Unter dem Namen „Schreibbar 2009“ sucht der neue newsboard.at Literaturwettbewerb Kurzgeschichten zum Sommer 2009 mit Texten über Festivals, Musik, Events und allem was Drumherum pasiert von Menschen bis zu siebenundzwanzig Jahren, die in Niederösterreich oder Wien leben.
Cornelia Travnicek und ein Germanistikstudent, der hoffentlich Elfriede Gerstl kennt, sind unter anderem in der Jury, der Einsendeschluß ist der 30. August und ich liege altersmäßig natürlich weit darüber, habe das Ganze aber der Anna schmackhaft machen wollen, die mir daraufhin ihren Namen als Ghostwriterin angeboten hat, aber über die Sommerfrische in St. Pölten läßt es sich auch schreiben, wenn man sechsundfünfzig wird, eine Wohnung im Haus der Schwiegereltern zur Verfügung hat und dort nach einigen Pendeljahren den Sommer, mit zwei regelmäßigen Praxistagen in Wien pro Woche, verbringt.
„Ist dir das nicht zu fad?“, hat mich meine Tochter Anna vor ein paar Jahren gefragt, die, seit sie in ihren ersten Lebensjahren von St. Pölten nach Wien pendeln mußte, mit dieser Stadt nicht viel anfangen kann und Harland liegt noch sieben Kilometer außerhalb und wenn ich am Abend zwischen den Feldern Rad fahre, fahre ich manchmal einem Hasen nach.
Ist es nicht, denn Land und Stadt tun ja viel für den Freizeitcharakter und es kommt von Jahr zu Jahr eine Attraktion dazu und so fahre ich viel Rad in meiner Sommerfrische.
An der Traisen entlang nach St. Pölten, um beim Lidl einzukaufen, damit das Ganze nicht teurer als das Wiener Leben kommt und dort gibt es jetzt auch, wie es Irmgard Gelter nannte, einen Freizeitpark. Nämlich den Ratzersdorfersee, den ich ich schon länger kenne und an dem ich, als ich noch in Harland wohnte und täglich zu meinem Vater nach Wien pendelte, an praxisfreien Tagen gesessen bin, um an meinem Romanfragment „Schizophrenie oder Reden wir miteinander“ zu schreiben und dazwischen auf Anna und ihre Freundinnen aufzupassen.
Inzwischen gibt es auch die Viehhofner Seen mit dem Aussichtsturm und der Verbindungsbrücke, damit man zwei Seerunden drehen kann. Die „Seedose“ ist ein Kultlokal und Anfang Juli gibt es auch die Kultkonzerte, die Stadt und Umgebung in eine Lautwolke verwandeln und in Zelten auf den Wiesen campiert die Jugend in Hundertschaften, die dann am Weg sitzt, friedlich vor sich hinraucht und die Radfahrerin hindert in die Kremsergasse zu ihren Thalia-Buchabverkauf zu kommen. Die Feldhasen hoppeln davon.
Den Klangturm gibt es auch und da bin ich im Vorjahr mehrmals hinauf gefahren und durch die Ausstellungen, besonders in die von Otto M. Zykan, die mich sehr beeindruckte, gegangen und als ich das heuer wiederholen wollte, stand ich vor einer versperrten Tür.
„Wetterbedingt bis auf Weiteres geschlossen!“, was auch das Informationscenter mit den vielen Broschüren, Zeitschriften und Veranstaltungstips betraf und der Ausblick von oben ist wirklich wunderschön.
Die Aussichtswarte beim Viehhofner See gibt es aber immer noch und dort ist auch das Traisencenter in dem ich manchmal gern flaniere, mit seiner Schokothek und der verbilligten Schokolade und vor einigen Jahren konnte man sich in der Traisenapotheke an der Vitaminbar auch mit Gratis Vitaminprodukten erfrischen, was vorwiegend die älteren Männer taten, so daß die Ginseng Flasche leer war, wenn ich am Abend eintraf.
