Über das Schreiben lernen bin ich meiner treuen Leserin noch eine Antwort schuldig. Ich habe zwar immer wieder auf diesen Seiten ein paar Andeutungen gemacht, wie ich zum Schreiben lernen stehe, da wir uns aber noch im Sommerloch befinden, das Ganze zu einem Artikel zusammengefaßt. Wieso ich Schreibratgeber lese, wollte Frau Heidegger wissen und ob ich glaube, daß man damit das Schreiben lernen kann?
Ja, aber ich kann es schon ein bißchen, was nicht heißt, daß ich nicht glaube, daß ich solange ich schreibe, weiterlernen werde und ich beschäftige mich auch sehr damit, weil es mich interessiert und ich wahrscheinlich wegen der fehlenden Anerkennung sehr davon besessen bin.
Als ich vor sechsunddreißig Jahren mit dem literarischen Schreiben begann, war man der Meinung, daß man es nicht lernen kann und die kreativen Schreibeschulen gab es nur in England und Amerika.
Aber natürlich muß man es trotzdem irgendwie lernen und das habe ich auch getan.
Nach meiner Matura, 1973, habe ich sehr euphorisch, die erste Erzählung hingelegt, ich glaube, es ging um eine Hure und um eine Nonne, natürlich nie veröffentlicht und auch nicht korrigiert, aber zu Ende geschrieben und sogar ziemlich flüssig. Dann war ich einige Jahre ziemlich allein, bis ich 1979 in den Arbeitskreis schreibender Frauen gestoßen bin, der irgendwie ein Vorläufer von dem war, was man heute Literatursalon nennt. Bei Anni Bürkl muß man aber zahlen, beim Bund demokratischer Frauen war es gratis, dafür ein bißchen politisch ausgerichtet und die Kritik, die dort geübt wurde, war, würde ich behaupten auch nicht konstruktiv. Da war ich ein paar Jahre und habe ansonsten ziemlich allein vor mich hingeschrieben. Denn es gab ja niemanden, der mir sagte, wie man es macht. Dann bin ich irgendwann auf dieses Fernstudium der Axel Andersson Akademie oder so gestoßen und habe mir die Unterlagen zuschicken lassen, natürlich ohne daran zu denken, das wirklich zu buchen.
Die fünzehn goldenen Regeln des Schreibens, die man da bekam, habe ich aber sehr studiert.
Dann kamen meine ersten Veröffentlichungen und mein erster Preis bei diesem Jugend und Volk Wettbewerb dieses frauenspezifischen Kinderbuches „Mädchen dürfen pfeifen, Buben dürfen weinen“, meine GAV Mitgliedschaft und 2000 habe ich das erste Mal einen der hinteren Luitpold Stern Preise gewonnen und bin von der Gewerkschaft zu einer Schreibwerkstatt eingeladen worden, zu der ich ca. eineinhalb Jahre gegangen bin, obwohl ich damals schon schreiben zu können glaubte, fand es aber trotzdem interessant. Evelyn Haas hat es moderiert und auch mitgeschrieben, es gab immer ein Thema bzw. einen Schreibimpuls, alle haben es dann vorgelesen, es wurde geklatscht, nicht kritisiert, was ich als sehr angenehm empfunden habe. Es war zum Beispiel eine Frau dabei, die sich schwer beim Schreiben getan hat, aber keiner hat ihr gesagt, daß sie schlecht schreibt, das war auch nicht nötig, finde ich.
Petra Öllinger habe ich dabei getroffen, die inzwischen eigene Schreibwerkstätten macht. Denn das machen jetzt viele Autoren, ihr Wissen in Volkshochschulen an Interessierte weiterzugeben und man kennt inzwischen auch die kreativen Writingkurse aus Amerika.
Mein erstes und einziges Schreiblernbuch, das ich mir gekauft habe, ist das von James N. Frey „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt“ und dann habe ich mir einmal auch aus Leipzig „Das Nähkästchen erfolgreich schreiben“, der Cornelia Goethe Akademie, eines vielleicht umstrittenen Zuschußverlages samt Schreibfernkurs mitgenommen. Dafür habe ich auch einmal ein kostenloses Stipendium gerade nicht gewonnen.
Dann hat mich Erika Kronabitter 2005 zu dieser Text und Kritik Werkstatt nach Vorarlberg eingeladen, wo man einen Text vorgelesen hat, der im kleinen Kreis diskutiert wurde, nicht öffentlich, wie in Klagenfurt und ehe ichs vergesse im Jägermayrhof in Linz, veranstaltet im Rahmen des Max von der Grün Preises zur Literatur der Arbeitswelt, war ich 1987 auch einmal bei einer solchen Textwerkstatt.
Beide Schreibwerkstätten waren interessant und ich habe viel gelernt dabei. In Vorarlberg habe ich aus den „Fluchtbewegungen“ gelesen, in Linz meine „Slavica“ Geschichte, mit der ich 1989 nach Klagenfurt zum Preis der Arbeit eingeladen wurde und wieder nicht gewonnen habe.
Inzwischen gibt es, wie erwähnt, an den Volkshochschulen viele Schreiblernkurse, es gibt die Schule für Dichtung, das Leipziger Literaturinstitut, aber das gab es schon DDR Zeiten und gibts jetzt wieder unter Josef Haslinger und richtet sich an die professionell Schreibenden, man wird ausgewählt, wie beim Klagenfurter Literaturkurs und da kommt dann auch die Nähe zu den Verlagen dazu und daß man, wenn man dort ist, wahrscheinlich leichter beim Bachmannpreis lesen darf.
Inzwischen gibt es auch das Internet und die literarischen Blogs und die verfolge ich seit zwei, drei Jahren ziemlich intensiv, denn da gibt es einiges Interessantes.
Anni Bürkls Texte und Tee oder die Schreibwerkstatt bzw. Jaqueline Nagls schriftsteller-werden.de z.B., die habe ich schon oft erwähnt. Im vorigen Jahr habe ich das „Ein Roman in einem Jahr“ Projekt vom Autorenhaus Verlag verfolgt und interessant gefunden.
Interessant ist auch der Blog von Julia Kröhn und da gibt es einen ziemlich aktuellen Artikel in dem sie beschreibt, daß es beim Schreiben um die Kondition geht. Die Idee, damit reich und berühmt zu werden ist ja schnell da. Aber dann sitzt man vor dem leeren Blatt, merkt seine Grenzen und gibt entweder auf oder macht weiter, solange bis man es kann und das tue ich seit sechsunddreißig Jahren und bin damit schon ein schönes Stück vorangekommen, aber natürlich liegt höchstwahrscheinlich noch ein genauso schönes Stück vor mir. Ich freue mich darauf, schreibe bemüht und fleißig weiter und bin wahrscheinlich eine Grenzgängerin in Sachen Literatur, eine zwischen E und U.
2009-08-25
Schreiben lernen
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