ich dem Bürgermeister Jonas übergeben mußte, beides war in der Zeitung.
Ab meiner Matura bin ich, glaube ich, nicht mehr mitgegangen und war nur kurz Mitglied bei der SPÖ und das nicht freiwillig. Und diese Zwangsvereinnahmung, daß man wegen der Wohnung oder dem Job verdonnert wurde, hat mir auch immer mißfallen, sowie die Verbürgerlichung der Genossen, die ich im Gemeindebau hautnah miterleben konnte.
Mein Vater war aber ein aufrechter Sozialist mit hundert Funktionen und Geschäfterln, die Mutter weniger und bei mir ist der Sozialismus im Herzen geblieben.
Dazwischen habe ich aufs Volksstimmefest gefunden und 2001 nach der Regierungswende, war, glaube ich, das erste Mal die Rede, wieder auf den Maiaufmarsch zu gehen. Ich meinte den der SPÖ, die Anna sprach von den Kommunisten, wir waren dann dort und haben die Ruth Aspöck mit der roten Nelke auf den Rückweg vom Rathausplatz getroffen, ich habe meine Zettel für den 10. Mai verteilt, den ich damals das erste Mal, noch im NIG Hörsaal 1, organisiert habe. Wir sind auch auf den schon leeren Rathausplatz gegangen und haben ihn für das Cover der „Viertagebuchfrau“ fotografiert, denn da geht die Heldin nach der Wende das erste Mal wieder mit.
Ich habe das erst vor drei Jahren wieder getan. Mit den Margaretner Sozialisten, die sich von Trommlern in Trance trommeln lassen und die Frau Stadtrat Renate Brauner tanzte auf der Seite mit.
Bis zur Tribüne bin ich nicht gekommen, denn da stand die Ulli M. am Spalier und rief erstaunt „Was machst denn du da? Bist du eine Sozialistin?“
Wir sind gemeinsam zur Albertina gegangen, wo der Zug sich teilte, vorn der eine, dahinter der zweite Teil, dazwischen sehr viel Polizei zum Schutz vor den Meinungsdifferenzen.
Das Jahr darauf gab es schon den BAWAG-Skandal, ich war in Harland und bin mit dem Rad nach St. Pölten und auf den dortigen Rathausplatz, da gab es anschließend das Maibaumklettern. Ansonsten ist es in Harland üblich auf den Jahrmarkt nach Wilhelmsburg zu radeln, denn das haben wir früher mit der Anna oft getan.
Voriges Jahr dann die Wiener Wiederholung, diesmal allein zum Rathausplatz, weil später dran, die Margaretner Sektion habe ich am Ring getroffen und am Spalier stand die Ruth Aspöck und bot mir ihre zweite Nelke an.
Ich habe sie nicht genommen, nur die roten Radieschen von den Simmeringer Gärtnern. Wir haben die Brigitte Schwaiger getroffen. Alfred Gusenbauer hielt seine letzte Mairede. Als ich zur Albertina kam, waren die Kommunisten schon fort und ich bin allein über den Ring gelaufen, um den Alfred zu treffen.

Vor dem Parlament
Heuer habe ich es mit der Ruth, als wir sie am Sonntag an der Traisen getroffen haben, gleich so ausgemacht und bin wieder nicht an der Tribüne vorbeimarschiert und mache das wahrscheinlich auch nicht mehr, das wäre wohl zuviel.
„Wo stehst du?“, hat mich Robert Egelhofer gleich gefragt und ich habe ihm „Hier!“ geantwortet. Diesmal keine Radieschen, aber offenbar um Volksnähe zu beweisen, sind die Großen diesmal mitmarschiert und so kam auf einmal der Herr Faymann mit seiner Sektion und kannte jemanden, der neben uns stand. Er kam auf uns zu, gab allen die Hand und vor mir hatte ich plötzlich mehrere Kamerateams.
„Jetzt kommen wir ins Fernsehen!“, habe ich zu Robert und Ruth gesagt und habe jetzt ein echtes Faymann Autogramm. Ob sich das in Notzeiten verkaufen läßt, ist zwar unklar, aber noch geht es uns ohnehin sehr gut.
Obwohl ich, als ich gestern Milch kaufen wollte und dabei beim Caritaslager am Mittersteig vorüber mußte, das kaum konnte, drängten sich doch dort sicher an die hundert zum Teil sehr bedürftig aussehende Menschen, um zu der „Jobmeile“ zu kommen, die Information über Arbeitsplätze und Essen und Trinken versprochen hat. Das ist jetzt Teil eines Kapitels meines Wirtschaftsromans und wir haben wieder eine Art Hamburger beim Mercato Rosso vor der Löwelstraße, der allerdings sehr teuer war, gegessen. Dann waren wir noch kurz im Museumsquartier und beim Anfang der Marcus Omofuma (der ja heute vor zehn Jahren bei seiner Abschiebung ums Leben kam.) Demo beim Omofumastein,
Und die Grace M. Latigo, die sehr emotionell moderierte, kenne ich, seit ich 1998 muß das gewesen sein, wegen den Kosmos-Theaterfrauen, die damals einen anderen Frauenraum wollten, am Ballhausplatz gelesen habe.
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