Von Trude Kloiber mit der ich in die Schule gegangen bin und die gegenüber wohnt Evelyn Schlags, 2006 erschienener Roman „Architektur einer Liebe“, zum Geburtstag bekommen. Ich war vor ein paar Jahren auch bei der Lesung in der alten Schmiede und es ist, wie in der Beschreibung steht, die Geschichte einer Liebe in Zeiten des globalisierten Kulturbetriebs.
Jedenfalls ist Toria Monti, die berühmte fünfzigjährige Architektin, eine sehr beschäftigte Frau, Italienerin, deren Familie lange in Ägypten lebte, jetzt wohnt sie in Paris, reist aber ständig in der Welt herum, um zu ihren Ausschreibungen, Aufträgen, Vorträgen zu kommen und so kommt sie auch nach St. Petersburg, denn da will sie sich an der Ausschreibung des Neubaus des Mariinskij-Theaters beteiligen und begleitet die Architekturstudentin Natascha, der sie ein Stipendium verschaffte, zu ihrer Mutter, um dann allein in die Erimitage zu gehen und dort mit einem interessanten Fremden Blicke zu tauschen.
Der ist ein nicht so bekannter Wiener Archtekt namens Wolf Lewinter, der mit seinem Neffen ein kleines Architekturbüro betreibt und seinen zehnjährigen altklugen Sohn Christoph betreut mit dessen Mutter Franziska er nicht verheiratet ist. Es gibt eine Freundin namens Ilse und eine Mutter, während Toria Kontakt zu ihrer Mailänder Familie hält, z.B. ihren Bruder Filippo, der Arzt ist, anruft, wenn sie beim Joggen im Jardin de Luxenbourg ein halbes Tagpfauenauge verschluckt und von ihm wissen will, ob Schmetterlinge giftig sind?
Toria hat ebenfalls einen Liebhaber, leidet an Panikattacken und trifft Wolf in Philadelphia wieder, weil der dort an einem Kongreß für regionale Architekten teilnimmt, den sie eröffnen soll und die globalisierte Liebe beginnt.
Das Buch ist in zehn Kapiteln geschrieben, abwechselnd ist eines Toria, eines Wolf gewidmet und das Lesen ist ein bißchen anstrengend, denn es passiert sehr viel im Leben dieser beiden, die schon viel erlebt und viel zu tun haben.
Wolf ist mit Christoph beschäftigt und besucht mit seiner Mutter und Franziska, die Weihnachtsschulaufführung, während Toria mit ihrer Mutter in Mailand den Christbaum schmückt und dabei erfährt, daß sie gar nicht die Tochter des italienischen Arztes ist, der in Alexandria eine Praxis hatte, sondern eines Klavierlehrers, Sohn russischer Emigranten aus St. Petersburg, weil die Mutter nach der Geburt des Bruders eine Depression erlitt, für die die Ärzte damals noch kein Verständnis hatten, so reist Toria, die die Ausschreibung doch nicht gewonnen hat, mit ihren Bruder nach Alexandria, um ihres Vaters Grab zu suchen, auf den Spuren einer ägyptischen Feministin namens Dora Shafiq ist sie auch…
Sehr verwirrend und sehr theorielastig, das Entstehen einer großen Wochenendliebe zweier schon erfahrener Menschen. Evelyn Schlag scheint dafür viel recherchiert zu haben, steht in der Danksagung doch etwas von einem Reisestipendium nach St. Petersburg und nach Alexandria. Es ist der vierte oder fünfte Roman, der 1952 in Waidhofen an der Ybbs Geborenen. Ich interessiere mich für sie, seit ich das 1984 erschienene „Beim Hüter des Schattens“, gelesen habe.
„Die göttliche Ordnung der Begierde“, wofür sie 1998, den Otto Stoessl Preis bekam, habe ich auch gelesen. Sonst gibt es noch einige Gedichtbände und damit wechsle ich zum zweiten Thema dieses Artikels, der gar nicht vorgesehen war, hat mir Alfred doch, als ich noch mit dem Lesen beschäftigt war, erzählt, daß am Freitag Vormittag Eugenie Kain nach einer zweijährigen Krebserkrankung in Linz gestorben ist, was sehr betroffen macht, weil ich die 1960 geborene Tochter des oberösterreichischen Dichters Franz Kain schon lange kannte. Hat sie doch, wie ich, immer beim Volksstimmefest gelesen, war auch in der GAV und ist mit dem bei Otto Müller erschienenen Erzählband „Schneckenkönig“ ziemlich berühmt geworden.
Da war ich auch bei der Lesung in der alten Schmiede und habe hier darüber geschrieben und bei diesem Joseph Roth Projekt hätte sie auch mitmachen sollen. Ich habe sie bei der Lesung am Volksstimmefest wahrscheinlich das letzte Mal gesehen, da ich mich nicht mehr erinnern kann, ob sie im Oktober bei der GAV-GV war.
Ihr am Volksstimmefest gelesener Text „Randschriften“ in dem es um den Polizeieinsatz beim letzten Linzer Maiaufmarsch geht, ist in der Anthologie „Wir retten ein System enthalten“, die am Donnerstag 14. 1. 19.30 im reading!!!room in der Anzengrubergasse 19/1 vorgestellt werden wird.
2010-01-09
Buchbesprechung und Todesfall
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