„Der Weltensammler“ ist der zweite Roman des in Bulgarien geborenen, derzeit in Wien lebenden Autors Ilija Trojanow, der dafür 2006 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet wurde. Er wurde, wie im Vorwort steht, vom Leben und Werk des von 1821-1890 lebenden Forschers Richard Francis Burton dazu inspiriert.
Ilija Trojanow ist dafür, wie ich 2006 und auch später hörte, den Reisespuren Burtons nachgefahren, hat lange an den bewußten Orten gelebt und auch sehr lang dafür recherchiert.
2007, als wir bei Ruth Aspöcks Donauradkarawane teilnahmen, gab es in der alten Schmiede drei Abende über die Orte, die Personen und sonstigen Recherchen Trojanows zu diesem Roman.
Leider konnte ich nur am ersten teilnehmen, weil wir am nächsten Tag zuerst nach St. Pölten gefahren sind und dann nach Ybbs, um mit den Rad zehn Tage bis nach Regensburg mitzufahren.
Buch und Autor wurden ab 2006 sehr berühmt. Bestseller, steht am Umschlagsbild und ich habe es 2007 vom Alfred zu Weihnachten geschenkt bekommen.
Seither lag es am Harlander SUB-Stapel, denn Abenteuerromane interessieren mich nicht so besonders und reisefreudig bin ich im Gegensatz zu Alfred und seinen Eltern auch nicht sehr.
Aber ich kenne den Autor persönlich, denn als es die Literatur im März, das letzte Mal mit dem Thema „Südafrika“ gab, ist er gerade von Kapstadt nach Wien übersiedelt und hat mitkuratiert.
Seither tritt er öfter in Wien auf, hat zum Beispiel die erste Buch Wien eröffnet und gerade ist sein erstes Buch „Die Welt ist groß und Rettung lauert überall“ verfilmt worden. Ich hatte Karten für die Premiere und habe mit ihm über den Film geredet.
Und als Herta Müller im November bei der Literatur im Herbst nicht gelesen hat, hat er es für sie getan.
Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt. Im ersten geht es um Britisch Indien. Da lernt der britische Offizier alle indischen Sprachen, hat eine Liebespriesterin als Geliebte und macht, als Muslim verkleidet, verschiedene Exkursionen durch das Land. Im zweiten Teil, Arabien, begibt er sich in dieser Verkleidung auf die Hadj, während er im dritten Teil, Ostafrika, für die Royal Geographical Society den Ursprung des Nils erkundet, und in einer Rahmenhandlung, die in Triest spielt, wird sein Sterben beschrieben, nach dem seine Gattin veranlasste, daß er als Katholik begraben werden soll, während sich über seinem Totenbett eine persische Kalligraphie mit der Inschrift „Auch dies wird vergehen“ befand.
Erzähltechnisch löst Ilija Trojanow das Welt- und Machtproblem auf die Weise, daß er in den drei Teilen, abwechselnd jeweils Richard Burton zu Wort kommen läßt und dann immer die einheimischen Stimmen, die aus ihrer Sicht erzählen.
So möchte im ersten Teil sein Diener Naukaram, nachdem er aus England zurückgekehrt ist, einen neuen Job finden und sucht daher einen Schreiber auf, dem er, damit er ihm eine Empfehlung schreiben kann, seine Erfahrungen mit Burton Saheb erzählt.
Im zweiten Teil werden sämtliche Personen, mit denen Burton während der Hadj Kontakt gehabt hat, vom Gouverneur von Djidda und der Hijaz verhört, während im dritten Teil der alte Sidi Mubarak Bombay, ein ehemaliger Sklave, seinem Enkel und den Männern im Hof seines Hauses die Geschichte erzählt, in der er, um an seine Wurzeln zurückzukehren, Bwana Burke und Bwana Speke an den Ursprung des Nils führte und deren Expedition leitete.
Sehr gründlich recherchiert und sehr bedächtig mit viel Wissen des Kosmopoliten, der in vielen Ländern gelebt hat und viele Sprachen spricht, geschrieben und so ist eine spannende Geschichte daraus geworden, die den 1965 geborenen Autor berühmt machte und mir einige interessante Badezimmerstunden in den Weihnachtstagen 2009 bescherte, in denen sich viel übers Recherchieren, Romanschreiben, Weltreligionen und Weltgeschichte erfahren ließ.
2009-12-27
Der Weltensammler
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