Nach einem zurückbekommenen Mail, in dem ich meine Befindlichkeit bezüglich der Donnerstagslesung ausdrücken wollte, war ich dieses Wochenende auf dem Volksstimmefest, wo die Gruppendynamik glücklicherweise etwas besser war.
Das Wetter war auch schön, am Sonntag mehr, am Samstag weniger, wo es meistens regnet und die zwanzig Jahre danach haben auch für mich einen realen Bezug.
Habe ich ja ab 1989 mehr oder minder regelmäßig beim linken Wort gelesen. Am Samstag auf der European Left-Bühne, die einmal Jura-Soyfer-Bühne hieß, da gab es auch lange Zeit das berühmte Jura Soyfer Portrait zu sehen.
Das Thema, zu dem es bald eine Anthologie geben soll, heißt „Wir retten ein System“, deshalb habe ich mir auch den Beginn von „Sophie Hungers Krisenwelt“ ausgesucht, weil die ja ihre Ich-AG zu retten versucht, obwohl es ein eher kurzes Kapitel ist.
Beim Korrigieren letzte Woche habe ich zwar gedacht, daß eine der Felix Baum Szenen auch gut passen würde, es kam aber die Information, daß die Texte bereits layoutiert werden und Roman Gutsch hat mir auch die Fahnen am Samstag übergeben, so daß ich die verlesen habe.

Lesung
Die Textzusammenstellung war wieder interessant, eine gelungene Mischung von neuen jungen und schon bekannten Linke-Wort Autoren.
So hat Güni Noggler mit einem sehr politischen Text begonnen, in dem es um die Innenministerin, die Gewalt in der Familie und das Komatrinken ging, dann wurde es poetisch mit Stephan Schmitzer, dem Grazer Jungautor, der mit Max Höfler, ebenfalls ein junger Grazer, den ich von „Rund um die Burg“ kenne, weil er dort einmal einen Poetry Slam gewonnen hat, lesen sollte. Aber der war nicht da, sondern hat eine „Golem“ genante Roboterpuppe, neben mich setzen lassen und Stephan Schmitzer hat das Tonband bedient. Junge experimentelle Textlyrik. Dann kam ich mit meiner Ich-AG, der Freisetzung einer Lektorin, die sich daraufhin totzustellen versucht.
Nach mir las Hilde Schmölzer über die Öko-Feministinnen, die die Krise schon vor dreizehn Jahren voraussagten und Alternativen dazu anzubieten hätten, danach kam Hilde Langthaler mit den „Schinkenfleckerln“, die ihre kleine Großmutter in den Dreißigerjahren der ersten Wirtschaftskrise immer kochte. Fritz Spielmann hat das Lied dazu geschrieben, das Hermann Leopoldi gesungen hat.
Manfred Bauer las aus seinem dritten Krimi und zwar wird ein Kind in Bad Tatzmannsdorf aus einem Zirkus entführt und natürlich sollen es die Zigeuner gewesen sein.
Helmut Rizys Text „Operation Ruhe und Ordnung“, bezog sich auf die Unruhen und die Gewaltattacken, die der Maiaufmarsch heuer in Linz auslöste. Dann gabs noch Martin Just „Frederic und Friederike und wie es mit der Revolution doch (nicht) funktionieren kann“ und die Literaturgruppe Narrenfreiheit.
Die Lesung von Irina Valtscheva ist ausgefallen, weil sie ein Opfer von Sky-Europe wurde, was für die Wirtschaftskrise, bzw. die Systemrettung auch ganz schön bezeichnend ist und Lidio Mosca Bustamante hat am Sonntag gelesen.
Nachher gabs Kaffee und Kuchen und am Abend auf der diesmaligen Jury-Soyfa-Bühne, die Schmetterlinge – Collage „Jura Soyfer – verdrängte Jahre“, die der Alfred schon in der Volkshochschule gesehen hat. Das war wieder interessant, die erste Krise pur, nur das Dachau Lied wurde ausgelassen, weil es nicht zu dem Lärm, den der Vergnügungspark gegenüber auslöste, passte und am Sonntag ging es weiter mit dem Linken Wort.
Da bin ich zwar zu spät gekommen, so daß ich Lale Rodgarkia-Dara ganz und Christoph Aistleitner fast versäumte.
Josef Haslinger hat in seinem „Jammern für Europa“ darüber gelesen, wie er als Kind mit seinem Vater einen Ausflug an die tschechoslowakische Grenze machte, um hinüber zu sehen, wo die Großmutter herstammte, während er jetzt mit Auto oder Zug wöchentlich über Prag nach Leipzig fährt, dort nach Lust und Laune aussteigt, um mit einer Pager Schriftstellerin Kaffee zu trinken, bzw. dreißig Euro Verwaltungsstrafe zahlen muß, wenn er seinen Personalausweis vergessen hat, weil der Polizist oder Grenzer bei der Kontrolle nicht an seinem Führerschein erkennen kann, ob er ein Europäer ist.
Elfriede Haslehner hatte eine beklemmende utopische Geschichte namens „Geisterfahrer“ von Männern mit Dreitagebärten und Frauen mit zerrauften Haaren, die mit ihren Autos im Kreis herumfahren, weil es auf der Insel zuviele Autos, aber keine Parkplätze gibt und Eugenie Kain hat sich noch einmal auf den Linzer Maiaufmarsch bezogen.
Die junge Autorengruppe waren Ursula Knoll und Florian Haderer, die mir sehr professionell vorgekommen sind. Phillip Hautmanns Roman klang fast wie ein Parteiprogramm. Gerald Grassl berichtete, wie man mit Verstand und Computer Spielcasinos knacken kann, Christian Schreibmüller und Eugen Bartmer hatten Balladen und den Abschluß bildete wieder Rolf Schwendter mit seinem „Wir retten das System“ – Poem.
Der gab mir gleich das Programm für die Poet-Night am Samstag. Interessant für alle, die wissen wollen, wann ich lese, weil sie mich und meinen „Wunderbaren Tintentraum“ hören wollen. Es wird um 16.45 sein. Man muß wegen mir also nicht lang aufbleiben, ich bin die fünfte. Nach mir gibts aber noch bis zwei Uhr früh ein dichtes Programm mit vielen bekannten oder unbekannten Namen und Gedenklesungen für Elfriede Gerstl und Gert Jonke, die beide regelmäßig bei der Poet-Night aufgetreten sind.
Am Volksstimmefest gabs noch mal Kaffee und Kuchen, diesmal eine sehr gute Lemonen-Chili-Torte und ein Konzert vom Kollegium Kalksburg mit einem Auftritt von Antonio Fian als Special Guest mit einem Dramolett vom vorletzten Wiener 1. Mai und einem „Völker hört die Signale, auf zu einer rauchfreien Welt!“
Und als ich vorhin meine mails aufmachte, kam von Jaqueline Vellguth die Nachricht, daß ich beim Traumtintenwettbewerb, einen der Zusatzpreise für die Verknüpfung gewonnen habe. Die Siegertexte kann man sich auf der Schreibwerkstatt.de ansehen.
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