Auf der anderen Seite geht es zur Rudolfshöhe, dort wandere ich an den Sonntagen mit dem Alfred zum Mittagessen oder am Nachmittag regelmäßig hin. Nach Wilhelmsburg, wo es einen schattingen Platz bei der Kirche gibt, da sieht man dann den Herrn Pfarrer im Talar mit dem Hund spazieren gehen und in der Buchabverkaufskiste beim Schreibwarengeschäft, den Libro gibt es ja nicht mehr, liegen ein paar verstaubte Ein Euro Bücher und ein teurerer Schreiblernkurs von einer etwas anrüchigen Selbstzahl-Gesellschaft herum.
In Ochsenburg gibt es das Schloß mit der Schubertbank und der Schubertgedenktafel, dort wandere ich auch gern hinauf und dann gibt es die St. Georgener Runde, wo man auf verschwiegenen Wegen am Sportplatz und an einem Haus vorbei, vor dem meist ein Caritas Hauskrankenpflege Bus steht, zur Haltestelle von St. Georgen kommt. Das sind die Radfahrrunden, die ich ein bis zweimal täglich an der Traisen, durch die Felder drehe.
Nach dem Ratzersdorfersee gibt es noch einen Naturlehrpfad, den außer mir nicht viele zu betreten scheinen, so daß er langsam verfällt, aber ein Erlebnis mit seinen verwachsenen Wegen und der Brücke ist, auf der man, wenn man darüber geht, die Schwäne gut beobachten kann.
Manchmal fahre ich bis nach Herzogenburg und in Traisen auf der anderen Seite war ich auch einmal. Aber da muß man den Fluß bei Wilhelmsburg verlassen und weiter zwischen den Feldern fahren.
Ansonsten schreiben, korrigieren und natürlich lesen.
Habe ich im Wohnzimmer ja den größten Teil meiner fünftausend Bücher, die geerbte Büchergilde Gutenberg Bibliothek meines Vaters und die SUB-Stapel, die sich von den Thalia Sommerabverkäufen angesammelt haben.
Im Jahr 2004, als ich mich noch stark bei den Standard Gewinnspielen beteiligt und auch viel gewonnen habe, wurde einmal ein Platz in einer Sommerschreibwerkstatt verlost, den ich nicht bekommen habe, nur das Angebot, ihn mir mit zehn Prozent Ermäßigung selbst zu leisten.
Ich bin natürlich nicht gefahren, wollte mir in Harland aber eine eigene Schreibwerkstatt machen und bin daran gescheitert, weil mir außer den Bachmann Texten und dem Lesen eines Kriminalromans nicht viel eingefallen ist, wie das zu tun ist.
Jetzt gibt es den Sommerworkshop des Autorenhaus Verlags von Bonni Goldbergs Buch „Raum zum Schreiben“ mit den 200 kurzen Schreibimpulsen, die man sich mit einem Notizbuch herrlich auf die Radfahrten und zu den Seen mitnehmen kann.
Daß ich mich selber an die Traisen setzen und über Wolken, Steine, Blumen, Wetter, fit und fun und Sommerfrische schreiben kann, ist mir damals nicht eingefallen.
Jetzt bin ich auch da gescheiter. Man kann sich also weiterentwickeln, auch wenn mir das Christa Nebenführ nicht glauben will und vor einigen Jahren hat Ruth Aspöck Ende Juni zu einem Saisonabschlußfest in der Burggasse und ein paar Tage später zu einem Sommerfest in ihrem damaligen Verlagssitz in St. Peter am Wimberg geladen und dazu erwähnt, daß das früher die Salons so praktizierten, bevor man aufs Land zur Sommerfrische fuhr.
Die Sommerfrische in Harland bei St. Pölten ist also, wie ich selbst wahrscheinlich, etwas altmodisch Anachronistisches, aber sehr erholsam und sparen bzw. den Konsum verweigern, läßt sich herrlich auch dabei.
2009-07-30
Fit und fun und Sommerfrische
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