Literaturgefluester

2009-06-09

Die Geschichte in den Geschichten

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:53

Montag Abend war es wieder schwer, denn auf beinahe jedem literarischen Ort gab es eine hochkarätige Veranstaltung und ich hatte mich zu entscheiden.
In der alten Schmiede las Paul Nizon, der schon im Jänner lesen hätte sollen und in der Hauptbücherei gab es einen Leserinnenzirkel zum Thema Sommerlektüre und da gehe ich gerne hin und als das Thema „Wende“ war konnte ich nicht. Dann waren im Amerlinghaus wieder die von Richard Weihs, Michaela Opferkuh und Franz Hütterer veranstalteten „Wilden Worte“ und da hatte ich mir vorgenommen, hinzugehen und wenigstens im zweiten Teil meine neuen Bücher vorzustellen, aber da gibt es ja nur die Korrekturexemplare und im Literaturhaus gab es Montag und Dienstag Ditha Brickwells Werkstattgespräche und das ist zumindestens Teil zwei, denn bei Teil eins habe ich mich beworben, ich glaube mit „Wilder Rosenwuchs“, denn die Geschichten zum Literaturbetrieb sind ja ein Thema über das ich gerne diskutiere.
Es wurde nichts daraus, aber letzten Februar mailte mich Ditha Brickwell, die in Berlin lebt, an, lud mich ins Cafe Hummel auf eine heiße Schokolade ein, kaufte mir „Und Trotzdem“ ab und schien vom „Novembernebel“ begeistert, so daß ich glaubte, sie lädt mich ein, aber leider, leider diesmal nur historische Romane aus den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts und da habe ich zwar natürlich etwas, nämlich „Das Haus“, die Geschichte von hundert Jahren Steinhof, aber leider nur das Korrekturexemplar und das auch nicht mehr, denn das habe ich in der Hoffnung, daß morgen meine Bücher kommen, Ditha Brickwell verkauft und eine Chance für Teil drei, wenn da nicht zufällig utopische Romane das Thema sind.
Ich hatte alle Veranstaltungen im Kalender angestrichen und bin ins Literaturhaus gegangen. Denn historischen Romane sind ja interessant und ich wollte auch Ditha Brickwell und Silvia Bartl von meinen neuen Büchern erzählen, am Dienstag kann ich nicht, denn da ist unser Kassenjourfix.
Also Montag mit dem „Haus“- Exemplar losmarschiert und es war auch intensiv. Zuerst hat Inge Rowhani-Ennemoser ihren bei Mandelbaum erschienen Roman „Nachrichten vom Verlust der Welt – Spuren einer Familie“ vorgestellt, den kannte ich aber schon und zwar wurde das Buch am Tage der Nobelpreisverkündung 2002, beim Gewerkschaftstreff in der Strudelhofgasse, den es damals noch gab, vogestellt. Dann kam ein Buch an die Reihe, das noch nicht erschienen ist, nämlich Wolfgang Fritz „Die Geschichte von Hans und Hedy. Chronik zweier Hinrichtungen“, das im Herbst bei Milena erscheinen soll.
Den Juristen und Mitarbeiter in der Finanzverwaltung habe ich nicht gekannt und daß der Milena Verlag, der ja als Frauenverlag von Elfriede Haslehner mitbegründet wurde, inzwischen, wie dem Programm zu entnehmen ist, fast nur Männer verlegt, finde ich schade, so beklemmend die Geschichte von dem proletarischen Ehepaar, das in der Erwerbslosensiedlung Leopoldau Hasen züchtete und leider einen Abziehapparat von widerständischen Kommunisten in ihrem Häuschen stehen hatte, was ihnen 1941 das Leben kostete, auch war.
Wie auch Inge Rowhani-Ennemosers Familiengeschichte, die wenn ich mich nicht irre, auch an der Begründung des Frauenverlags 1978 oder 1979 mitbeteiligt war, sehr spannend ist, die Geschichte mit dem Koffer alter Briefe ihrer Mutter, die sowohl mit einem jüdischen Postbeamten in der Herklotzgasse, als auch mit einem Wehrmachts-Soldaten der in Stalingrad gefallen ist, verheiratet war und ihre Tochter Lotte mit einem Kindertransport nach Schweden schickte, was die ihr nie verziehen hat.
Vorher habe ich Michael Baiculesco von dem um einen Euro gekauften in der Buchlandung gekauften „Germano“-Buch erzählt, was ihn sehr erstaunte und Silvia Bartl „Das Haus“ gezeigt und erzählt, daß es zum Thema passt.
„Natürlich, natürlich“, hat sie etwas gepresst geantwortet.
Natürlich nicht, es ist aber so und Herr Blaha vom Augustin hat mir viel von Psychiatrie bzw. Antipsychiatrie erzählt.
Ernst Kölz war da und hat mir berichtet, daß er nicht mehr komponiert. Und nach der Pause kam György Dalos mit seinem Buch „Jugendstil“ an die Reihe, bei dem die Leute lachten.
Da ging es um sehr viel Amnesie während einer Straßenbahnfahrt durch Wien, in der die ehemalige Geliebte auftaucht und der Held, der in den Westen gegangen ist, um ein angesehener Wissenschaftler zu werden, kann sich partout nicht mehr an die Kovacs, Nemeths etc. mit denen er zu Schule ging, erinnern.
Dann gab es eine Diskussion um den Ungarnaufstand 1956, bei dem György Dalos dreizehn war und bedauerte, daß es keine Romane dazu gäbe und zeigte gleich eine mögliche Handlung dazu auf.
Er hat ein Sachbuch darüber geschrieben und ich kenne zumindestens Ivan Ivanji „Ein ungarischer Herbst“, das bei Picus erschienen ist und habe zuerst Ditha Brickwell, dann György Dalos darauf angesprochen, der das Buch zwar kannte, aber meinte, das wäre eine Biographie, ein Roman ist etwas anderes.
Ich glaube aber Ivan Ivanji versteht das Buch als solchen und die Gattungsbezeichnung „Roman“ ist auch am Umschlag angegeben.
Nachher gab es Brot und Wein, Weintrauben und Tomaten und sehr viel Informationsmaterial und es war ein sehr interessantes Werkstattgespräch über das Thema Schreiben, obwohl ich darüber ja schon etwas weiß.
Und Richard Weihs und Franz Hütterer werde ich, wenn sie erschienen sind, jeweils eines meiner neuen Bücher, in der Hoffnung vielleicht im Herbst als Gast eingeladen zu werden, zu schicken und da, die Hoffnung, wie ich immer höre, zuletzt stirbt, habe ich vielleicht eine Chance.

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