Jetzt ist ein Krimi zu mir in die Sommerfrische gekommen. Krimis und Sommer passen ja zusammen und ich lese sie auch gern, wenn ich sie auch nicht selber schreiben kann.
Es ist aber auch ein etwas anspruchsvollerer literarischer Krimi von Fred Rumpel aus der Wienlive Edition, den mir Helmut Schneider schickte und er ist auch sehr aktuell, geht es dabei ja um einen Kunstraub in der Albertina.
Dort wurde im Jahr 2003 der berühmte Feldhase gestohlen und das bezieht sich natürlich auf die Saliera und das kunsthistorische Museum. Aber die Albertina und ihr Direktor waren in der letzten Woche in den Medien, weil es einen Wasserschaden gab und die berühmten Werke gerettet werden mußten.
Der Direktor heißt im Buch Viktor Nemec und Jakob Jäger, der Detektiv ist ein verbummelter Philosophiestudient, der seine Erfahrungen mit Koks und Gras etc. hat und das Rauchen lassen möchte, außerdem verlassen ihn die Frauen und der Vater, ein Polizist, hat seine Mutter verlassen, als er fünfzehn war. Vielleicht ist er deshalb Detektiv geworden?
Und Fred Rumpl heißt eigentlich Manfred, wurde 1960 in Mixnitz geboren, lebt in Wien und hat acht Romane geschrieben.
Einer davon heißt „Zirkusgasse“ und es gab ihn einmal bei der Buchlandung in großen Stößen um einen Euro und er hat mich interessiert, weil in meinen „Wiener Verhältnissen“ die Zirkusgasse ja auch eine Rolle spielt.
Es ist sehr interessant, wer aller Krimis schreibt, weil das offenbar die Leute lesen und die Verlage nehmen, aber es ist ohnehin ein sehr bedächtiger Krimi mit vielen philosophischen Exkursen, nicht umsonst hat ja auch Manfred Rumpl Philosophie studiert.
Wenn ich mich nicht irre, habe ich vor Jahren in dieser Montag Abend Büchersendung auf Ö1 schon einen Ausschnitt daraus gehört oder gibt es einen anderen Text, in dem der Direktor der Albertina und der Raub der Saliera eine Rolle spielen?
Der Lesegenuß wird zwar dadurch irritiert, daß das Ganze zwischen Weihnachten und Silvester und außerdem schon vor sechs Jahren spielt, ist aber trotzdem interessant.
Dürers Hase wird also gestohlen, der autoritäre Direktor kommt in Verdacht und sein Wachpersonal hat geschlampt und geludert, wie passt das zusammen? Er hat eine schöne Nichte Lisa, die an der Kasse sitzt und eine tschechische Geliebte Ilona, die die Führungen macht und Jakob Jäger ertappt ihn dabei, wie er nächtens Bildpakete aus seiner Jugendstilvilla in das Lusthaus schleppt.
So kommt der Philosoph zu seinem Auftrag, hat mit Lisa den wunderschönsten Sex und der Direktor verrät ihm, daß in der Albertina normalerweise nur die Kopien hängen, aber ausgerechnet an diesem Abend gab es eine Privatführung für vier Kunstexperten mit dem Original und so reist Jakob Jäger zunächst nach Prag, wo ihm die Geliebte Ilona ihren Vater vorstellt, der früher beim Geheimdienst war und die Sammlerin, die er am Friedhof trifft, wird ermordet.
Der Direktor ist unzufrieden und schickt Jakob nach Triest zu einem anderen Sammler, der für einen Geheimbund arbeitet, dazwischen trifft er aber mit Lisa am Weihnachtsabend einen Maler, der in seinem Atelier am Mittersteig sowohl malt, als auch fälscht und der Sammler, der den Tip gegeben hat, wird nackt, aber mit Hut am Kopf erhängt, während Jakob Jäger den berühmten Hasen einem nicht weniger berühmten Anwalt auf seiner Jacht entwendet und zurück nach Österreich bringt, wo er den Direktor aus der Bedrängnis rettet, die Polizei duchsucht schon seine Villa und der gesteht ihm dann, daß er sich gelegentlich zu seinem Kunstvergnügen ein kleines Original mit in seine Villa nimmt.
So weit der Ausflug in die Welt der Kunst und in die der Sommerkrimis, die zeigen, wie sich die banale Wirklichkeit literarisch gestalten läßt. Und da läßt es sich herrlich zu Anni Bürkl hinüberleiten, die ja auch Serienkrimis schreibt und den ersten ihrer neuen Reihe am 28. 7. im Literaturbuffet präsentieren wird.
Da werde ich mir dann wieder ein Krimivergnügen leisten, das ja sehr vergnüglich ist, inzwischen verlasse ich meine Sommerfrische, um für zehn Tage in der hohen Tatra Berge zu besteigen.
Anni Bürkl hat meinen Hinweis auf den Sommerworkshop des Autorenhausverlags netterweise mit ihren Romanworkshops in Gars am Kamp im Aktiv-Vital-Resort Willi Dungl verlinkt.
Ich weiß zwar nicht, wieviele Teilnehmer sich über meinen Blog bei ihr anmelden, so ein Sommerkurs bei gesunder Küche und guter Luft ist aber sicherlich sehr anregend.
Ich habe es aber auch ganz fein in meiner Sommerfrische und für alle, die es genauer wissen wollen:
Der Rohentwurf der „Sophie Hunger“ ist gestern mit 83 Szenen und 119 Seiten fertig geworden.
Da bin ich doch ganz gut im Zeitplan geblieben. Das geht schon irgendwie automatisch und jetzt kann ich ihn, wie es die Schreibschulen raten, zwei Wochen liegen lassen, bevor ich ihn mir, vom Urlaub zurückgekommen, durchnehme und schaue, wie weit er sich literarisch aufpäppeln läßt.
Damit vielleicht doch einmal etwas wird aus meiner Literatur. Aber eigentlich bin ich ganz zufrieden und es hat auch Spaß gemacht.
2009-07-16
Jäger auf Hasenjagd
2 Kommentare »
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Ich lese hier immer sehr gern mit aber nun schweigt das Geflüster. Was ist passiert?
Kommentar von Stefanie Dotzauer — 2009-07-26 @ 14:48 |
Das war der Urlaub, aber jetzt gehts wieder los
Kommentar von jancak — 2009-07-27 @ 20:38 |