Gestern bin ich nicht ins Literaturhaus gegangen, sondern habe die ersten drei Szenen in den Laptop eingetippt. Vorher habe ich meine Musterbücher durchgesehen und beim Umschlagtext der „Radiosonate“ prompt einen Fehler gefunden. Es war ein wenig hektisch, als wir es abgeschickt haben, das Manuskript ist ein Monat herumgelegen, dann haben wir noch nach einem Tip von Anni Bürkl das Titelbild geändert.
Heute wollte ich in die alte Schmiede zur Präsentation der Enzyklopädie des Wiener Wissens „Von Alpha bis Zirkular“ – Literarische Runden und Vereine in Wien von Alexandra Millner, habe aber gestern bei den Mails eine Einladung zum „Wien live“-Cocktail „EU u. Wien“ – Hannes Swoboda im Gespräch mit Otto Brusatti gefunden und umdisponiert.
Von 18 – 20 Uhr im Kunsthallen-Cafe am Karlsplatz, bis zwanzig vor hatte ich eine Stunde und noch rasch die Fragen einer Schülerin, die eine Projektarbeit über die Behandlungsmethoden bei unipolaren Depressionen schreibt, beantwortet und bin ein bißchen zu spät gekommen.
Es war aber noch ziemlich leer. So habe ich mir ein Glas Wein geholt, Hannes Swobodas Broschüre „Kein Ende der Geschichte“ durchgeblättert und hörte ihn zu einer Dame sagen, daß er froh sei, daß der Wahlkampf in ein paar Tagen beendet ist und hinter mir zitierte einer spöttisch „Abendland in Christenhand“, als ich mich umdrehte, war es Otto Brusatti.
Ich habe nur einen Teil der Diskussion gehört und auf ein mögliches Buffet verzichtet, die alte Schmiede lockte und meine Meinung zur EU habe ich schon 1994 oder 1995 abgegeben.
In der Schönlaterngasse war es ebenfalls sehr leer. Später tauchten aber Evelyne Polt- Heinzl, Daniela Strigl und Markus Köhle auf.
Nils Jensen habe ich schon vorher die Hand gegeben und ein bißchen mit Alexandra Millner gesprochen, die war ja Praktikantin in der Rahlgasse, hat die Anna unterrichtet und mich zu einer Lesung in die Schule eingeladen. Da habe ich mich gewundert, daß es ihr gelungen ist, das Honorar über das Schulservice zu organisieren, später habe ich sie bei dieser Wespennest Festveranstaltung getroffen und herausgefunden, daß sie viel im literarischen Leben organisiert. Sie hat dann einen Sohn bekommen, ich habe sie eine Zeitlang nicht gesehen, jetzt scheint sie wieder aktiv im literarischen Leben zu sein.
Zu Beginn der Veranstaltung stellte Hubert Christian Ehalt seine Enzyklopädie vor, es gibt schon fünf Bände über Männer, Krisen, Jugendkultur etc und jetzt die literarischen Vereinigungen von 1900 – 2000 und die hat Alexandra Millner schön zusammengefaßt.
Es begann mit den literarischen Salons von Berta Zuckerkandl und ging zur Kaffeehausliteratur über.
Nach dem Krieg gab es Hans Weigel und Hermann Hakel, die die jungen Frauen förderten und die Wiener Gruppe im Strohkoffer etc.
1971 war ein wichtiges Jahr für die österreichische Literatur, der Arbeitskreis der Literaturproduzenten wurde gegründet, Wilhelm Szabo engagierte sich für den Literaturkreis Podium und die IG Autoren entstanden, 1973 wurde die GAV gegründet. Die Zeitschrift Wespennest entstand in dieser Zeit und Frischfleisch und Löwenmaul, im Amerlinghaus und in der alten Schmiede entstanden wichtige Veranstaltungsorte.
Dann gab es einen Sprung, bzw. fehlte Alexandra Millner eine Seite ihres Manuskripts, aber der Arbeitskreis schreibender Frauen ist ebenfalls in den späten Siebzigerjahren entstanden, das Buch erwähnt, wenn ich nichts übersehen habe, nur die Arbeitsgemeinschaft Autorinnen, die von Elfriede Haslehner gegründet, von Barbara Neuwirth übernommen wurde, sich noch heute in der VHS-Ottakring trifft und eine der ersten Schreibwerkstätten war.
Ich werde beim Lesetheater angeführt, beim Linken Wort nicht.
Es war Alexandra Millner, wie sie ausführte, aber ein Anliegen zu den Vereinen auch die Namen greifbar zu machen.
Nachher gab es eine Diskussion mit Gustav Ernst, dem literarischen Urgestein, der schon bei der zweiten Nummer des Wespennests dabei war, um selber die Produktionsmittel in die Hand zu nehmen und verlegt zu werden und Herbert J. Wimmer, den Kurt Neumann als vernetzten Einzelgänger bezeichnete und der sich mit Elfriede Gerstl, Soziologen und bildenenden Künstlern beim Stammtisch des grünen Ankers traf.
Gustav Ernst freute sich, daß das Buch die Bedeutung der Siebzigerjahre hervorhebt und Kurt Neumann warf die Frage auf, wohin die Autoren heute verschwinden und bedauerte die Anonymität des Internets, aber ich sehe in den literarischen Blogs eine Möglichkeit die Produktionsmittel in die Hand zu nehmen und aktiv zu werden, ein Beispiel ist das Literaturgeflüster und eine Einzelkämpferin bin ich sicher auch, mit der Vernetzung klappt es nicht so ganz.
Die jungen Autoren bewerben sich um den Bachmannpreis und hätten im Book on Demand und Digitaldruckverfahren auch die Produktionsmittel in der Hand, leider darf man mit solchen Publikationen dort nicht antreten.
Alexandra Millner erwähnt in ihrem Buch die Schule für Dichtung und Markus Köhle den Poetry Slam und es ist sicher interessant, die geballte Kraft des literarischen Wiens der letzten hundert Jahre greifbar zu haben, so ist das Buch sicher zu empfehlen, obwohl es schon einige solcher Dokumentation gibt.
Es war also eine gute Entscheidung in die alte Schmiede zu gehen und morgen liest dort Janko Ferk bei den Erzählmustern III , aber da wird die Anna kommen und sich ihre Sizilien-Mitbringsel holen und vorher gibts noch eine Veranstaltung „Vom a.punkt zu der Bibliothek von unten“ und zu viel schreiben habe ich ja auch.
2009-06-03
Veranstaltungsdilemma
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