Weihnachten 2000
Blaue Schokoladeweihnachtsmänner von der Marke Kleiderbauer auf der Wiener Mariahilferstraße in den Mund gesteckt bekommen
Weihnachtsvernichtungsparty wünscht sich der junge Mann, um den Sehnsuchtswünschen seiner Freundin zu entkommen und erzählt mir davon
Weihnachtsstreß, Hektik, Leistungsdruck und nachher überfüllte Frauenhäuser und lange Wartelisten hat der psychosoziale Dienst
und Josef und Maria aus Argentinien bekommen bei uns ganz bestimmt kein Asyl
Weihnachten ich mag dich nicht, ich hasse dich, will dir entfliehen, es vermeiden, lautet der Standardsatz, den man in diesen Tagen überall gequält hören kann
und dennoch, trotzdem:
die eigenen Erinnerungen waren nicht positiv und an das Christkind habe ich auch nie geglaubt, soweit ich mich erinnern kann
das Konsumierenmüssen, das habe ich mir inzwischen perfekt abgewöhnt, halte mich für eine wahre Meisterin des Konsumverzichts
und dennoch, trotzdem, widerspreche ich dem jungen Mann und gehe auch nicht zur alternativen Christmasbeachparty des Frauenzentrums und nach Mallorca habe ich keinen Flug gebucht
stattdessen gehe ich in meine Küche, backe dort ein Blech Vanillekipferln, trinke Punsch und denke still und heimlich und dennoch selbstbewußt: Weihnachten ist trotzdem schön!
Enthalten ist das Gedicht im „Best of“ – Das Eva Jancak Lesebuch -Texte der letzten Jahre, Novum-Druck, 2003
Da gibt es unter anderen zwischen 1995 und 2001 entstandenen Texten, auch den „Adventkalender“, einen zweiten Weihnachtstext in Prosaform.
Obwohl Weihnachten schon fast vorüber ist, ich habe noch ein paar Exemplare, wer es lesen will, dem kann ich es empfehlen.
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