Rolf Schwendter ist nicht nur dreifacher Doktor, sondern auch ein großer Katzenfan und so hat ihm Susanne Schneider den 2. Wiener Katzenfasching im Gasthaus Sittl ausgerichtet und mich, obwohl ich nicht so eine besondere Katzenliebhaberin bin, eingeladen mitzumachen. Da habe ich im November einen Text mit einer Gegenfigur zum Kater Murr, nämlich der Kätzin Murana, der Audi Max Unikatze geschrieben, der zwar nicht unbedingt zum Fasching passt. Aber ein Faschingstyp bin ich ebenfalls nicht, obwohl ich mich schon an Jahreszeitenrituale halten, einer Verhaltenstherapeutin sind Strukturen wichtig, aber Bälle habe ich kaum besucht und das Verkleiden liegt mir nicht so sehr.
Ich wurde aber von Ruth Aspöck vorgewarnt, die im vorigen Jahr mit Ilise Kilics Katzencomics mitgemacht hat, das erwartet werden könnte, daß man sich verkleidet und die Veranstaltung, wie eine Faschingsgilde angelegt ist. Davon habe ich zwar auch nicht so viel Ahnung. Es stand aber im Programm, daß die Veranstaltung mit einer kräftigen Miau Begrüßung durch das Publikum beginnt und dann die Katzenfaschingsgilde, bestehend aus seiner Hoheit König Rolf I von Katzenstein und Katereck, dem Prinzenpaar Christa von und zu Samtpfoten Krallenberg, dem Prinzen Manfred von Katzburg usw, ein wenig seltsam vielleicht bei Leuten, die man sonst auf dem Volksstimmefest sieht, vorgestellt wird. Das hätte mich auch interessiert, bin aber, weil zu Fuß gegangen, zu spät gekommen, so saß die Gilde schon an ihrer Tafel, Manuel Girisch trug gerade „Die Katze in der unbekannten Klassik“ vor und an dem Tisch, wo ich einen Platz bekam, saßen drei als Katzen geschminkte Damen und das Programm ging von neunzehn bis vierundzwanzig Uhr quer durch die gesamte Katzenliteratur.
Beim Lesetheater werden ja eher fremde Texte gelesen, aber einige eigene kommen immer wieder vor, es gab auch einige Gesangs- und Performanceeinlagen und statt Applaus ein kräftiges Miau, das mich anfangs irritierte.
Ich habe aber Dichterfaschingserfahrung, denn den gab es eine Zeitlang in der Gesellschaft für Literatur. Da hätte man sich auch verkleiden sollen und vielleicht lustige Texte lesen, da aber alle lesen konnten, die wollten, man bekam kein Honorar, aber ein Buffet, haben sich die Leute gemeldet, die sonst nicht lesen dürfen und einfach ihre Texte vorgetragen und da las ich am Anfang, die Opernballszene aus „Zwischen Hütteldorf und Heiligenstadt“ und beim zweiten Mal ein Stück aus dem „Wiener Stadtroman“, also auch nicht so besonders lustige Texte.
Jetzt gibt es den Dichterfasching nicht mehr und beim zweiten Wiener Katzenfasching gab es eigentlich alles.
Tucholsky, Rosa Luxenburg, Robert Gernhardt, Katzenstories, Sextips und Aphorismen. El Awadalle las ihre „U-Bahn Dialoge“, Susanne Schneider „Barbarinas blaue Stunden“, wo eine Katze mit dem Kater Trotzky auf Abwege geht, am nächsten Morgen aber reuig zurückkommt und auf den Briefträger wartet, um wieder in das Haus zu kommen und Rolf Schwendter schloß um Mitternacht mit einem seiner politischen Gesänge, wo ebenfalls die Uni-Besetzung und das andere Aktuelle erwähnt wurde, dazwischen war immer Zeit für ein Miau, das als Refrain eingebaut war.
Vor der Pause setzte sich ein Betrunkener neben mich und bemerkte, nach einer Weile, daß ihm soviele Katzen auf die Nerven gingen. Dann wollte er selber mitmachen, was bei den anderen Aggressionen erweckte, er wurde unterbrochen und ausgemaut, ließ sich aber nicht abhalten, sondern mokierte sich, als Charles Baudelaire vorgetragen wurde, daß er die „Blumen des Bösen“ kenne, das Vorgetragene aber Unsinn sei, denn Baudelaire sei nie im Leben mit einer Katze, sondern mit einer Schildkröte durch Paris gegangen.
Es war also lustig, nachdenklich und interessant. Christa Mitaroff hat auf der Gitarre „Paulinchen war allein zu Haue“ aus dem Struwelpeter vorgetragen. Christa Kern war so kunstvoll als Katze geschminkt, daß ich sie fast nicht erkannt hätte und Rolf Schwendter mit einer Krone auf dem Kopf zu sehen, war für mich ein ungewohnter Anblick, sein Text war aber sehr politisch. Die Sozialkritik war auf jeden Fall da und Humor ist sicher ein wichtiges Element bei der Problembewältigung, auch wenn ich nicht sehr lustig bin.
Es scheint auch viele Katzenliebhaber zu geben und daher genauso viele Katzengeschichten, die sich vielleicht doch nicht so gut verkaufen lassen und so haben sich bei meinen Bücherstapeln aus den diversen Büchertürmen oder zur freien Entnahmeschachteln einige Katzenbücher angesammelt, zum Beispiel das „Katzenschnurren“ aus dem Residenzverlag oder auch Elke Heidenreichs „Nero Corleone, das ich letztes Jahr gelesen und besprochen habe.
Sonst ist noch zu sagen, daß Regina Alfery mir einen jungen Mann vorstellte, der mir seine Texte übergab, was für mich auch eine interessante Erfahrung ist.
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