Literaturgefluester

2009-08-12

Depression

Filed under: Uncategorized — jancak @ 21:39

Als ich gestern meine Cousine Irmi in ihrer neuen Wohnung besuchte, hat sie mich eine Viertelstunde warten lassen, weil sie dachte, wir hätten uns, um zwölf, statt um elf verabredet, dabei bin ich extra mit Bus und U-Bahn gefahren, weil ich um zehn noch eine Stunde hatte. Dafür ist dann um drei die Klientin, die ich am Montag erwartet hatte, gekommen, als ich noch auf dem Heimweg war und während ich auf meine sechs Uhr Klientin gewartet habe, die sich leider verschlafen hat, habe ich den „Aktuellen Korrigierbericht“ geschrieben, mit dem ich nicht zufrieden war, weil ich dachte „Es wird ja nichts, ich kann es nicht und und …“
Ich bin nun einmal ungeduldig, warte nicht gern und es ärgert mich, wenn etwas nicht gelingt!
Dann bin ich mit dem Alfred nach Harland gefahren, habe den Blogeintrag bearbeitet und ihn doch in etwa hinbekommen und heute morgen bin ich mit „Lagerfeuer“ in die Badewanne gegangen, weil ich gedacht habe, das sollte ich morgen besprechen, weil mich „Leselustfrust“ animiert, ein bißchen mehr zu lesen.
Dann bin ich Rad gefahren, dabei ist mir eingefallen, daß mir Alfred am Montag sagte, daß der jiddische Dichter Josef Burg in Czernowitz, siebenundneunzigjähig an einem Schlaganfall verstorben ist und Alfred hat mir im Mai in Krems auch seine „Begegnungen, eine Karpatenreise“ gekauft und das Büchlein liegt ganz oben auf meinem Harlander Bücherstapel.
Also habe ich umdisponiert, verschiebe das „Lagerfeuer“ etwas, vielleicht schaffe ich es trotzdem morgen, bevor ich am Freitag nach Bratislava fahre und das Buch des alten Mannes lese, der mir durch die Theodor Kramer Gesellschaft und Konstantin Kaiser ein Begriff ist.
„Eine untergegangene Legende, der letzte jiddische Dichter!“, steht in den Nachrufen und das Buch, das von Beate Petras aus dem Jiddischen übersetzt wurde, handelt von einer Reise in einem modernen Autobus, die der Dichter in den Achtzigerjahren durch das transkarpatische Flachland machte und dabei Orte wie Kolomej, Jassinija, Chust, Mukatschewo und Ushgorod aufsuchte.
Dabei immer wieder von den Annehmlichkeiten des modernen Lebens, wie dem modernen Cafe in Kolomej mit seinen bunten Schirmen, die wie riesige Blüten aufgestellt sind, während die Menschen an den Marmortischen den schwarzen Kaffee schlürfen, schwärmt. Er geht zum Kiosk, kauft sich die neue Ausgabe von „Sowjetisch Hejmland“ und spricht dabei eine Lehrerin für russische Literatur an, die dasselbe tut.
So kommt es immer wieder zu Begegnungen mit Menschen in diesen Städten, die jiddisch sprechen oder von der schrecklichen Vergangenheit erzählen, als die Juden in den Karpaten von den Nazis ermordet wurden.
Mit Iwan Gawrilowitsch, der ein breites Jiddisch spricht, stellt er sich vor dem Regen unter und der erzählt ihm, daß er das aus der Zeit kennt, als im Dorf noch die jüdischen Familien lebten.
In der alten Chuster Synagoge trifft er einen ungarischen Juden im schwarzen gegürteten Mantel, einen ehemaligen Schneider, der im Alter begonnen hat, Gott zu dienen, der ihn zu Sascha Lasarowitsch führt, dessen Töchterlein Rochele, die jiddische Muttersprache ins einundzwanzigste Jahrhundert weiterführen wird.
So kommt es zu Begegnungen auf dieser Fahrt durch die Karparten mit Gelehrten, die die jiddische Sprache und die Geschichte weitergeben werden, aber auch mit solchen, die das Jiddisch nur als Jargon bezeichnen und mit denen Josef Burg in dem vierzehnstöckigen modernsten Hotel in Ushgerod nicht warm werden konnte, während er sich an die Zeit erinnerte, als er 1938 aus Österreich, wo er damals studierte, über Prag flüchtete und in Munkatsch während des Pessachfestes in einem christlichen Teehaus Brot aß, was ein frommer Jude nicht darf.
Ein sehr interessantes Büchlein, diese Reise durch die Karpaten, des letzten jiddischen Dichters, mit dem ich von Josef Burg Abschied nahm und auch meine Depression überwand, denn heute hat auch „Leselustfrust“ seinen zweiten Bloggeburtstag gefeiert und die Leser aufgerufen, mitzuteilen, was und wo sie gerne lesen. Man kann die gute Zotter Kafka Käfer Schokolade dabei gewinnen.
Nun denn, ich lese gern und viel und immer mehr auch literarische Blogs, wie eben diesen und das Korrigieren, das ich am Nachmittag machte, ist auch recht gut gegangen.
Denn der letzte Teil der Geschichte hat mir wieder besser gefallen, im zweiten Drittel gibt es Stellen, mit denen ich noch unzufrieden bin. Dafür gibt es die Korrigierarbeit und meine treue Leserin Maria Heidegger hat sich wieder gemeldet und mich auf ein Problem aufmerksam gemacht, das ich ohnehin die ganze Zeit vor mir herschleppe, nämlich, daß es eine Schweizer Musikerin namens Sophie Hunger gibt.
Ja, das Problem mit den schönen Namen, die schon die anderen haben, ist mir bekannt.
Beim „Verrückten Traum der Thea Leitner“ werde ich auch noch manchmal darauf angesprochen, daß es eine Thea Leitner gibt und bei „Möwenflug oder Sedelmayers Begegnungen“ hat mir die Trix erklärt, daß das ein bayrischer Schauspieler ist.
Daß es diese Musikerin gibt, weiß ich, weil ich manchmal ihren Suchdienst auf meiner Seite habe und ich habe auch schon gedacht, die Sophie in eine Marie oder Amalie umzubenennen und kann das auch noch tun, ich bin ja noch beim Korrigieren.
Zwar nicht gern, weil das ein klingender Name ist und „Sophie Hunger“ zu der „Krisenwelt“ auch gut passt, wenn mich aber alle fragen „Ich kenne die „Sophie Hunger“, was hat denn das mit der Musikerin zu tun?“ ist das auch nicht gut.
Höchstwahrscheinlich wird es zwar irgendwo auch eine Marie oder eine Amalie Hunger geben.
Nun ja, ich habe Zeit, mich zu entscheiden, zwar habe ich das erste Kapitel schon an Christoph Kepplinger bezüglich der Volksstimmeanthologie geschickt, aber Chistoph Kepplinger ist ja Germanist und kann mich beraten, ob ich es ändern soll.

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